Bochum. Das Schauspielhaus Bochum meldet für 200 Mitarbeiter Kurzarbeit an. Die Vorbereitungen auf die neue Spielzeit geraten wegen Corona unter Druck.
Corona hat das Schauspielhaus Bochum weiterhin fest im Griff. Nicht nur, dass der Spielbetrieb seit Wochen ruht. Nun wird das Theater erstmals in der Nachkriegsgeschichte Kurzarbeit anmelden. 200 Mitarbeiter/innen sind betroffen.
„In einem ersten Schritt wird die Kurzarbeit für die nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes Beschäftigten angeordnet“, berichtet Schauspielhaus-Sprecher Alexander Kruse. Dabei handelt es sich um nicht-künstlerisches Personal; rund 200 Mitarbeiter/innen aus Technik und Verwaltung sind nach TVöD beschäftigt.
Künstlerischer Bereich noch nicht betroffen
Wie viele und welche Mitarbeiter aus dem künstlerischen Bereich in Kurzarbeit gehen würden, entscheidet sich erst nach den Beratungen/Verhandlungen vom Deutschen Bühnenverein und der Gewerkschaft der Bühnenangestellten, „diese sind aber noch nicht abgeschlossen“, so Kruse. Insgesamt sind am Bochumer Theater etwa 270 Menschen beschäftigt.
Ob das Theater in dieser Spielzeit, die bis Juni/Juli laufen sollte, überhaupt noch einmal öffnen kann, weiß zurzeit niemand. Der Betrieb ist auf „Null“ gestellt und müsste, sollten Vorstellungen vor Publikum wieder erlaubt sein, mit einem gewissen Vorlauf und unter ausgefeilten hygienisch-gesundheitlichen Rahmenbedingungen erst wieder hochgefahren werden.
Alle Premieren wurden abgeblasen
Auf Premieren wie die mit Spannung erwartete Shakespeare-Neuinszenierung von „König Lear“ des Intendanten ist keinesfalls mehr zu hoffen, da die Vorbereitungen jäh unterbrochen wurden. Es fanden keine Proben mehr statt, die Werkstätten und die technischen Einrichtungen hatten Zwangspause. Johan Simons verbrachte die letzten Wochen in seiner niederländischen Heimat und müsste, bevor er das Theater wieder betreten darf, eine 14-tägige Quarantänezeit in Bochum abwarten - wie jeder aus dem Ausland Einreisende.
Stadt bestimmt im Rahmen des Krisenmanagements
Voraussetzung für alles Weitere: Die Stadt müsste im Zuge ihres Corona-Krisenmanagements die Wiedereröffnung des Theaters und des Spielbetriebs erlauben. Danach sieht es zurzeit nicht aus.
Gleichwohl werden an der Königsallee Plänen geschmiedet: „Wir spielen verschiedene Möglichkeiten durch und befinden uns darüber mit der Stadt in engem Austausch“, so Theater-Sprecher Kruse. „Eines von vielen Szenarien wird stattfinden - welches, wissen wir natürlich jetzt noch nicht“, fügt er hinzu.
Mehrere Spielzeithefte für die neue Saison
Fest steht beispielsweise, dass das Theater für die kommende Spielzeit mehrere Spielzeithefte vorbereitet; auch das hat es noch nie gegeben. Möglichst flexibel auf die anhaltende Ungewissheit zu reagieren, ist die große Herausforderung.
Fest steht auch, dass in der neuen Saison einige für dieses Frühjahr vorgesehene Premieren nachgeholt werden, darunter der erwähnte „Lear“, aber eben auch Herbert Fritschs Grönemeyer-Hommage „HERBERT!“ und Johans Simons‘ Büchner-Inszenierung „Woyzeck“ mit Anna Drexler als Marie und Steven Scharf in der Titelrolle.
Neuproduktionen sollen stattfinden
Alle für 2020/21 geplanten neuen Produktionen sollen nach Möglichkeit laufen, „bisher gehen wir davon aus, dass in nächsten Saison nur eine der angedachten Aufführungen ausfallen muss“, so Kruse. Um welche Stücke es sich handelt, ist noch ein Geheimnis.
In normalen Zeiten wäre dieser Tage die große Präsentation für Johan Simons‘ dritte Saison fällig gewesen, eine Pressekonferenz, die bundesweit für Interesse gesorgt hätte. Und die jetzt auch Corona zum Opfer fällt.
>>> Info: Kontakt per Video
Mit einem täglichen Videoblog versucht das Theater, Kontakt zu seinen Besucher/innen zu halten.
Schauspieler/innen wie Sandra Hüller oder Michael Lippold steuern künstlerische Kurzbeiträge bei.
Der Blog ist unter der Rubrik "Schauspielhaus#Homestories" auf der Homepage des Theaters abrufbar.
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