Bochum/Wattenscheid/Witten/Sprockhövel. Seit zwei Monaten wird Anita S. (35) aus Bochum vermisst. Die Staatsanwaltschaft wirft ihrem Freund Totschlag vor. Der Wittener sitzt in U-Haft.
Aus dem Vermisstenfall um Anita S. (35) aus Wattenscheid-Günnigfeld ist ein mutmaßliches Tötungsdelikt geworden. Wie die Polizei Bochum am Montagvormittag mitteilte, sitzt der Freund (33) der Frau seit vergangener Woche in U-Haft. Allerdings: Bis heute ist keine Leiche gefunden worden. Eine Mordkommission wurde eingesetzt. Name: „MK Stausee.“
Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann, Bochums Chefermittler in Kapitalstrafsachen, wirft dem Wittener Totschlag vor. Der Beschuldigte weist das aber zurück. Verteidiger Egbert Schenkel erklärte am Montag auf WAZ-Anfrage: „Mein Mandant sagt, er hat mit dem Verschwinden von Anita S. nichts zu tun.“
Bachmann und auch das Amtsgericht, das dem Haftantrag gefolgt ist, haben aber offenbar Indizien, die dagegen sprechen. Bachmann auf WAZ-Anfrage: „Es gibt sehr konkrete Anhaltspunkte, dass Anita S. gewaltsam zu Tode gekommen ist.“ Bisher sei der Beschuldigte der Polizei nicht bekannt.
Festgenommen wurde er bereits vor einer Woche auf dem Weg zu seiner Arbeitsstelle als Handwerker, in U-Haft sitzt er seit Dienstag (4. Februar).
Anita S. aus Wattenscheid erschien rätselhafter Weise nicht mehr zur Arbeit
Hinweise auf einen Suizid oder auf Erkrankungen von Anita S. gab es von Anfang an nicht. Deshalb stand zunächst ein möglicher Unfall im Raum. Und auch ein Verbrechen.
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Anita S. wird seit 7. Dezember, ein Samstag, vermisst. Zuletzt hatte ihre Mutter gegen 17.20 Uhr an jenem Tag mit ihr telefoniert. Später erschien die kaufmännische Angestellte auch nicht mehr zur Arbeit, ohne sich abgemeldet zu haben. Der Grund war viele Wochen rätselhaft. Die 35-Jährige lebte bis zu ihrem Verschwinden allein in ihrer Wohnung an der Schulte-Hordelhoff-Straße in Günnigfeld.
Großeinsatz am Stausee in Bochum
Höhepunkt der Suche nach ihr war eine Polizeiaktion am Kemnader See am 20. Dezember . Mehr als 50 Beamte mit Pferden, Tauchausrüstungen, Spürhunden aus Schleswig-Holstein und auch eine Spezialdrohne waren im Einsatz, um die mögliche Leiche im Wasser oder am Ufer zu finden. Zuletzt soll die Frau in der Wohnung des jetzt Beschuldigten in Witten-Herbede lebend gesehen worden sein – ganz in der Nähe des Sees.
Auch Handzettel mit dem Bild der Frau wurden zwischen Bochum-Stiepel, Witten-Herbede und -Vormholz aufgehängt und verteilt. Die Suche blieb aber ergebnislos. Auch ein Hubschrauber war aufgestiegen.
Mordkommission sucht nach Zeugen, die die Autos des Beschuldigten gesehen haben
Nach aufwendigen Ermittlungen geriet schließlich der Lebensgefährte ins Fadenkreuz der Ermittler. Die Polizei vermutet, dass er die Frau erst getötet und dann mit einem seiner zwei Autos zu einem versteckten Ablageort im Raum Witten, Sprockhövel und Umgebung geschafft hat – wo genau, ist nicht bekannt.
Bei den Fahrzeugen handelt es sich um einen anthrazitfarbenen Opel Astra mit dem Kennzeichen BO - WB 615 sowie um einen ebenfalls anthrazitfarbenen Opel Tigra mit einer auffälligen, silberfarbenen Verkleidung am Heckfenster. Dieser Wagen hat das Kennzeichen BO - MK 247.
Die Mordkommission fragt: Wer hat diese Autos am 7. Dezember oder danach gesehen? Hinweise an 0234/909 5036 oder -4441.