Bochum. Gegner der staatlichen Corona-Beschränkungen gehen jetzt auch in Bochum auf die Straße. Derweil steigt die Gesamtzahl der Infektionen leicht an.
Die bundesweiten Demonstrationen gegen die Corona-Beschränkungen haben Bochum erreicht. Auf dem Husemannplatz kam es am Samstagnachmittag zu einer ersten Kundgebung.
Als Veranstalter trat eine Gruppe namens "Bürgerechtsbewegung Bochum" auf. Rund ein Dutzend Demonstranten und Redner warnten davor, dass der Staat die Pandemie ausnutzen wolle, die Demokratie auszuhebeln und die Bürger total zu überwachen. Von Zwangsimpfungen und implantierten Chips war die Rede, von "Lügenpresse" und Abschaffung des Rechtsstaats. Kanzlerin Merkel wurde als "Stasi-Alte" beschimpft. Abstandsregeln wurden ebenso ignoriert wie das Tragen einer Schutzmaske.
Die meisten Passanten schenkten der laut Polizei kurzfristig angemeldeten Kundgebung keine Beachtung oder sprachen von "gefährlichen Spinnern". Gegendemonstranten hielten Transparente in die Höhe: "Achtung! Impfgegner, Nazis, Reptiloide" (Verschwörungstheoriker). Sie skandierten: "Stoppt die Verschwörungspandemie!"
Infektionszahlen steigen leicht an
Derweil ist die Zahl der nachgewiesenen Corona-Erkrankungen in Bochum leicht angestiegen. Insgesamt 493 bestätigte Infektionen meldete die Stadt nach einer Sitzung des Krisenstabes am Samstagnachmittag: fünf mehr als am Freitag.
Aktuell ist bei 65 Bochumern eine Infektion festgestellt worden. Fünf davon werden im Krankenhaus behandelt, zwei auf der Intensivstation. 409 Bochumer sind mittlerweile genesen, 18 sind verstorben. In häuslicher Quarantäne harren 208 Frauen und Männer aus.
Schlachthof: neue Ergebnisse
Die Zahl der Neuinfizierten pro 100.000 Einwohnerin Bochum liegt im Durchschnitt der vergangenen sieben Tage bei 10,7 (Freitag 10,3). Die Rate unterschreitet damit weiterhin deutlich den kritischen Wert von 50 Neuinfizierten.
Als "erfreulich" bewertet die Stadt die bislang vorliegenden Testergebnisse vom Schlachthof Bochum. Dort hat die zweite Testreihe der insgesamt 313 Mitarbeiter begonnen. "193 Resultate sind jetzt da. Sie sind allesamt negativ, auch bei 21 Beschäftigten, die bei der ersten Reihe noch positiv getestet worden waren", berichtet Stadtsprecher Peter van Dyk.
Beim ersten Test hatten 30 Mitarbeiter einen positiven Befund, fünf davon aus Bochum.
Stadt-Testungen vor dem Aus
Unterdessen stehen die Corona-Tests unter der Federführung der Stadt infrage. Wie am Samstag bekannt wurde, hat die Kassenärztliche Vereinigung der Stadt in einem Schreiben mitgeteilt, dass die Kommunen die Tests ab dem kommenden Mittwoch (20.) nicht mehr mit den Kassen abrechnen können. "Dadurch steht das Corona-Screening der Stadt Bochum vor dem das Aus", heißt es im Rathaus.
Fortan müssten danach allein die Kassenärzte die Tests (bislang mehr als 7000 meist in der Drive-in-Stelle am Harpener Feld) vornehmen. „Hier soll an der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger gespart werden", kritisiert Stadtdirektor Sebastian Kopietz in einer ersten Stellungnahme.