Bochum. Ein Schüler aus Ecuador wollte eigentlich nur während der Ferien in Bochum bleiben. Wegen Corona verbrachte er drei Monate in einer Studenten WG.
Eigentlich wollte Juan León Diego Jimbo (16) aus Ecuador nur während der Ferien einen Schüleraustausch in Bochum machen. Doch aus vier Wochen wurden aufgrund der Corona-Pandemie drei Monate, die er in einer Studenten-WG in Bochum verbringt. Mögliche Rückreisen wurden immer wieder verschoben. Am morgigen Samstag, 23. Mai, kann er zurück in seine Heimat fliegen.
Mitbewohner Frederik Schruba kennt Juan Diego schon seit einigen Jahren. Der Lehramtsstudent und Aushilfslehrer hat den Vater des Schülers bei einem Auslandssemester in Spanien kennengelernt, da dieser an der Universität seine Doktorarbeit geschrieben hat. „Vor Weihnachten hat er mich angeschrieben und gefragt, ob Juan Diego in den Ferien für einen Schüleraustausch nach Deutschland kommen kann", sagt Schruba. Er habe dann einige Schulen in Bochum angeschrieben. In der Schiller-Schule gab es schließlich eine Lehrerin, die selbst eine Zeit lang in Ecuador lebte.
Rückflüge nach Ecuador wurden immer wieder verschoben
Ende Februar kam Juan Diego in Düsseldorf an. Da der dritte Mitbewohner kurz vorher ausgezogen ist, konnte der Austauschschüler in einem WG-Zimmer wohnen. Doch nach gerade einmal zwei Wochen Unterricht wurden die Schulen aufgrund des Coronavirus geschlossen. Rückflüge in seine Heimat wurden mehrfach verschoben. Ihm fehle zwar seine Familie, Freunde und sein Basketballteam, aber trotzdem geht er gelassen mit der Ungewissheit um: „Ich denke, dass es für mich nicht sehr schwer ist. Ich habe hier eine gute Zeit", sagt Juan Diego.
Anfangs habe sich Frederik Schruba Sorgen gemacht, ob sich Juan Diego langweile, wenn er keine Schule hat. „Im Endeffekt hat er es sehr relaxed aufgenommen", sagt der WG-Bewohner. Vor zwei Wochen ist auch wieder der Unterricht in seiner Schule in Ecuador gestartet. Der Unterricht findet ein bis zwei Stunden am Tag im Internet statt. Juan Diego berichtet, dass die Kurse aufgrund der Zeitverschiebung am Abend seien - meist gegen 21 Uhr. Bochum liegt sieben Stunden vor seiner Heimatstadt Salinas.
Gemeinsame Unternehmungen rund um Bochum
Die Zeit haben die drei WG-Bewohner für gemeinsame Aktivitäten genutzt. „Bevor der Lockdown losging, haben wir viel gemacht. Wir waren bei einem VfL-Spiel und einem Basketballspiel von den Astro Stars", erzählt Julian Dominicus, ebenfalls Mitbewohner der WG. Darüber hinaus haben sie Juan Diego unter anderem die Hohensyburg, das Deutsche Bergbaumuseum und die Halde Hoheward gezeigt. Durch die vielen Ausflüge habe Julian Dominicus, der ursprünglich aus Hattingen kommt, die Umgebung nochmal besser kennengelernt und viele neue Sachen entdeckt. Als die Regelungen aufgrund der Verbreitung des Coronavirus verschärft wurden, mussten die drei ihren Alltag umstellen. „Wir haben uns viel drinnen beschäftigt, sind spazieren gegangen oder haben Basketball gespielt - auf Abstand und nur wir als Haushalt", sagt Julian Dominicus.
Juan Diego hat vor dem Austausch noch nie alleine gelebt und konnte von seinen Mitbewohnern einiges lernen. In den letzten Wochen haben sie viel gemeinsam gekocht. Sein Lieblingsgericht: „Ofenkartoffeln", sagt Juan Diego. „Er kann mittlerweile sehr gute Falafeln machen", betont Julian Dominicus. Doch auch ecuadorianische Gerichte, wie zum Beispiel frittierte Kochbananen, kamen auf den Tisch. „Wir waren eine gute Corona-Truppe", sagt Frederik Schruba abschließend.
>>> Zweiwöchige Quarantäne nach Einreise
Salinas ist eine ecuadorianische Küstenstadt. Der Rückflug geht erst einmal nach Quito, die Hauptstadt von Ecuador. „Ich muss, wenn ich nach Hause komme, zwei Wochen lang in Quarantäne", berichtet Juan Diego.
Da er aber noch minderjährig ist, könne er die Quarantäne im Haus seiner Familie verbringen. Insgesamt seien die Regeln, um die Ausbreitung der Corona-Pandemie zu verhindern, in Ecuador strenger als in Deutschland, stellt Juan Diego fest.