Bochum-Grumme. Anwohner der Josephinenstraße sind verärgert: Täglich rasen Autofahrer durch die Tempo-30-Zone. Sie fordern Radarkontrollen oder Zebrastreifen.

Jeden Morgen, wenn Janina Aten mit ihrer kleinen Tochter die Josephinenstraße zum gegenübergelegenen Kindergarten überquert, warnt sie die Kleine eindringlich: „Wir müssen besonders aufpassen, die Autofahrer rasen hier!“ Dabei ist das Teilstück der Josephinenstraße, das auf etwa 100 Metern bis zur Böckenbergstraße und zur Diemelstraße führt, eigentlich eine Tempo-30-Zone - gut sichtbar ausgeschildert und auf der Fahrbahn markiert. Trotzdem haben Autofahrer oft das doppelte Tempo auf dem Tacho - auch eine Fahrbahnerhöhung bremst die Raser dabei nicht aus.

Aufpflasterungen sollen den Kfz-Verkehr bremsen.
Aufpflasterungen sollen den Kfz-Verkehr bremsen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Das ist extrem gefährlich - besonders für Kinder und Senioren, die mit dem Rollator die Straße überqueren müssen“, findet Gudrun Bydlowski. Sie hat deshalb eine Unterschriftenaktion gestartet, um etwas gegen die Raser zu tun. „Ich bin von Haus zu Haus gegangen und habe überall geklingelt“, erzählt sie.

Klagen seit mehreren Jahren

Überall sei sie auf Zustimmung gestoßen, besonders beim Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt an der Hausnummer 238. „Wenn wir mit den Kindern die Straße überqueren, müssen wir sie extra ganz absperren“, sagt die Leiterin der Kindertagesstätte Vera Justen. Die Autofahrer kämen mit Tempo 50 von dem Teilstück unter der A40 um die Kurve gebraust und verringerten ihre Geschwindigkeit nicht. Die Autofahrer, die Bydlowski angehalten und auf ihre Tempoüberschreitung angesprochen hat, haben sie stets harsch abgewiesen. „Halt die Klappe“, hat sie schon oft zu hören bekommen. Bydlowski, die schon seit 35 Jahren an der Josephinenstraße wohnt, beobachtet die Situation seit langem. „Ich habe den Eindruck, dass es immer schlimmer wird.“

Josephinenstraße

Die Josephinenstraße führt von der Vierhaus-/Bergstraße über 2,2 km zur Castroper Straße. 2019 kamen in NRW 458 Menschen im Verkehr zu Tode; 97-mal war zu schnelles Fahren die Ursache.

Ein Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit um 26-30 km/h innerhalb geschlossener Ortschaften kann mit drei Punkten in Flensburg und 100 Euro Bußgeld geahndet werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass sie versucht, sich gegen Raser zu wehren, sie beklagte schon 2018 die Zustände (WAZ berichtete). In Reaktion wurde die Tempo-30-Fahrbahnmarkierung erneuert. „An den Geschwindigkeitsüberschreitungen hat sich aber leider nichts geändert“

Forderung nach Zebrastreifen

Nun wollen die Anwohner andere Geschütze auffahren: Sie haben eine Reihe an Vorschlägen, wie die Josephinenstraße sicherer werden könnte. „Ein Zebrastreifen wäre ein guter Anfang“, findet Justen. Das Kindergartengebäude sei von außen für viele Autofahrer als solches nicht erkennbar, besonders weil es direkt hinter einer Kurve liege. „Vielleicht würden Radarkontrollen helfen“, schlägt Bydlowski vor. Auch eine Einbahnstraße oder eine Begrenzung nur für Anlieger sind im Gespräch. Ebenso mehrere oder höhere Bremsschwellen. „Allerdings höre ich bereits jetzt bis in die Wohnung, wenn Pkw mit Anhänger über die Erhöhungen Donnern“, wirft Aten ein. Eine Ampel würde in ihren Augen beim Überqueren der Straße helfen, könne unter Umständen aber auch für Stau sorgen.

Stadt sieht keinen Bedarf

Stadtsprecher Peter van Dyk sagt: „Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind bereits geprüft, mit dem Ergebnis, dass nach sorgfältiger Abwägung eine Entscheidung gegen ihre Umsetzung gefallen ist.“ Eine Einbahnstraßenregelung führe in der Regel zu noch höheren Geschwindigkeiten und zu Verdrängungsverkehren. Baulich höhere Segmentschwellen seien rechtlich unzulässig, sie müssten mit einem Fahrzeug mit Straßenzulassung passierbar sein - ohne mit dem Fahrzeug aufzusetzen.

Dynamische Geschwindigkeitstafeln

„Für die Einrichtung einer Ampel oder eines Zebrastreifens müssen an einer bestimmten Stelle die Querungsbedarfe von Fußgängern vorliegen, was an dieser Stelle nicht gegeben ist.“ Eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe der Stadt befasse sich derzeit mit der Aufstellung von dynamischen Geschwindigkeitstafeln; vorgesehen sei, dass aus den Stadtbezirken Standortvorschläge gemacht werden. Die Josephinenstraße könnte dann ein geeigneter Standort sein.

Zwei Aufpflasterungen

Vor der Kita, so van Dyk, befinden sich zwei Aufpflasterungen in der Fahrbahn, die ein schnelles Überfahren nicht zulassen und eine bauliche Fahrbahneinengung, die einen Begegnungsverkehr unterbindet. Beides wirke sich massiv auf eine Verringerung der Geschwindigkeit aus. Zusätzlich befinde sich vor der Kita ein Drängelgitter, welches unterbindet, dass hier Kinder auf die Fahrbahn gelangen.