Weitmar. Bettina Wichmann musste ihren Laden in Bochum-Weitmar schließen. Nun will sie Kunden die Wolle nach Hause bringen: Stricken in Corona-Zeiten.

Seit 22 Jahren führt Bettina Wichmann ihre Woll- und Handarbeitsboutique an der Markstraße in Weitmar-Mark. Ihre Angebote werden im Stadtteil gerne genutzt. Doch nun erlebt sie – wie alle Geschäftsleute – durch die Corona-Pandemie einen Schlag ins Kontor. Mit einer guten Idee hofft sie nun, durch die Krise zu kommen und ihre Angestellte weiter beschäftigen zu können.

Kurzarbeit für die Angestellte

„Ich bin gerade dabei, für meine Mitarbeiterin Kurzarbeit anzumelden“, sagt die 60-Jährige, die trotz Schließung derzeit noch regelmäßig für einige Stunden in ihren Laden kommt, weil viel aufzuarbeiten ist. Ihr Geschäft hat sie nach der Verordnung durch die Stadt am vergangenen Mittwoch geschlossen.

Die Frühjahrsware ist bereits eingetroffen. Die möchte Bettina Wichmann nun ihren Kundinnen an die Haustür bringen. Bestellt wird per Telefon.
Die Frühjahrsware ist bereits eingetroffen. Die möchte Bettina Wichmann nun ihren Kundinnen an die Haustür bringen. Bestellt wird per Telefon. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Um die Durststrecke zu überwinden, hievt Bettina Wichmann ihren Woll-Laden auf Räder: „Ich würde gern einen Lieferservice anbieten und meine Wolle an die Haustür bringen innerhalb von Bochum. Ich habe immer viele ältere Frauen, die jetzt nicht vor die Tür gehen können.“ Damit möchte sie gerne helfen, die Langeweile bei vielen zu mildern; die Menschen müssen auf ihr geliebtes Strümpfe-Stricken nicht verzichten.

Teil der Einnahmen sind für guten Zweck

In zweifacher Hinsicht hofft die Bochumerin, damit aus der Not eine Tugend zu machen: „Ich werde einen Teil der Einnahmen aus dem Verkauf der Wolle an der Haustür für einen guten Zweck spenden. Welchen, weiß ich noch nicht, doch das Geld sollte einem lokalen Projekt helfen.“

Dabei könnte sie die möglichen Einnahmen selbst gut brauchen. In der jetzigen Lage, so schätzt sie, könne sie maximal vier Wochen durchhalten. Schließlich laufen die Kosten für das große Ladenlokal weiter. „Ich werde es nicht schaffen ohne jegliche Einkünfte.“

Rechnungen müssen beglichen werden

Die Frühjahrsware ist bereits eingetroffen und muss bezahlt werden. Zudem storniert sie Waren, die fest zum Repertoire gehören: Wolle aus Italien und Spanien. „Ich bekomme jetzt nur noch Ware aus Deutschland.“ Zudem gibt es im Laden Kurzwaren und Reißverschlüsse.

So läuft es mit der Woll-Lieferung

So soll es laufen mit dem Woll-Lieferservice: Bettina Wichmann hat eine Mobilnummer eingerichtet, über die Bestellungen und Kontaktaufnahme möglich sind: 0234 /49 71 83 (Rufumleitung).

Beim Bezahlen müsse sie leider auf Barzahlung oder Vorkasse bestehen. Es sind eben leider schwere Zeiten.

An ihrer Woll- und Handarbeitsboutique an der Markstraße 394 informiert sie auch über das neue Angebot.

Noch ein Problem: Ihre Boutique ist auch ein Hermes-Shop, in dem sie Versandkartons annimmt und verschickt. Auch dieser Ausfall für Kunden und den Lieferservice muss koordiniert werden.

Bilder von den Wollfarben

Die älteren Menschen, die gezwungen sind, isoliert zu Hause zu bleiben, wollen sich doch irgendwie beschäftigen; so kam Bettina Wichmann die Idee für den Lieferservice. „Ich kann die Leute auch beraten, kann ihnen per Mails Bilder von der Wolle und der Farbpalette schicken. Dann suchen sich die Kunden das Passende aus und bekommen es nach Hause.“

Dabei baut die Geschäftsfrau auf ihre treue Stammkundschaft, die handwerklich in diesen schweren Zeiten kreativ bleiben will, auch, wenn sie nicht vor die Tür kommt. Den Lieferservice will sie allein, als Ein-Frau-Betrieb, durchführen.