Bochum. Nach dem Tod zweier Bewohner verschärfen die Bochumer Altenheime ihre Maßnahmen. Ein Mitarbeiter des Johannes-Stifts ist mit dem Virus infiziert.

Nach dem Tod zweier weiterer Bewohner des Heinrich-König-Seniorenzentrums in Weitmar verschärfen die Bochumer Seniorenheime nun ihre Maßnahmen gegen das Coronavirus. Im Seniorenheim Sankt Johannes Stift wurde derweil ein Mitarbeiter in Quarantäne positiv auf das Virus getestet.

Bei den Verstorbenen des Heinrich-König-Seniorenzentrums handelt es sich um den vierten und den fünften Todesfall in dem Seniorenheim in Folge des Virus. Seit vergangener Woche steht ein Wohnbereich des Seniorenzentrums mit 25 Bewohnern unter Quarantäne. Neun Bewohner wurden positiv auf das Coronavirus getestet.

Träger des Heims am Wabenweg mit aktuell 106 Bewohnern und rund 120 Mitarbeitern ist der Awo-Bezirksverband Westliches Westfalen. „Wir trauern um die Menschen, die in unserer Einrichtung an den Folgen der Corona-Infektion gestorben sind. Unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen“, so Michael Scheffler, Vorsitzender des AWO-Bezirksverbandes Westliches Westfalen.

Mitarbeiter machen wöchentlich Corona-Tests

„Die positiv getesteten Bewohnerinnen und Bewohner befinden sich in einem gesonderten Quarantäne-Wohnbereich. Sämtliche Bewohnerinnen und Bewohner dürfen die Zimmer nicht mehr verlassen“, teilt die AWO mit. Alle Mitarbeiter des Seniorenheims würden wöchentlich auf das Virus getestet. Mahlzeiten würden in Einmalgeschirr serviert und die Wäsche der Infizierten „separat gesammelt und in einem besonderen Verfahren an die Reinigungsfirma gegeben“. Zudem sollen am Eingang des Seniorenzentrums Unbefugte daran gehindert werden, das Seniorenzentrum zu betreten.

Um trotz des Besuchsverbots Kontakte zu ermöglichen, könnten die Bewohner mit ihren Angehörigen telefonieren. „Zudem können die Angehörigen am Eingang des Seniorenzentrums eine Kleinigkeit für ihre Angehörigen abgeben – das wird sehr gut genutzt und erfreut die Menschen“, teilt der Träger mit, „Oftmals sind es Fotos, Briefe, Zeitungen, selbstgebackene Plätzchen etc. Das ist zurzeit der Kontakt nach außen“.

Die Bewohner des Seniorenzentrums in Weitmar würden zwar die eingeleiteten Maßnahmen verstehen, „sind aber traurig, weil die familiären Kontakte fehlen“, so die AWO Westliches Westfalen, „zudem können die Menschen in der Einrichtung ihre Freundschaften und Kontakte untereinander nicht mehr pflegen.“

Sankt Johannes Stift: Mitarbeiter in Quarantäne wird positiv getestet

Über Infektionsfälle im Haus würden die Bewohner nicht zentral informiert. „Innerhalb der Einrichtung gehen wir mit den Infektionszahlen eher reaktiv um, um die Menschen nicht zu verängstigen. Die Angehörigen der positiv getesteten Menschen werden von uns informiert und werden fortlaufend über den Gesundheitszustand informiert“, teilt der Träger mit.

Derweil wurde ein Mitarbeiter des Sankt Johannes Stifts positiv auf das Coronavirus getestet. Er gehört zu den fünf Mitarbeitern der Senioreneinrichtung, die sich in Quarantäne begeben hatten, nachdem ein mit dem Coronavirus infizierter Bewohner verstorben war. „Bei den anderen vier Mitarbeitern läuft die Quarantäne in den nächsten Tagen aus“, sagt Klaus Rohde aus dem Vorstand des Trägervereins des Sankt Johannes Stifts. Sofern ihre Testergebnisse negativ ausfallen, sollen die Mitarbeiter in wenigen Tagen wieder im Sankt Johannes Stift eingesetzt werden.

„Alle nachfolgenden Tests von Bewohnern und Mitarbeitern sind negativ geblieben“, so Rohde. Auch eine in dem Haus tätige Logopädin war positiv auf das Virus getestet worden. „Wir sind froh, dass auch die Bewohner, die von der Logopädin behandelt wurden, alle negativ getestet sind“, sagt Rohde, „aber das ist eine Schnappschuss-Situation – die kann sich jederzeit ändern“

Im Sterben liegende Bewohner dürfen doch besucht werden

Die Stimmung unter den Mitarbeitern sei „der Situation angemessen gut“. „Die Mitarbeiter haben eine gewisse Entlastung dadurch, dass aktuell keine Besucher von Außen kommen. Die Bewohner haben aber die Möglichkeit zu telefonieren. Da wo das nicht mehr möglich ist, halten die Pfleger selbst Kontakt mit den Angehörigen“, erklärt Rohde.

„Von dem Besuchsverbot gibt es eine absolute Ausnahme: Wenn jemand im Sterben liegt und die Angehörigen noch mal Kontakt zu dem Sterbenden haben wollen, erhalten sie von uns Schutzausrüstung, um sich noch verabschieden zu können“, sagt der Vorsitzende des Trägervereins. Über den Tod eines Corona-Infizierten würden nur die Bewohner im Wohnbereich informiert.

Für demente Menschen und deren Angehörige bietet die Alzheimer Gesellschaft Bochum in der Coronakrise eine Telefonberatung an. „Für Menschen mit Demenz, die die Situation nicht verstehen und nachvollziehen können, ist es zurzeit völlig desolat“, teilt die Gesellschaft mit, „Besuche in Betreuungsgruppen, in der Tagespflege und durch Betreuerinnen fallen aus. Die Menschen, die ihnen vertraut und lieb sind, gehen auf Abstand. Menschen mit Demenz fühlen sich allein gelassen, insbesondere wenn sie alleine leben“. Das Beratungstelefon ist montags bis freitags von 9 – 14 Uhr unter der Nummer 0234 33 77 72 besetzt.

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