Bochum. Lukas wollte in China ein Praktikum absolvieren. Wegen des Coronarvirus ist der Student der Hochschule Bochum seit Wochen ans Haus gefesselt.

Leben mit einer wochenlangen Ausgangssperre. Das ist die eindrückliche Erfahrung, die Lukas, Mechatronik-Student der Hochschule Bochum, in seinem Auslandssemester mit zahllosen Menschen in der Volksrepublik China teilt.

Derzeit teilt er sich eine Wohnung mit seiner chinesischen Freundin Ann in Suzhou in der Nähe von Shanghai, wo er an der Chinesisch-Deutschen Hochschule für Angewandte Wissenschaften (CDHAW) studiert.

Nur noch für Einkäufe in den Supermarkt

Sein Plan war es, ein Praktikum bei der Firma „ruhlamat Automation Technologies“ zur Grundlage seiner Bachelorarbeit zu machen. Das muss jetzt warten. „Wie Sie sicherlich mitbekommen haben, befindet sich ganz China derzeit in Aufruhr und niemand traut sich das Haus zu verlassen“, schrieb Lukas am 7. Februar an Hochschulpräsident Prof. Dr. Jürgen Bock. „Bereits seit etwa drei Wochen haben wir die Wohnung nur noch für Einkäufe im Supermarkt verlassen.“ Fast alle Chinesen würden nur noch Lebensmittel bestellen, berichtet er. Auch alle Restaurants seien geschlossen.

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„Man hat also keine andere Möglichkeit als zu Hause zu bleiben.“ Wie real die Gefährdung ist, umreißt der angehende Ingenieur mit knappen Worten: „In unserer Stadt gibt es derzeit 69 bestätigte Fälle des Virus, von denen sechs Fälle in unserem Stadtbezirk leben. Einer von Ihnen wohnt sehr nahe dem Supermarkt, den wir immer aufsuchen.“ https://www.waz.de/politik/infektionen-mit-coronavirus-europa-muss-sich-wappnen-id228420537.html

Schutzausrüstung wird knapp

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Das derzeitige Leben als Deutscher in China nennt er „salopp gesagt: ,komisch’. Dennoch konzentriere ich mich darauf“, berichtet er, „in Form von Home-Office an meiner Bachelorarbeit zu arbeiten und grundsätzlich viel zu lesen und zu lernen, weil das Internet durch die Ausgangssperre überlastet ist.“ Das Bedrückendste an der Situation sei das Eingeständnis, nicht helfen zu können und tatenlos zusehen zu müssen. Trotz vieler Spenden, an denen auch er und seine Freundin sich beteiligt haben, fehle es grundsätzlich an Schutzausrüstung für medizinisches Personal.

Appell zur Zusammenarbeit

Was die Bekämpfung des Virus betrifft, so gibt sich Student Lukas optimistisch. Er sei sich sicher, dass die drastischen Maßnahmen vor Ort bald einen Wendepunkt in dem Kampf gegen den Virus herbeiführen würden.

Nun sei es wichtiger denn je, dass alle Länder dieser Welt noch enger zusammenarbeiten, um den Virus besser zu verstehen und um ihn gemeinsam zu bekämpfen.

Ob er seine Bachelorarbeit in diesem Semester offiziell abschließen könne, sei fraglich. Die aktuelle Information seines Unternehmens sei, dass er im März wieder mit der Arbeit beginnen dürfe.„Ich habe mich in Absprache mit meiner Familie dazu entschieden, dass ich meine Freundin nicht in China zurücklassen werde“, berichtet Lukas. „Daher werde ich bis zum Ende meines Praktikums im Juni 2020 in China bleiben.“

Ruhr-Uni-Studenten sind zurück aus China

Er ist vorerst der einzige Student der Hochschule Bochum, der derzeit noch in China ist. Vier chinesische Studentinnen, die seit einiger Zeit hier studieren, werden erst in einigen Monaten in ihre Heimat zurückkehren. An der Ruhr-Universität Bochum sind derweil einige Studenten nach ihrem China-Aufenthalt wieder zurückgekommen. „So weit wir wissen bleiben sie erst einmal 14 Tage zu Hause“, heißt es bei der Ruhr-Uni. So jedenfalls laute die Empfehlung an die Studierenden. Kontrolliert werde das aber nicht.