Bochums Abiturient Marvin Wiegandt schreibt leidenschaftliche Liebesgedichte. Er dichtet für Familie und Freunde – inspiriert durch das Leben.

Bochum. „L“ – es ist nur ein einziger Buchstabe, aus dem der Name eines Gedichtes von Marvin Wiegandt besteht. Es ist das Meisterstück des Poeten, der in seinem jungen Leben schon so viele Gedichte geschrieben hat, dass er sie nicht mehr zählen. Sein Steckenpferd: Liebesgedichte. Über drei Jahre hat er an „L“ geschrieben, bis der Herner Abiturient der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum endlich zufrieden war.

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„Das ,L’ steht für verlor’ne Liebe und für Leidenschaft. Für eine riesen Leere, die in meinem Herzen klafft. Die Liebe steht für Zärtlichkeit, mit einem Maß an Euphorie. Und für viel Geborgenheit. Nur wir beide vis-à-vis.“ So lautet die erste Strophe des Gedichts. „Das habe ich mit 15 für eine gute Freundin geschrieben“, erklärt Marvin Wiegandt. Weil diese ihn darum gebeten hatte. „Ich hab dann angefangen. Aber wenn man sich zwingt, dann wird das nichts“, sagt der 19-Jährige.

Bochum: Junger Autor schreibt über zwei Jahre an Liebesgedicht

Seine besten Werke hat Marvin Wiegandt in ein Buch übertragen – handschriftlich.
Seine besten Werke hat Marvin Wiegandt in ein Buch übertragen – handschriftlich. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Irgendwann brach der Kontakt zu der Freundin ab, doch: „Ich habe mir dann gedacht, dass ich es nochmal versuche.“ Und so schrieb Marvin Wiegandt und schrieb – bis er irgendwann endlich zufrieden war. „Zum Geburtstag habe ich es ihr dann geschenkt“, berichtet er. Vier Strophen mit je vier Versen hat das Liebesgedicht für die gute Freundin, in dem Wörter mit L die Hauptrolle spielen. Und auf Nachfrage gibt Marvin Wiegandt zu: Ein bisschen verliebt war er auch in das Mädchen, dessen Vorname mit L anfängt. Auch wenn kein Paar aus den Beiden geworden ist.

Gedichte schreiben – oder auch Geschichten – das ist die Leidenschaft des Bochumer Abiturienten, eigentlich schon immer. „Früher hatte ich immer einen Block dabei, irgendwann bin ich aber darauf umgestiegen, die Texte auf dem Handy zu schreiben. Das ist einfach entspannter“, findet Marvin Wiegandt. Er schreibt, wenn ihm danach ist. Meistens in der Bahn, oft morgens oder abends. „Zum Schreiben muss ich ein bisschen müde sein, wenn ich richtig wach bin, wird das irgendwie nichts“, meint der 19-Jährige und schmunzelt.

Zwei Seiten Gedicht in zehn Minuten geschrieben

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Für das Gedicht „L“ hat Marvin Wiegandt wohl am längsten gebraucht – obwohl es wohl das Kürzeste von ihm ist. Wenn der Schreibfluss es will, schreibt er zwei Blätter in zehn Minuten voll mit Text: so geschehen bei seinem Gedicht Flaschenpost. Sein Werk beginnt er mit Worten, die er selbst mehr dem Poetry Slam, einer modernen Schreibweise, zuordnet. Das lyrische Ich sitzt am Strand und findet eine Flaschenpost, befüllt mit einem Gedicht, das er dann auch aufschreibt. „Auf die Idee bin ich durch ein Buch gekommen, das Flaschenpost heißt“, berichtet der junge Dichter. Doch der Inhalt ist am Ende ein ganz anderer als der des Buches.

Inspiration holt sich Marvin Wiegandt in allen möglichen Situationen, die eben so im Leben passieren: Um eine Freundin mit Liebeskummer zu trösten, hat er ihr ein Gedicht geschrieben, einer anderen Freundin hat er mit seinen Worten geholfen, als diese einen geliebten Menschen durch den Tod verloren hat. Doch auch Alltagssituationen bringen Marvin Wiegandt auf Ideen – sei es die Jahreszeit, ein historisches Ereignis oder das Gespräch mit seinem an Epilepsie erkranktem Bruder (10) über Gott.

Ein Gedicht mit Anfang, Ende und alternativem Ende

Marvin Wiegandt liest einen seiner Texte vor. Der 19-Jährige ist Autor von Liebesgedichten.
Marvin Wiegandt liest einen seiner Texte vor. Der 19-Jährige ist Autor von Liebesgedichten. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Marvin Wiegandts längstes Gedicht handelt von der Liebe. Doch eigentlich ist es nicht ein Gedicht, es besteht aus gleich vier Teilen. Der erste Teil heißt „Das Herz“, eine Geschichte über die Liebe. Doch weil Geschichten auch Anfang und Ende haben müssen, hat der Autor sich diese gleich mit ausgedacht. Marvin Wiegandt: „Ich habe dann von vielen gehört, dass ihnen mein Ende nicht gefällt. Deswegen habe ich mir noch eine Alternative ausgedacht.“ Der vierte Teil des Gedichts.

Marvin Wiegandt schreibt seine Texte mit Leidenschaft – und redet ebenso leidenschaftlich über sie. Da könnte man meinen, dass er nach seinem Abitur in diesem Frühjahr auch als Dichter oder Autor arbeiten möchte. Doch er selbst ist da nicht so sicher: „Wenn sich etwas ergibt, gerne“, meint er, könnte sich aber auch vorstellen, irgendwas in Richtung Film zu machen. Dass seine Begabung etwas Besonderes ist, weiß der 19-Jährige, der auch Kurzfilme dreht und Fußball spielt: „Auch wenn es manchmal auch cool wäre, mehr so wie andere zu sein“, meint er schmunzelnd.

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