Bochum. 22 Mitarbeiter des Schlachthofes in Bochum sind bislang mit dem Coronavirus infiziert. Sie alle arbeiten im Bereich der Schweineschlachtung.
Im Bochumer Schlachthof an der Freudenbergstraße sind Corona-Fälle aufgetreten. Bisher gibt es dort 25 bestätigte Fälle. Bei mittlerweile 181 Tests konnte das Virus nicht nachgewiesen werden. Derzeit stehen noch die Ergebnisse von etlichen Abstrichen aus. Von den 360 Mitarbeitern der Rinder- und Schweineschlachthofes sind rund zwei Drittel, also etwa 240, über Werkverträge dort beschäftigt.
Update, 11. März, 16.39 Uhr: Mittlerweile gibt es im Schlachthof Bochum 25 positiv getestete Mitarbeiter, darunter jetzt zwei aus Bochum. Nach WAZ-Informationen ist nun auch ein weiterer Bereich des Betriebs an der Freudenbergstraße, nämlich der Versand, betroffen. Insgesamt wurden 182 Personen im Schlachthof negativ getestet. Am morgigen Dienstag, 12. Mai, wird das Gesundheitsamt weitere 100 Mitarbeiter testen. Nach Informationen dieser Zeitung sollen etliche der positiv getesteten Mitarbeiter im Kreis Recklinghausen und in Herne wohnhaft sein. Es sei nicht immer einfach an die Personen zu kommen, da in einigen Fällen die Einträge in die Melderegister mit der tatsächlichen Wohnadresse nicht übereinstimmten.
11. März, 13.43 Uhr: Der Bochumer CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke reagiert empört über die jetzt bekannt werdenden Bedingungen in der Fleischindustrie. Mit Hinweis auf die Situation am Bochumer Schlachthof fordert er in einer aktuellen Stellungnahme: „Den himmelschreienden Arbeitsbedingungen muss endlich beigekommen werden. Trotz Kritik, hat die Industrie es freiwillig leider nicht hinbekommen. Daher muss die öffentliche Hand den Betrieben nun Beine machen.“
Radtke (CDU): „Abzockern das Handwerk legen“
Seiner Kenntnis nach seien es meist Menschen aus Rumänien oder Bulgarien, die in diesen Betrieben unter unzumutbaren Arbeitsbedingungen tätigt seien. Radtke fordert zudem eine angemessene Bezahlung nach deutschem Standard und „engmaschige Kontrollen, um die beschissenen Arbeitsbedingungen für die EU-Arbeitskräfte zu beenden und kriminellen Abzockern das Handwerk zu legen“. Außerdem müssten die Unterkünfte für ausländische Arbeitnehmer in Deutschland den Mindeststandards der Arbeitsstättenverordnung entsprechen.
11. März, 13.05 Uhr: Jetzt nimmt erstmals der Inhaber des Schlachthofes Bochum, Willms Fleisch, Stellung zur aktuellen Situation. Das Unternehmen mit seinen 360 Mitarbeitern habe nach den ersten beiden Corona-Fällen, die dort bereits Ende April festgestellt worden seien, 126 Tests in Eigenverantwortung durchgeführt. „Nachdem diese Tests teilweise weitere Infektionen bestätigt haben, haben wir die Schweineschlachtung und -zerlegung vorsorglich vorübergehend stillgelegt, um bestmöglichen Schutz für unsere Beschäftigen sicherzustellen. Die Rinderverarbeitung ist von diesen Maßnahmen unberührt“, heißt es in einer Reaktion auf Anfrage der WAZ.
