Bochum. Die Stadt Bochum sieht sich für das Coronavirus gewappnet. Kitas und Schulen würde man notfalls schließen. Noch aber sei kein Fall gemeldet.

Coronavirus in Bochum? Noch kein Fall. Influenza-Grippe? Bis dato 280 nachgewiesene Erkrankte seit Jahresbeginn in der Stadt: Die Stadt Bochum rät nach wie vor dazu, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Das geht aus einer Empfehlung des Gesundheitsamtes hervor.

Das Gesundheitsam nennt vor allem Verhaltenstipps, die sich in punkto Coronavirus nicht von denen unterscheiden, die für Grippe gelten. NRW-weit wurden - Stand Donnerstag-Vormittag - bis dato sechs Infizierte bestätigt:

  • Am wichtigsten: häufiges Händewaschen mit Seife
  • Auf Händeschütteln verzichten
  • Abstand zu anderen Menschen halten. Vor allem dann, wenn die Menschen erkältet sind
  • Husten und Niesen am besten in die Ellenbeuge, nicht in die Hände!
  • Einwegtaschentücher möglichst nach einmaligem Gebrauch entsorgen
  • Darauf achten, sich nicht an die Nase zu fassen.
  • Wenn man Zeichen einer Erkältung hat und vorher gereist ist: Zuhause bleiben. Die Arztpraxis über die vorherigen Aufenthaltsorte informieren, bevor Sie die Praxis aufsuchen.

Coronavirus: Stadt Bochum hat Krisenstab aktiviert

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Auf das mögliche Auftreten von Coronavirus-Fällen auch in Bochum bereiten sich Stadt, Krankenhäuser und Rettungsdienste unterdessen vor. Bereits nach dem ersten NRW-Verdachtsfall in Siegen Ende Januar wurde auch das kommunale Krisenmanagement mit Mario Reuther aktiviert. „Dort und im Gesundheitsamt laufen momentan alle Informationen zusammen. Im Ernstfall kann darüber auch der Krisenstab für Bochum zusammengerufen werden“, erläutert Stadtsprecher Thomas Sprenger. "Ganz wichtig: Wir sind vorbereitet!"

Die Verbreitung des neuartigen Coronavirus hat auch Auswirkungen auf Schulen in Bochum. So habe es laut Bezirksregierung Arnsberg bereits eine Anfrage einer Bochumer Förderschule gegeben, inwiefern sie eine Skifahrt nach Südtirol trotz der aktuellen Entwicklungen durchführen könne.

„Da es keine offiziellen Reisewarnungen gibt, entscheidet jede Schule selber“, sagt Sprecherin Ursula Kissel. Tipp der Bezirksregierung sei, das Vorgehen mit den Eltern der betroffenen Schülern abzustimmen. „Eltern können aber auch unabhängig von der Schul-Entscheidung sagen, dass ihre Kinder nicht an der Skifreizeit teilnehmen.“ Dann allerdings müssten sie selber für die Kosten aufkommen. Aus mehreren Kommunen an Rhein und Ruhr wird unterdessen berichtet, dass Schulen Klassen- oder Stufenfahrten kurzfristig abgesagt hatten.

Feuerwehr bereitet sich auf Corona-Patienten vor

Nach dem ersten Corona-Fall in Nordrhein-Westfalen treffen sich am Freitag Gesundheitsamt und kommunales Krisenmanagement, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Im Notfall sei auch - wie im Kreis Heinsberg - das Schließen von Schulen und Kindergärten eine Option. Wie das organisiert werden könne, werde nun besprochen.

Auch die Feuerwehr bereitet sich auf Corona-Patienten vor. Im Rettungswagen gebe es ohnehin Infektionsschutzsets, die beim Transport eines Patienten mit Coronavirus genutzt werden müssten. "Unsere Mitarbeiter tragen dann Mundschutz, wenn der Zustand des Patienten es zulässt er auch." Außerdem müsse die Klinik auf die Ankunft des Patienten informiert werden. Nach dem Transport müsse der Rettungswagen dann mit einem speziellen Desinfektionsmittel gereinigt werden.

