Wattenscheid-Mitte. Die Arbeiten der Emschergenossenschaft am Wattenscheider Bach nerven die Anwohner. Sie beklagen Lärm und Dreck, fordern mehr Schutzmaßnahmen.

Es wird gebohrt, gerammt, gehämmert: Die Nerven von Anwohnern am Watermanns Weg liegen blank. Die Arbeiten im Rahmen der Renaturierung des Wattenscheider Bachs durch die Emschergenossenschaft haben das Wohngebiet erreicht.

Große Löcher werden gebohrt

„Viele große, tiefe Löcher werden hier gebohrt. Lärm und Staub sind nicht auszuhalten. Von 6.30 bis nach 18 Uhr wird gearbeitet, ohne Rücksicht auf die Anwohner. So geht das nicht“, kritisiert Anlieger Willi Litzbarski, der nur wenige Meter von der Großbaustelle entfernt in einem schmuck renovierten Haus wohnt.

„Lärm unerträglich“

„Im Garten kann man teils nur mit Ohrstöpseln sitzen, eine vernünftige Unterhaltung ist da kaum möglich. Das ist doch kein Zustand, auch die Nachbarn sind total genervt.“ Seit 40 Jahren wohne er hier, „doch so was habe ich noch nicht erlebt“. Lärm und Staub seien „unerträglich. Es geht hier um meine Gesundheit und die der anderen Anwohner“.

Dünne Kunststoffmatten hängen zur Lärmreduzierung am Bauzaun.
Dünne Kunststoffmatten hängen zur Lärmreduzierung am Bauzaun. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Schon mehrfach habe er die Emschergenossenschaft darauf hingewiesen, dies zu ändern und für Lärm- und Staubschutz zu sorgen. „Doch es hat sich nichts getan. Und das soll noch zwei Jahre so gehen?“ Viele Fotos und Videos habe er von diesen Zuständen gemacht. Die rund 1,80 Meter hohen, dünnen Kunststoffmatten an den Bauzäunen, die dort aufgestellt wurden, seien überhaupt kein Schutz gegen Lärm. „Ein Witz. Da müssen richtige Schallschutzwände her.“

Bombenverdacht

Auch habe er davon gehört, dass hier „wohl sechs bis sieben Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg liegen sollen. Ich habe bei der Emschergenossenschaft nachgefragt, was es damit auf sich hat. Doch niemand sagte bisher was dazu. So läuft das nicht. Es geht auch um unser Sicherheitsgefühl.“

Der Watermanns Weg wurde im Rahmen der Arbeiten für den Kfz-Verkehr komplett gesperrt. Die Arbeiten finden unweit der Einmündung zur Schlachthofstraße statt. Zuvor fanden schon Arbeiten in Höhe der Marienstraße statt. Der Wattenscheider Bach als Abwasserkanal, der schon seit Jahren renaturiert wird, verläuft hier zwischen diesen Straßen noch oberirdisch entlang der Kleingartenanlage.

Emschergenossenschaft hat Anwohner informiert

Pressesprecher Ilias Abawi von der Emschergenossenschaft erklärt auf Nachfrage der Redaktion: „Im Bereich Watermanns Weg werden zurzeit Bohrpfahlarbeiten ausgeführt. Auf diese Art werden in diesem Bereich zwei Baugruben für den Kanalbau errichtet. Über diese lärmintensiven Arbeiten wurden die Anwohner durch einen Infoflyer vorab informiert.“

Die Baustelle am Watermanns Weg.
Die Baustelle am Watermanns Weg. © Emschergenossenschaft

Die Arbeiten an der ersten Baugrube sollen spätestens in der 24. Kalenderwoche fertiggestellt werden. Die Ausführung der zweiten Baugrube werde sich weiterhin wegen der festgestellten Bombenverdachtsmomente verzögern. „Bis jetzt haben sich vereinzelt Anwohner (im April) über Lärm und Staub bei unserer Projektleitung bzw. der örtlichen Bauüberwachung beschwert. Diese Beschwerden nehmen wir immer sehr ernst und reagieren sofort.“

Lärmschutzmatten aufgehängt

Lärmmindernde Maßnahmen seien wegen der sehr beengten Verhältnisse schwer umsetzbar. „An den Bauzäunen wurden Lärmschutzmatten aufgehängt. Der Baustellenbereich wird regelmäßig bewässert. Allerdings ist bei den aktuellen Wetterbedingungen die Staubentwicklung auch ohne Bautätigkeiten sehr groß, daran können wir nur schwer etwas ändern.“

Verdacht auf Bomben

Zu möglichen Bomben: „In dem Gewässerabschnitt zwischen Watermanns Weg und Marienstraße sind elf Verdachtsmomente festgestellt worden. In dem Fall wird es vorerst nur vermutet, dass in diesen Bereichen eine Bombe liegen könnte. Das Risiko ist sehr gering, kann jedoch nicht komplett ausgeschlossen werden.“

Die Überprüfung der Verdachtsmomente soll durch den Kampfmittelräumdienst in Absprache mit dem Ordnungsamt erfolgen. Wegen der Corona-Pandemie sollen derzeit aber Menschenmengen infolge einer Evakuierung vermieden werden. Zuständig ist die Stadt Bochum, um ein Konzept zur Evakuierung zu erstellen, das die Überprüfung der Verdachtsmomente in der Coronazeit ermöglicht.

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