Bochum. Die Geschichte von Patricia und Joshua aus Bochum ist besonders. Beide erkranken jung an MS. Dass sie sich finden, ist Resultat vieler Zufälle.

„Dass Josh und ich zusammengefunden haben, verdanken wir einer Kette von ziemlich irren, teilweise leider auch traurigen Zufällen“, erzählt Patricia (26). Seit fast drei Jahren sind sie und der 24-jährige Joshua ein Paar. Die Bochumer sind beide mit 16 Jahren an Multiple Sklerose (MS) erkrankt. Die Krankheit ist der Grund, dass sich das Paar näher kennenlernte. Doch es gibt etwas, das stärker ist, als die Erkrankung: ihre Liebe.

Patricia und Joshua wachsen in Bochum auf und besuchen beide die Hildegardis-Schule. Obwohl Patricia zwei Jahre älter ist als Joshua, landen sie letztendlich in derselben Stufe. Weil Joshua bereits in der Grundschule eine Klasse übersprungen hat und beide das Abitur 2013 machen, in dem Jahr, in dem wegen der Verkürzung der Schulzeit von 13 auf zwölf Jahre, gleich zwei Jahrgänge die Schule beenden. Dass Patricia und Joshua sich kennenlernen, obwohl sie keinen einzigen Kurs zusammen haben, ist einer der traurigen und zugleich glücklichen Zufälle in ihrer gemeinsamen Geschichte.

Bochum: MS-Erkrankung fesselt Joshua kurzzeitig an den Rollstuhl

Joshua ist 16 Jahre alt, als von einem Moment auf den anderen ein großer Teil seines Körpers gelähmt ist. Eine Entzündung des Rückenmarks fesselt den Schüler kurzzeitig an den Rollstuhl, ein halbes Jahr lang kann er nur mit Krücken gehen. „Ich war innerhalb von drei Stunden querschnittsgelähmt und musste quasi neu laufen lernen“, erinnert er sich heute, acht Jahre später, zurück. 

Schnell sprechen sich die unschönen Neuigkeiten in der Schule rum. „Der Buschfunk der Oberstufe“, meint Patricia, die ebenfalls von Joshuas Erkrankung erfährt und da unmittelbar an sich selbst denken muss. Sie selbst ist zwei Jahre zuvor, ebenfalls mit 16 Jahren, an MS erkrankt, kann sich in die Gefühlslage von Joshua hineinversetzen. „Ich suchte den Kontakt zu ihm. Ich wollte wissen wie es ihm mit der ganzen Sache ging und ob wir einander womöglich Mut machen konnten, was auch durchaus der Fall war“, erzählt die Bochumerin. 

„Ich hielt Josh eh für viel zu cool“

„Wir verhielten uns ein bisschen wie eines dieser alten Ehepaare, die kaum ein anderes Thema als die eigenen Krankheiten kennen, aber das auf eine doch irgendwie liebenswerte Art“, so die 26-Jährige. Man könnte meinen, dass nun das „Happy End“ der Liebesgeschichte kommt. Doch es sollten noch vier Jahre vergehen, bis Joshua und Patricia wirklich zusammenfinden. Denn Letztere war zu dieser Zeit in einer Beziehung und „hielt Josh mit seinen langen Haaren und den Wacken-Shirts eh für viel zu cool, um sich langfristig mit mir abzugeben.“

Trotzdem bleibt das spätere Paar in Kontakt, bei einem Festival zwei Jahre später verlieben sich beide richtig ineinander. Doch trotzdem steht Patricias Beziehung der Liebe lange im Weg. Weitere zwei Jahre später ist Patricia single, die Trennung hat sie viel Kraft und einen schweren MS-Schub beschert. Um diesen Lebensabschnitt hinter sich zu lassen, besucht sie mit Joshua das Sommerfest der Ruhr-Uni im Jahr 2017, an der sie Germanistik und Linguistik studiert. Auf einmal geht alles ganz schnell: Zwischen den beiden steht die Frage, was denn nun zwischen ihnen ist. Die Antwort ist ein Kuss unter dem großen Feuerwerk. „Das hätte wirklich eine tolle Szene in einer Schnulze Marke Rosamunde Pilcher abgegeben“, meinen die beiden schmunzelnd.

MS bestimmt das Leben von Patricia und Joshua nicht

Das ist nun drei Jahre her und noch immer sind beide unglaublich glücklich, einander zu haben und gefunden zu haben. Gesundheitlich geht es beiden gut. „Wir sind beide gut eingestellt und die Behandlungsmethoden schlagen an“, erklärt Joshua, der Lehramt an der TU Dortmund studiert.

In ihrer Beziehung ist die Krankheit kein großes Thema. Trotzdem tut es beiden gut, dass sie sich in den jeweils anderen hineinversetzen können. Mit ihrer Geschichte wollen sie Mut machen: „Die Krankheit bestimmt unser Leben nicht. Wir sind sogar dankbar, dass wir keine Krankheit bekommen haben, die schlimmer ist“, meint Joshua. Beide freuen sich auf ihre gemeinsame Zukunft. Dass sie einmal Kinder zusammen bekommen, wollen beide nicht ausschließen. „Auch aus medizinischer Sicht ist das kein Problem“, sagt Patricia. 

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