Bochum. Hinter der Bochumerin Ursula Kowalitzki liegen harte Schicksalsschläge: Der Tod nahm ihr zwei Männer. Doch Liebe half, die Trauer zu bewältigen.
35 Jahre ist Ursula Kowalitzki aus Bochum mit ihrem Mann verheiratet, als dieser an einem Hirntumor stirbt – und das mit gerade einmal 54 Jahren. Hinter der Bochumerin liegen zweieinhalb Jahre, in denen sie ihren Walter liebevoll pflegt. Nach seinem Tod eröffnet sie eine Boutique, verliebt sich neu. Es scheint, als würde ihr Leben wieder in andere Bahnen gelenkt. Drei Jahre ist sie glücklich, bis das Schicksal erneut zuschlägt: Mit gerade 50 Jahren stirbt ihre zweite große Liebe – plötzlich und unerwartet.
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Ursula Kowalitzki, die von allen einfach Ulla genannt wird, ist stark, während sie von ihrem bewegten Leben erzählt. Dabei liegen hinter ihr harte Jahre, in denen sie nicht immer wusste, wie es weitergeht.
Bochumerin steht nach dem Tod ihrer großen Liebe vor Leere und Einsamkeit
35 Jahre waren Ursula Kowalitzki und ihr Walter, Eltern von zwei Söhnen, glücklich – bis ihre große Liebe 2005 erkrankt. Die Diagnose: ein Tumor am Spinalkanal. Dem Paar bleiben noch zweieinhalb Jahre: „Mein Mann, der immer so stark war, war am Ende ein Schwerstpflegefall.“ Nach seinem Tod steht Ursula Kowalitzki vor einer großen Leere voller Trauer und Einsamkeit.
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Bis sie irgendwann einen Entschluss fasst: „Ich muss irgendwas machen“, sagt sie sich. Von ihrer Schwester erfährt sie, das ein Ladenlokal auf der Wittener Straße frei steht. Sie fasst neuen Mut und eröffnet eine Boutique mit dem Namen „Ullas Modestern“, benannt nach dem Lieblingslied von ihr und ihrem Mann: „Einen Stern der deinen Namen trägt“.
Auf einen Höhepunkt, folgen zwei weitere Tiefpunkte
In Ursula Kowalitzkis Leben geht es aufwärts, sie trifft einen neuen Mann: Thomas Bliß. Zuerst funkt es nicht, er als Taxifahrer in Neuss wohnhaft, sie an Bochum gebunden, gibt es einfach nicht genügend gemeinsame Zeit. Die Wege der beiden trennen sich. Aber nicht für immer.
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Doch zuerst verliebt sich Ursula Kowalitzki neu, in einen ehemaligen Arbeitskollegen ihres ersten Mannes. Beide ziehen zusammen, sind glücklich. Auch wenn es schlecht läuft für ihre Boutique: „Das waren keine leichten Zeiten. Direkt vor meiner Tür entstand eine Baustelle, es gab keine Parkplätze mehr“, erinnert sich die Frau aus Linden. Das Geschäft schreibt rote Zahlen: „Mein Lebensgefährte schlug vor, die Boutique zu schließen, weil er gutes Geld verdiente.“ So gibt Ursula Kowalitzkis 2017 schweren Herzens ihre Boutique auf.
Am Valentinstag 2018 folgt der nächste Schicksalsschlag
Trotzdem blickt sie zuversichtlich in die Zukunft, mit ihrer zweiten großen Liebe. Bis zum Valentinstag im Jahr 2018. „Mein Lebensgefährte war nie krank, auch an dem Tag ging es ihm gut. Wir waren zusammen schwimmen und im Kino“, berichtet Ursula Kowalitzki. Bis es ihrem Lebensgefährten am Abend plötzlich immer schlechter geht. Die Frau aus Linden reagiert direkt, ruft schnell einen Krankenwagen. Doch während die Ärzte zuerst nichts feststellen, folgt der Schock. Ihre zweite große Liebe hat einen Aorta-Riss – er stirbt.
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„Ich stand vor dem Nichts“, sagt Ursula Kowalitzki, ein bisschen hört man ihr den Schmerz in ihrer Stimme an. „Hier saß ich nun. Hatte keinen Job und weil wir nicht verheiratet waren, auch keine Rechte auf irgendwas.“ Am liebsten hätte sich die so starke Frau vergraben.
Ein Versehen und eine Nachrichten sorgen für ein Happy-End
Immer näher rückt der April und damit auch der Zeitpunkt, zu dem es in den gemeinsamen Thailand-Urlaub gehen soll, mit einem befreundeten Pärchen. Eigentlich will Ursula Kowalitzki nicht fahren. Doch die Reise lässt sich nicht stornieren und die Überredungskünste ihrer Freundin siegen. Die ersten Tage sind hart, bis zu einer Nachricht, die am Ende alles ändert. Von Ursula Kowalitzki selbst: „Ich schrieb von da aus meinen ganzen WhatsApp-Freunden liebe Grüße aus Thailand.“ Darunter auch Thomas Bliß, eigentlich ungewollt.
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„Ich habe mich gefreut, als Ulla geschrieben hat“, sagt dieser heute. Er antwortete mit einem „Och!“ Und Ursula Kowalitzki antwortet erstmal gar nichts. Aber es kommt, wie es kommen muss. Noch immer sind sich beide sympathisch. Sie schreiben und telefonieren. Ganz offen erzählt sie, was in den vergangenen Jahren passiert ist. Irgendwann fragt Thomas Bliß, ob sich die beiden treffen wollen. Ursula Kowalitzki ist sich unsicher, sagt aber ja, weil ihr späterer Lebensgefährte Geburtstag hat.
Gesundheit ist der größte Wunsch Ursula Kowalitzki und Thomas Bliß
Erzählen Sie unsIhre Liebesgeschichte
Für unsere neue Serie „Bei aller Liebe“ suchen wir Paare aus Bochum, die uns ihre ganz besondere, außergewöhnliche Liebesgeschichte erzählen wollen.
Das können Männer und Frauen sein, die sich vor kurzem erst verliebt haben – oder schon ewig zusammen sind. Pärchen, die bald heiraten wollen oder (überzeugte) Singles. Partner, die trotz Altersunterschied oder anderer Nationalität zueinander gefunden haben.
Schreiben Sie uns unter c.rau@funkemedien.de oder j.stahl@waz.de oder als Brief an die WAZ-Redaktion Bochum, Huestraße 25, 44787 Bochum.
Doch sie denkt sich: „Was früher nicht passte, passt heute eigentlich auch nicht.“ Immer noch steht da das Zeitproblem zwischen beiden. Thomas Bliß beweist, wie ernst er es meint. An Silvester, um 0 Uhr steht er plötzlich vor seiner Ulla – obwohl er als Taxifahrer eigentlich arbeiten müsste. „Von da an war alles klar und wir waren zusammen“, erzählt Ursula Kowalitzki.
Etwas mehr als ein Jahr ist das nun her. Für die Zukunft hat das Paar eigentlich nur einen Wunsch: Gesundheit. „Ich habe zwei Männer verloren, auf meinen dritten muss ich aufpassen.“ Am Ende ist es ein Versehen, dass Ursula Kowalitzki und Thomas Bliß zusammen fanden. Sie sagt: „Er war für mich da, hat mit mir geweint und mir zugehört. Nun sind wir ein Paar. Das ist Schicksal, denke ich.“
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