Bochum-Werne. Eigentlich sieht das neue Pfahlhaus in Bochum-Werne ganz schick aus. Anwohner fühlen sich bei dessen Planung übergangen. Sie haben große Sorgen.
Eigentlich müssten die Anwohner von Oleander- und Wallbaumweg in Bochum-Werne zufrieden sein. Die Stadt Bochum gestaltet den oberhalb gelegenen Grünzug derzeit im großen Stil um. Zahlreiche Regenmulden sollen dafür sorgen, dass die Häuser im „Tal“ künftig bei Starkregen nicht mehr absaufen. Integrierte Spielelemente – allen voran das Pfahlhaus in der größten Regenmulde – sorgen mit dafür, dass das Ganze auch noch schick aussieht und für mehr Aufenthaltsqualität sorgt. Zu sehr vielleicht?
Anwohner in Bochum-Werne sorgen sich vor dem falschen Publikum in der Nachbarschaft
Denn genau davor haben viele Anwohner Angst: Dass ihre Nachbarschaft noch attraktiver wird und eine Klientel anlockt, die man im Viertel so gar nicht haben will. Schon aktuell habe man Ärger mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die bis nachts auf dem benachbarten Bolz- und Spielplatz Radau machen, Flaschen zerdeppern und Spritzen liegen lassen, schildert eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Die Ecke hier ist inzwischen zu einem Drogenumschlagplatz geworden.“
Von der Verwaltung fühlt man sich bei der Planung – speziell im unteren Teil – übergangen. Dass dort ein Pfahlhaus gebaut wird, habe man von Bauarbeitern erfahren, als diese vor Wochen loslegten, sagt die Anwohnerin. Auf einer Informationsveranstaltung Ende September 2018 sei davon nicht die Rede gewesen. Jetzt seien schnell die Pfähle in den Boden gerammt und ein Dach installiert worden – „so wurden Fakten geschaffen“.
Anwohner haben 40 Unterschriften gesammelt
40 Unterschriften aus der Siedlung sind inzwischen gesammelt worden und dem Stadtteilmanagement „W-LAB“ überreicht worden. „Um darzulegen, dass wir vor Weiterführung der Baumaßnahme bitte miteinander reden und echte Bürgerbeteiligung zulassen“, teilt Katja Oldenburg für die Nachbarschaft mit.
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Diese habe durchaus stattgefunden, sagt Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt. Zunächst bei einem Bürgerspaziergang am 22. September 2017. „Hierbei wurde die geplante Gesamtmaßnahme bzgl. der Wasserrückhaltung erläutert. Daraufhin wurde die Entwurfs- und Ausführungsplanung erstellt und die Idee zur Ergänzung der Mulden mit bespielbaren Holzelementen entstand“, erklärt Baltussen.
Bei der Vorstellung der ersten Pläne am 25. September 2018 in der Kleingartenanlage Flora sei die Idee zur Ergänzung der Mulden mit bespielbaren Bruchwald-Elementen vorgestellt worden. „Schon in dieser Präsentation wurde ein Pfahlhaus in der südlichen Mulde vorgestellt“, sagt Andrea Baltussen und liefert auch den Beweis – einen Auszug aus der Präsentation, der der Redaktion vorliegt.
Stadt: Keine weitere Planänderung
Zwei Bänke sind parallel zum Pfahlhaus geplant, dazu soll bei der Umgestaltung des Bolzplatzes eine Sitztribüne entstehen. „Wenn das beides wegfiele, wäre uns schon sehr geholfen“, hofft die Anwohnerin, die anonym bleiben möchte, auf ein Einsehen der Stadt.
Eine weitere Planungsänderung werde es nicht geben, stellt Andrea Baltussen klar. Speziell bei den Sitzgelegenheiten müsse man ja auch an ältere Mitbürger denken, „und nicht nur an randalierende Jugendliche“.
Das Pfahlhaus sei nie entlang des Friedhofes oder im Bereich der Straßen Auf der Bredde/Am Gausefei geplant gewesen, versichert Andrea Baltussen und widerspricht dahingehend den Anwohnern des südlichen Bereichs, die das so verstanden hätten. Auch habe man keine „Fakten schaffen“ wollen: „Das Material für das Dach war einfach da und wurde verbaut.“
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Zahlreiche Anregungen der Anwohner seien während den Beteiligungsterminen, aber auch in jüngerer Zeit, umgesetzt worden. Ein Durchgangsweg wurde weg vom Oleanderweg und hin zur Kleingartenanlage Flora verlegt. Auch wurde die Optik des Pfahlhauses an die Wünsche aus der Nachbarschaft angepasst. „Aus unserer Sicht wurde die geplante Baumaßnahme mit den Bürgern hinreichend kommuniziert“, sagt Andrea Baltussen. „Das Ergebnis war ein Entgegenkommen durch Umplanung der Lage und Ausführung des Pfahlhauses, des Weges, der Bankplätze und Fahrradständer.“ Was das Ganze im übrigen teurer gemacht habe. Nach WAZ-Informationen liegen die Mehrkosten durch die Kompromisse im fünfstelligen Bereich.
Bezüglich der nächtlichen Ruhestörungen habe sich die Stadt aktuell erneut bei der Polizei erkundigt, teilt Andrea Baltussen mit. Ergebnis: „Seit Mai 2019 gab es keine polizeilichen Einsätze dort.“ Zudem kontrolliere das städtische Ordnungsamt dort und der Spielplatz werde regelmäßig gereinigt. „Sollten sich Probleme auftun, reagieren wir natürlich“, verspricht Baltussen.
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