Keine Mängel bei Hygiene im Schlachthof
Das Unternehmen äußert sich auch zur hygienischen Situation im Schlachthof aber auch zu den Wohnbedingungen der Arbeiter. Wie die Stadt bestätigt, hat es hinsichtlich der Hygiene in den Schlacht- und Weiterverarbeitungsbereichen keinerlei Beanstandungen gegeben. Das Unternehmen betont, dass dort die Hygienestandards ohnehin sehr hoch seien. „Diese haben wir aufgrund der Corona-Pandemie nochmals intensiviert und verschiedene zusätzliche Maßnahmen ergriffen, darunter beispielsweise die vollständige Trennung der Arbeitsschichten, die Trennung der Pausen, zusätzliche Desinfektionsmaßnahmen und weitere Maßnahmen.“
Viele Mitarbeiter leben mit Familien in Privatwohnungen
Die Stadt hatte mitgeteilt, dass es in einer Unterkunft, nach Informationen der WAZ ist sie in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude des Schlachthofes eingerichtet, Hygienemängel gegeben hat. Dort soll Schimmel in einem Zimmer festgestellt worden sein. Der Raum, so die Stadt, sei daraufhin verschlossen worden. Willms Fleisch äußerst sich auch dazu: „Wenn es hygienische Missstände in den Unterkünften gibt, werden wir diese umgehend beheben. Einen Zusammenhang zwischen den Infektionen und der Unterbringung sehen wir nicht, da die meisten der in der Schweinefleischerzeugung tätigen Werkvertragsbeschäftigten sich selbst privat eine Wohnung gemietet haben und teilweise mit ihren Familien in Bochum und Umgebung leben.“
11. März, 10.59 Uhr: Der Schlachthof Bochum, der seit drei Jahren zum Unternehmen Willms Fleisch GmbH aus dem Örtchen Ruppichteroth bei Bonn gehört, steht derzeit im Fokus des Gesundheitsamtes. Nach Informationen der WAZ hat das Unternehmen nach Bekanntwerden der beiden ersten Corona-Fälle Ende der letzten Woche seine komplette Schweineschlachtung, darunter die Schinkenverarbeitung, in Bochum stillgelegt. Die Rinderzerlegung laufe demnach bislang weiter. „Wir sehen derzeit keinen Grund, den kompletten Schlachthof stillzulegen“, so Stadtsprecher Thomas Sprenger. Das Unternehmen hatte nach zwei positiven Corona-Fällen auf eigene Initiative damit begonnen, die Mitarbeiter testen zu lassen. Insgesamt arbeiten 300 Menschen in dem Schlachthof.
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Die Fleischindustrie entwickelt sich nach den Fällen in Coesfeld und Oer-Erkenschwick ganz offensichtlich zu einem Corona-Hotspot. Auch in Bochum sind Mitarbeiter mit dem Virus infiziert. Und in den Unterkünften der Beschäftigten steht es nicht zum Besten.
Mitarbeiter von Bezirksregierung, Gesundheitsamt und Ordnungsamt stellten in der vergangenen Woche in Unterkünften von Mitarbeitern des Schlachthofes in Bochum hygienische Mängel fest.
Schlachthof-Mitarbeiter in verschimmelter Wohnung untergebracht
Die bei einem Subunternehmen beschäftigten Personen waren zum Teil in einer verschimmelten Wohnung untergebracht. Der Wohnungseigentümer wurde aufgefordert, die Mängel umgehend zu beseitigen. 21 Beschäftigte wurden angetroffen. Sie alle werden nun prophylaktisch auf das Coronavirus getestet.
Auch am Bochumer Schlachthof selbst wurden Hygienekontrollen durchgeführt. Bei der Überprüfung wurden aber keine Mängel festgestellt. Insgesamt sind dort rund 300 Menschen beschäftigt. Alle Beschäftigten sollen auf das Coronavirus getestet werden.
22 Mitarbeiter des Schlachthofes Bochum sind mit dem Coronavirus infiziert
Nach den bisher vorliegenden 125 Ergebnissen sind 22 Personen infiziert, darunter ein Bochumer Beschäftigter. Am Samstag sind 70 Abstriche durchgeführt worden. Diese Ergebnisse liegen aber noch nicht vor, teilte die Stadt am Sonntag mit.
Zur aktuellen Coronaschutzverordnung gibt es teilweise nähere Bestimmungen zu den einzuhaltenden Hygienebestimmungen. In diesem Zusammenhang weist die Stadt darauf hin: Jede/r Gewerbetreibende muss eigenverantwortlich für die Einhaltung der Regeln in seinem/ihrem Betrieb achten. Sämtliche neuen Bestimmungen sind unter www.bochum.de/Corona zu finden.
„Wir sind nicht in der Lage, die Einhaltung der Bestimmungen flächendeckend zu kontrollieren“, räumte ein Sprecher der Stadt gegenüber unserer Redaktion ein.