Bochum. Ein Landwirt aus Bochum verkauft in der Corona-Krise Klopapier, das im Supermarkt kaum noch zu haben ist. Der Preis ist allerdings hoch.

Normalerweise gibt es in dem Automatenverkauf am Hof von Guido Schulte-Schüren in Bochum-Stiepel Eier, Wurst, Kartoffeln, Brotaufstrich und Honig. Seit einer Woche gesellt sich aber auch Toilettenpapier hinzu.

Das ist in Supermärkten und Drogerieketten wegen Corona so gut wie ausverkauft. Der vom Landwirt aufgerufene Preis für das Klopapier ist allerdings umstritten.

"Toilettenpapier, 3-lagig, weiß, 150 Blatt pro Rolle, Packung 8 Rollen, 5 Euro." So steht es auf einem Aushang an einer Holzhütte, in der jeder Kunde rund um die Uhr, sieben Tage pro Woche, bei Schulte-Schüren frische Lebensmittel einkaufen kann. In einer Ecke liegen am Dienstag 13 Pakete Klopapier. Jeder darf sie mitnehmen, wenn er zuvor die fünf Euro in einem 50 Zentimeter hohen Abflussrohr mit Einwurfschlitz hinterlegt. Das hat Landwirt zu einer provisorischen Kasse zusammengebaut.

"Für größere Mengen sprechen Sie uns doch gerne an"

Es gibt verschiedene Margen. Zwölf Packungen zu je acht Rollen (96 Rollen) sind für 50 Euro zu haben. "Angebot!!!" Und weiter: "Für größere Mengen sprechen Sie uns doch gerne an." Insgesamt hat der Landwirt eine dreistellige Packungsmenge eingekauft.

Vor der Corona-Krise kostete der Preis rund die Hälfte. Und das macht WAZ-Leserin Gisela Kropeit aus Bochum "nachhaltig ärgerlich". Sie schätzt zwar die Vorteile von Hofläden in diesen Zeiten, und wenn der Betreiber nun auch Klopapier anbiete, so würde man meinen, dass er jeweils nur zwei Rollen für den "Notfall" zu einem "angemessenen Preis" verkaufe. Fünf Euro sei aber zu hoch, denn vor der Krise habe so eine Packung "mal unter zwei Euro" gekostet.

Leserin wirft Landwirt "Dreistigkeit" vor

"Mich macht solch eine Dreistigkeit fast sprachlos", sagt sie. Dem Landwirt scheinen "sämtliche Schamgrenzen abhanden gekommen zu sein, dass er sich traut, seine Geldgier so offen darzulegen". Er wolle "einfach die allgemein angespannte Situation ausnutzen, und hat keinerlei Hemmung, das auch ganz offenkundig zu tun, ohne irgendwelche Konsequenzen fürchten zu müssen". Sie habe im Bekanntenkreis zum Boykott aufgerufen.

Der so Gescholtene verteidigt sich. Der WAZ erklärte er am Dienstagmorgen auf seinem Hof: "Ich habe das Toilettenpapier auf Anfrage von vielen Kunden besorgt. Der Einkaufspreis beim Großhandel liegt deutlich höher als vor der Corona-Zeit."

Landwirt aus Bochum will den Gewinn an soziale Zwecke spenden

Außerdem: "Eigentlich habe ich nur positive Resonanz von Kunden, bis auf zwei oder drei." Für ihn sei das Service an seinen Kunden, denn im Supermarkt würden sie zurzeit vergeblich nach Toilettenpapier suchen. Der Landwirt weist auch auf sein finanzielles Risiko hin, dass jemand die Packungen einfach stehle. Sie sind Tag und Nacht zugänglich. Allerdings gebe es eine Kameraüberwachung in dem Holzhäuschen.

Schulte-Schüren, der den Hof in dritter Generation führt, sagte am Dienstag, dass er gar keinen Gewinn mit dem Klopapier machen will. Wenn etwas unter dem Strich übrigbleibe, werde er es an soziale Zwecke spenden.