In Bochum hat er studiert, jetzt lebt Rechtsanwalt Dr. Nick Oberheiden in den USA. In der WAZ äußert er sich über Corona und Trump.

Bochum. An der Ruhr-Universität Bochum hat die Karriere von Dr. Nick Oberheiden begonnen. Der Rechtsanwalt lebt heute in Dallas/Texas und führt eine Kanzlei. Mit der WAZ sprach er über Bochum und Deutschland, die Corona-Krise in den USA und Präsident Trump.

WAZ: Glück auf aus Bochum! Vermissen Sie etwas an Bochum und Deutschland?

Dr. Nick Oberheiden: Nun, zunächst einmal ist es natürlich schade, meine Familie und meine Freunde aus der Kindheit und Studienzeit nicht nach Belieben sehen zu können. Jedoch schätze ich mich glücklich, dass ich in einer Zeit der digitalen Revolution lebe, so dass, wenngleich zeitversetzt, gute Möglichkeiten existieren, mit allen, auch sehend, zu kommunizieren. Ganz allgemein ist Heimat für mich immer da, wo ich gerade bin. Ich habe in vielen Orten gelebt, studiert und unterrichtet – ob Hamburg, München, Paris, Rio de Janeiro, Den Haag, New York oder Los Angeles – und in allen 50 Bundesstaaten der USA gearbeitet. Doch mit Texas, mein Wohnort seit 2009, und dem Ruhrgebiet kann natürlich keiner konkurrieren!

„Made in Germany“ ist in den USA immer noch eine echte Marke

Dr. Nick Oberheiden: „Die Coronakrise kam für viele gänzlich unerwartet und dann mit voller Wucht.“
Dr. Nick Oberheiden: „Die Coronakrise kam für viele gänzlich unerwartet und dann mit voller Wucht.“ © Kick-Media

WAZ: Sollten sich die Deutschen etwas von den USA abschauen?

Ich verfolge die Geschehnisse in Deutschland auch nach über 15 Jahren im Ausland noch sehr genau. Oft werde ich nach den großen Unterschieden zwischen Deutschland und den USA gefragt. Zunächst einmal ist zu sagen, dass „made in Germany“ in den USA immer noch eine echte Marke ist. Deutschland sollte sich seiner preußischen Tugenden stärker bewusst sein, auch wenn dies im Einzelfall als Klischee wahrgenommen werden könnte. Damit ist ein positives Selbstbewusstsein als Land, als Nation und als Wirtschaftsmacht gemeint. In den USA ist das Glas immer halbvoll – in Deutschland, so scheint es, zu oft halbleer.

WAZ: Wie stark drückt die Coronakrise auf das Gemüt der US-Amerikaner?

Die Coronakrise kam für viele gänzlich unerwartet und dann mit voller Wucht. Ich glaube, dass viele erst jetzt, auch im Angesicht erheblicher Wirtschaftsprobleme, die Dimension für sich selbst und für das Land erfassen. Die Coronakrise ist nach der Wirtschaftskrise 2008/09 die zweite große Krise, die ich in den USA miterlebe. Ganz so schlimm wie 2009 scheint die Krise noch nicht angekommen zu sein.

Oberhausener studierte von 1998 bis 2000 in Bochum

Bochum war die erste Station in der Juristenausbildung von Dr. Nick Oberheiden. „Ich habe von 1998 bis 2000 an der Ruhr-Universität Rechtswissenschaften studiert, um zunächst noch die Vorzüge des elterlichen Wohnens in Oberhausen zu genießen.“

Von Bochum ging es dann an die Universitäten von München, Hamburg, Heidelberg (Dr. iur.) und schließlich in die USA mit Zwischenstopps am UN-Kriegsgericht für das ehemalige Jugoslawien und einigen juristischen Aufenthalten in Brasilien.

WAZ: Sind wegen Corona auch die Waffenläden zurzeit geschlossen?

Nein. Ich wurde hierzu unlängst von US-Medien als Verfassungsexperte befragt. Das Recht, eine Waffe zu tragen und zu erwerben, ist ein verfassungsrechtliches Grundrecht. So wie das Recht, seine Meinung zu äußern, kann dies nicht ohne Einfaches eingeschränkt werden. Jeder Bundesstaat hat die Möglichkeit, dieses Recht zu konkretisieren, also etwas weiter oder enger auszulegen. Im Ergebnis stehen Waffengeschäfte so in etwa auf einer Ebene mit Supermärkten.

Treffen mit Präsident Donald Trump und Vizepräsident Mike Pence

Pflegt Kontakte in höchste Kreise: Dr. Nick Oberheiden.
Pflegt Kontakte in höchste Kreise: Dr. Nick Oberheiden. © Kick-Media | Kick-Media

WAZ: Sie arbeiten mit Präsident Donald Trump und auch dem FBI zusammen?

Richtig ist, dass ich mich regelmäßig mit Politikern, sowohl republikanischen als auch demokratischen, treffe, um Inneneinsichten zu gewinnen, also Informationen zu erhalten, die so nicht in der Tageszeitung stehen. Diese teils privaten Treffen sind mir wichtig, um mir ein besseres Meinungsbild zu verschaffen. Neben zahlreichen Kongressabgeordneten und amerikanischen Senatoren gehören dazu in der Tat auch Präsident Trump und Vizepräsident Mike Pence. Was wir dann im kleinen Kreis oder beim Mittagessen besprechen, bleibt jedoch geheim. Apropos geheim: Ja, nahezu jeder meiner Rechtsfälle involviert das FBI. Meine Kanzlei vertritt Mandanten in Bundesverfahren und Wirtschaftsstraffällen vor dem amerikanischen Bundesjustizministerium und Bundesverteidigungsministerium. Die Ermittlungen in diesen Fällen obliegen typischerweise dem FBI, dem U.S. Secret Service und anderen Strafverfolgungsbehörden.

„Derzeit keine ernste Alternative“ zu Trump

WAZ: Wird Trump wiedergewählt?

Ich sehe derzeit keine ernste Alternative.

WAZ: In deutschen Medien kommt Trump äußerst schlecht weg. Können Sie das nachvollziehen?0

Präsident Trump ist mit einer Agenda angetreten, die gerade die Bürger in den lange Zeit vernachlässigten Bundesstaaten adressiert. Wenn Deutsche an die USA denken, denken wir an Miami und Los Angeles, New York und Disneyland. Der ganz große Teil der Amerikaner lebt jedoch zwischen den Küsten. Dies wird in der Auslandsberichterstattung seiner Politik oft übersehen. Ganz unabhängig von der Beurteilung seiner Politik bzw. seines Politikstils sei auf einen ganz wichtigen Punkt hingewiesen: Vergleicht man die durch Präsident Trump katapultierte Wahlbeteiligung in den USA etwa mit europäischen Demokratien, dann muss man ganz neutral feststellen, dass die amerikanische Demokratie unter Präsident Trump lebendiger ist.