Wattenscheid-Mitte. Der Wattenscheider Vogelpark soll zum Storchenerlebnispark umgewandelt werden. Dafür gab es Kritik. Doch es gibt es auch Zuspruch von Besuchern.
Unübersehbar ist, dass im Vogelpark im Stadtgarten erheblicher Handlungsbedarf herrscht. Die Bezirksvertretung hat deshalb jetzt beschlossen, die Anlage in einen Storchenerlebnispark umzuwandeln. Das Storchengehege soll erhalten werden, die übrigen Gehege sollen abgebaut werden. Nachdem einige Vogelpark-Besucher dies kritisiert haben, melden sich nun auch Bürger, die diese Idee unterstützen.
„Dieser Vorgang ist wieder typisch: Keiner tut was, wenn es den Tieren schlecht geht und die Missstände dort groß sind. Aber sobald es Ideen zu einer Verbesserung gibt, wird alles schlecht geredet. Dabei sehen die Leute das Wesentliche nicht, das Wohl der Tiere“, erklärt Carolyn Tepel (33), die schon seit vielen Jahren fast täglich den Stadtgarten besucht – und miterlebt hat, wie die Probleme im Vogelpark in letzter Zeit massiv zugenommen haben.
„Die Tiere, die derzeit hier leben, werden hoffentlich eine bessere alternative Umgebung erhalten als bisher. Jede Veränderung ist ein Fortschritt, so kann es nicht weitergehen. Alle gucken weg, wenn etwas nicht schön ist, aber alle sind wieder lautstark dabei, wenn jemand etwas verbessern möchte.“
Lern- und Spielelemente für Kinder
Die Umwandlung der Anlage in ein Storchengehege mit Lern- und Spielelementen für Kinder sei auf jeden Fall eine bessere Idee, als alles wie bisher zu belassen. Carolyn Tepel findet die Unterstützung durch den Tierpark Bochum großartig, „denn nun ist jemand mit im Boot, der weiß, welchen Standards Gehege entsprechen müssen und wie dies artgerecht umgesetzt werden kann und muss. Ebenfalls die Versorgung der Tiere wird so bestmöglich gesichert.“ Dabei sei es keineswegs so, dass die bisherigen Pfleger sich nicht im Rahmen der Möglichkeiten um die Tiere gekümmert haben. „Wenn jetzt nur noch die Umwandlung in ein Storchengehege eine Lösung für diese Anlage ist, dann soll es so sein – alles ist besser als die jetzige Situation.“
Schreiben an die Stadt
Carolyn Tepel hatte schon im vergangenen Jahr in einem Schreiben an die Stadt auf die Missstände im Vogelpark hingewiesen – allerdings ohne eine Rückmeldung zu erhalten. So merkte sie an, dass die Truthahnfamilien nach und nach dezimiert worden seien. Das Gehege der Uhus sei viel zu klein, „denn die Tiere können lediglich einen Flügelschlag tun, um von einem Ast zum nächsten zu hüpfen. Auch kam es vor, dass einer der Uhus im Netz an der Decke hängen geblieben ist. Besonders diese Tiere ziehen viel Aufmerksamkeit auf sich, sorgen somit für Publikumsverkehr. Die Möglichkeit vor Ort besteht, das Gehege zu vergrößern, sowohl in die Breite als auch in die Höhe“. Auch die Lage bei den Fasanen, Pfauen und Hühnern sei problematisch. Positiv bewertet sie das Storchengehege, in dem auch erfolgreich Nachwuchs großgezogen wurde.
Rattenplage ist schlimm
Schlimm sei die Rattenplage im Vogelpark, auch in den Gehegen – angelockt durch das Futter – seien viele Ratten. Die Gegenmaßnahmen wie Köder oder Fallen hätten wohl nicht viel geholfen. „Insgesamt ist es höchste Zeit, dass hier endlich was passiert.“
Tierpark Bochum bietet Hilfe an
Tierpark-Leiter Ralf Slabik erläuterte kürzlich in der Bezirksvertretung seine Vorstellungen zur Umwandlung des Vogelparks in eine Anlage, die sich auf die Haltung von Weißstörchen konzentrieren soll. Vor allem die Uhu- und Geflügel-Volieren entsprächen nicht mehr den aktuellen Leitlinien, ein aufwendiger Neubau wäre nötig. Der Vogelpark könne in seiner aktuellen Ausgestaltung aus rechtlichen Gründen nicht weiterbetrieben werden. Er ging auch auf das massive Rattenproblem ein, das vor allem durch das verwendete Futter verstärkt werde.
Der Tierpark hat ein Konzept für einen Storchenerlebnispark mit Bezug zur einheimischen Natur entwickelt, in dem Kinder mit ihren Familien spielerisch den Lebensraum der Störche entdecken können. Kostenpunkt für Umgestaltung der Anlage: rund 300.000 Euro.
„Auch andere Spaziergänger haben die wachsenden Missstände beobachtet.“ Dabei sei der Vogelpark grundsätzlich eine „tolle Idee, zumal jeder dort kostenfrei die Tiere beschauen und sich über die Schilder über den jeweiligen Vogel informieren kann“. Sie hatte in ihrem Schreiben an die Stadt im vergangenen Jahr auch Vorschläge gemacht, um die Situation zu verbessern, z.B. Spendenboxen aufstellen, Patenschaften für die Tiere vermitteln, ehrenamtliche Helfer aktivieren, Kindergärten und Grundschulen ansprechen. Auf ihre Vorschläge habe die Stadt aber nicht reagiert.