Bochum: Gesundheitsamt ruft bei Coronavirus zur Gelassenheit auf

Zu Gelassenheit ruft der Leiter des Bochumer Gesundheitsamtes, Dr. Ralf Winter, auf. Gleichzeitig ist das Amt dabei, die vom Robert-Koch-Institut (RKI) für Deutschland veröffentlichten Hinweise in kommunales Handeln umzusetzen. Das bedeutet etwa, dass Ärzte und Kliniken umfangreich informiert und Handlungsabläufe im Falle einer nachgewiesenen Infektion eingeübt werden.

Dr. Ralf Winter ist Leiter des Bochumer Gesundheitsamtes.
Dr. Ralf Winter ist Leiter des Bochumer Gesundheitsamtes. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

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Auf der Internetseite der Stadt Bochum gibt es außerdem Informationen zu dem neuartigen Virus. Winter betont jedoch: „Nach allem, was wir bisher über dieses Virus wissen, ist, dass seine Gefährlichkeit geringer einzuschätzen ist, als etwa die durch eine normale Grippe-Infektion.“ Bisher gebe es keinen Verdachtsfall in Bochum. Sollte es so sein, können die Proben mittlerweile in Laboren in der Region überprüft werden. In absehbarer Zeit würden jedoch weitere Labore in die Lage versetzt, den Virus zu bestimmten, darunter auch ein Bochumer Labor.

Dass es unter der Bochumer Bevölkerung jedoch bereits eine gewisse Unruhe gibt, zeigt sich daran, dass in den Apotheken die Nachfrage nach bestimmten Mundschutzmasken enorm gestiegen ist.

Die Apothekerin Dr. Inka Krude ist Sprecherin der Bochumer Apothekerschaft.
Die Apothekerin Dr. Inka Krude ist Sprecherin der Bochumer Apothekerschaft. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Dazu die Sprecherin der Apothekerschaft Dr. Inka Krude: „Es gibt bereits Schwierigkeiten, solche Masken zu bekommen. „Für mich stellt aber Corona keine Bedrohung da.“ Die Apothekerin nutzt die Gelegenheit, um auf eine ganz andere, konkrete Bedrohung hinzuweisen.

Antibiotika könnten knapp werden

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Nun zeige sich, dass es ein Fehler gewesen sei, die Produktion von Antibiotika nahezu komplett ins Ausland, meist nach China, zu verlagern. Dies gelte ebenso für bestimmte Impfstoffe. „Zur Behandlung von möglichen Begleiterkrankungen fehlen diese Antibiotika nun bei uns, weil in China in dieser Situation zuerst die eigene Bevölkerung versorgt wird“, so gibt Krude zu bedenken.

Spezielle Isolier-Krankenzimmer vorhanden

Am Knappschaftskrankenhaus in Langendreer ist Oberärztin Dr. Christina Schulze für die Hygiene des Hauses zuständig. Das Haus verfügt auch über spezielle Isolier-Krankenzimmer, die mit Schleusen gesichert sind. Derzeit gehe es darum, entsprechende Handlungsabläufe festzulegen. „Wir identifizieren bestimmte Risikogruppen. Nicht jeder Schnupfen ist nämlich Anlass zu großer Sorge. Aber natürlich machen sich die Menschen Gedanken“, nimmt die Ärztin die Besorgnis in der Bevölkerung wahr. Sollten bei uns Fälle auftreten, seien vor allem ältere und immungeschwächte Patienten gefährdet, schwerer zu erkranken.

Am Katholischen Klinikum gibt es ebenfalls Notfallpläne für den Umgang mit diversen infektiösen Erkrankungen. Eine Aktualisierung der Notfallpläne für den Umgang mit nCoV (neues Coronavirus) sei dort nach aktuellen Empfehlungen des RKI bereits erfolgt. „Diese Notfallpläne werden anhand neuer Informationen und epidemiologischer Lage laufend weiter aktualisiert“, so ein Sprecher der Klinik. Bisher habe es einzelne Anfragen bezüglich möglicher nCoV-Infektionen gegeben. Bisher sei jedoch nach genauer Prüfung kein begründeter Verdacht festgestellt worden.

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