Bochum. Bochumer Grüne möchten Flüchtlinge eher in Wohnungen unterbringen. Partei sieht die Gefahr von Corona-Infektionen in größeren Einrichtungen.

Nachdem es in etlichen Flüchtlingsunterkünften in Nordrhein-Westfalen zu Corona-Ausbrüchen gekommen ist und auch der in Bochum beheimatete Flüchtlingsrat NRW auf die zum Teil höchst problematische Situation gerade in den großen Sammelunterkünften hingewiesen hat, melden sich nun die Bochumer Grünen zu Wort. Die Grünen sehen, dass die Unterbringung von Menschen auf sehr engem Raum im Ansteckungsfall die rasche Ausbreitung des Corona-Virus begünstigt. Die Stadt betont, dass bislang keine Corona-Infektionen in städtischen Einrichtungen bekannt geworden seien.

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Grüne: Leerstehende Wohnungen nutzen

Astrid Platzmann-Scholten, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rat und selbst Ärztin, erklärt: „Wir sollten alle Möglichkeiten nutzen, um die Unterbringungsdichte in den Flüchtlingsunterkünften zu verringern, zum Beispiel in dem wir leerstehende Ferienwohnungen nutzen oder - noch besser - den Umzug in normale Mietwohnungen beschleunigen.“ Dabei spiele auch die Frage einer möglichen Testung der Bewohner und Bewohnerinnen eine Rolle.

Sorge um Gesundheit der Geflüchteten

Die Grünen im Rat zeigen sich besorgt um die Gesundheit der hier in Bochum von der Stadt untergebrachten Bewohner von Sammelunterkünften und wollen von der Verwaltung wissen, wie es dort um den Infektionsschutz steht und was noch getan werden kann. Die Menschen hätten in den gemeinschaftlich genutzten Küchen und Sanitäranlagen der großen Unterkünfte oft nicht die Möglichkeit, den nötigen Abstand zu halten. Außerdem müsse sichergestellt sein, dass das Betreuungspersonal in den Unterkünften zum Infektionsschutz und zur Umsetzung der Hygienestandards geschult werde und sensibel für die Symptome des Corona-Virus sei. Für die nächste Sitzung des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit und Soziales wollen sie ihre Fragen in einer Anfrage formulieren.

585 Flüchtlinge leben in großen Einrichtungen

Auf Nachfrage der WAZ äußert sich die Stadtverwaltung bereits heute zur Corona-Situation in den Flüchtlingsheimen. Von den knapp 2000 städtisch untergebrachten Menschen leben 585 Männer und Frauen in größeren Sammelunterkünften.

- Unterkunft Wohlfahrtstraße:127 Personen

- Unterkunft Emil-Weitz-Straße: 157 Personen

- Unterkunft Am Nordbad: 177 Personen

- Unterkunft Höntroper Straße: 124 Personen

Unterkünfte derzeit nur zu 60 Prozent belegt.

Die Stadt verweist darauf, dass in den Unterkünften die Hygiene- und Verhaltensregeln des Robert-Koch-Instituts (RKI) gelten. In den letzten Wochen wurden weitergehende Bestimmungen auch mit den Trägern der Einrichtungen abgestimmt. Diese seien derzeit mit einer Auslastung von etwa 60 Prozent belegt. Eine räumlich entlastende Koordination sei somit innerhalb der Unterkünfte möglich. Derzeit seien der Stadt keine Corona-Infektionen in Bochumer Flüchtlingsunterkünften bekannt. „Sollte sich das ändern, halten wir für Quarantäne-/Isolationsmaßnahmen Einrichtungen vor, die sich im Moment im „Stand- by-Modus“ befinden und schnell ihren Betrieb aufnehmen können“, so die Stadt.

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