Bochum-Dahlhausen. Bettina Kretschmer verlegt ihren Malkurs aus der Alten TimmerSchule in ihren Garten in Bochum-Dahlhausen. Hinter dem „Malort“ steckt ein Konzept.

Der „Malort“ bleibt ein Malort, gleichgültig, wo gemalt wird. Was absurd klingt, ist gleichermaßen Programm wie Improvisation bei den Kreativen des Kurses von Bettina Kretschmer. Üblicherweise treffen sie sich in der Alten Timmer-Schule an der Hattinger Straße/Ecke Hasenwinkeler Straße in Bochum-Linden, wegen der Corona-Einschränkungen hat die Künstlerin in ihren Garten am Polterberg in Bochum-Dahlhausen eingeladen. „Eine einzigartige Situation“, meint sie lächelnd.

Alles ist heute ein bisschen anders als sonst, denn in der gewohnten Schule wären die Abstände kaum möglich gewesen. Statt an der Wand mit Reißnägeln werden heute die etwas kleineren Blätter auf Malbrettern befestigt.

Bettina Kretschmer steht an ihrem Reisenpaletten-Tisch in ihrem Garten in Bochum-Dahlhausen.
Bettina Kretschmer steht an ihrem Reisenpaletten-Tisch in ihrem Garten in Bochum-Dahlhausen. © FFS | Dietmar Wäsche

Bettina Kretschmer hat außerdem ihren Reisepaletten-Tisch ausgeklappt, der schon auf einer Tour nach Südafrika in die Townships gute Dienste tat. In einer Reihe sind Becher mit den verschiedenen Farben aufgestellt.

Absichtsloses Malen

Die Teilnehmer, heute ausnahmsweise nur Erwachsene, kommen sich nicht in die Quere, lassen sich von der Leiterin ihre Utensilien einzeln anreichen. Nach jedem Wechsel können die Pinsel desinfiziert werden. Einige haben Mund-Nase-Schutzmasken angelegt.

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Die Atmosphäre in dem großzügigen Garten wirkt inspirierend auf das konzentrierte Schaffen nach dem „Malort“-Konzept, das Bettina Kretschmer seit zwei Jahren verfolgt. Sie ist darin von dem deutschen Pädagogen und Forscher Arno Stern, inzwischen 95 Jahre alt, am „Institut de Recherche en Sémiologie de l’Expression“ in Paris ausgebildet worden. Einer seiner Kernansätze ist dabei die Absichtslosigkeit des Malens. „Die Bilder werden nicht bewertet, nicht besprochen“, ist Kretschmer und den Teilnehmern wichtig.

Punkte, Tupfen, Kreise

Sie skizziert: „Jeder hat ein Repertoire zu malen, eine natürliche Malspur. Es beginnt mit Punkten, Tupfen, krakeligen Kreisen, etwa 70 Elementen.“ Die Figuren bekommen erst später eine Bedeutung „von außen“, die Ansätze ohne einen gegenständlichen Bezug. „Das ist keine Therapie“, unterstreicht die Künstlerin, „ein Malspiel, nur für die eigene Kreativität.“ Und diese Freiräume sind an diesem Nachmittag gerade unter freiem Himmel und in der speziellen Krisensituation wichtig. „Jeder malt nur für sich, aber in der Gemeinschaft.“

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