Bochum-Gerthe. Der Gerther Treff organisiert eine Mitmach-Ausstellung mit Bildern von Bochumer Zeitzeugen. Mit dieser Idee gewinnt er beim Stadtteil-Wettbewerb.

Einmal mehr gehört der „Gerther Treff“ zu den Gewinnern des Stadtteilwettbewerbs, den Bochum-Marketing Jahr für Jahr auslobt. Der Verein setzt sich für das soziale Miteinander und die städtebauliche Aufwertung in Gerthe ein – mit Erfolg. Furore machten die Mitglieder jüngst mit dem Projekt „Geschichte anne Bude“.

Dahinter steckt die Idee, Erinnerungen von Zeitzeugen zu sammeln und alte Geschichten aus Gerthe lebendig werden zu lassen. Dazu soll es eine Mitmach-Ausstellung an der Christopherus-Schule geben.

Bochumer plaudern über alte Zeiten an der Bude

Marion Kensy, Vorsitzende des Gerther Treffs, beschreibt die Aktion: „Die Idee entstand bei ,Kaffee anne Bude’. Durch die Kooperation mit dem Sportverein BV Hiltrop konnte im letzten Jahr die Bude auf dem Marktplatz mit historischen Bildern aus Gerthe und dem Bochumer Norden gestaltet werden. So etablierte sich unbeabsichtigt ein öffentlicher Treffpunkt. Auch zu Zeiten, in der die Bude geschlossen ist, kommen Menschen dort hin und plaudern über alte Zeiten. Die Bilder dokumentieren einen kleinen Teil Geschichte, die das Leben der Menschen hier prägte.“

Um diesen Prozess lebendig zu halten, ist eine Ausstellung in der Schule an der Gerther Straße geplant. Menschen können ihre persönlichen Bilder in der Aula präsentieren oder Fotoalben mitbringen. Auch Filme werden gezeigt.

Als es noch das Nordbad gab

Kensy: „Es geht nicht nur um Historisches, sondern auch um Erlebnisse, die 25 bis 30 Jahre zurückliegen.“ Zählen könnten dazu der Gerther Handwerkermarkt, das Lothringen-Gelände vor der Bebauung mit Supermärkten und Discountern, Erinnerungen an das Nordbad und an die Zeit, als die Straßenbahn noch durch die heutige Fußgängerzone fuhr.

Dadurch könnten sich neue Treffpunkte entwickeln. Je nach Zuspruch könnte eine wiederkehrende Ausstellung entstehen oder es könnten sich kleine Erzähl-Gruppen bilden.

Buch mit Erinnerungen geplant

Den zweiten Teil des Projektes soll ein Buch ergänzen zu den Bildern an der Marktbude. Die Vorsitzende erklärt: „Uns schwebt ein Heft vor, das stetig erweitert wird. Es sollte, über die Jahre, zu jedem Bild eine Erinnerung, eine kleine Begebenheit, eine Geschichte durch wirkliche Zeitzeugen erzählt werden. Dadurch wird die Bude zu einem Gemeinschaftskunstwerk.“

Jeder kann sich einbringen

Der Gerther Treff gründete sich als gemeinnütziger Verein im April 2018, nachdem die Förderung auch damals durch den Stadtteilwettbewerb gesichert war.

Anliegen ist es, den Stadtteil selber mit zu gestalten, Gerthe attraktiver zu machen, Anziehungspunkte zu schaffen. Kultur, Kunst und Meinungsaustausch sollen im Zentrum rund um den Marktplatz entstehen.

Mitmachen kann jeder, auch ohne Vereinszugehörigkeit. Treff ist an jedem vierten Dienstag im Monat um 18.30 Uhr im „Pottkoch“ am Ehrenmal (Heinrichstraße).

1500 Euro hat Bochum Marketing dem Gerther Treff für dieses Projekt zugesichert, sofern der Verein die gleiche Summe selbst aufbringt – so das Prinzip des Wettbewerbs.

Da springt nun die Bezirksvertretung Bochum-Nord in die Bresche: Bezirksbürgermeister Henry Donner (SPD) hat in der letzten Sitzung zugesichert, dass das Gremium die Sieger aus dem Norden zur Realisierung ihrer Beiträge finanziell unterstützen will, es müssten lediglich Anträge auf Förderung gestellt werden.

Bezirk unterstützt weitere Ideen aus dem Norden

Neben dem Gerther Treff sichert der Bezirk der Frauenlobschule in Hiltrop Unterstützung zu, die einen Beitrag leisten will zum Thema „Nachhaltigkeit im Stadtteil“ und gemeinsam mit Schülern, Eltern und Lehrern eine nachhaltige ökologische Kultur an der Schule etablieren will. Dafür erarbeiten sie Info-Flyer zum Thema „Müllvermeidung“ und „Autofreie Schule“.

Finanziell unterstützt wird auch das Projekt „Bei Haydn und Fontane zu Hause!“. Unter diesem Titel möchte das Quartiersmanagement „Rosenberg initiativ“ im Sommer einige Kulturspaziergänge durch den Stadtteil anbieten. Im Quartier Rosenberg gibt es einige Straßen, die nach Komponisten, Dichtern und Schriftstellern benannt wurden. Um die Straßennamen aktiv erlebbar zu machen, Menschen aus dem Stadtteil besser kennenzulernen und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, möchte Ulrike Gerhard kulturelle Aktionen wie Lesungen, Konzerte und Theaterperformances in den jeweiligen Straßen durchführen.

Und schließlich bietet der Bezirk auch dem Kulturrat Gerthe Hilfe an, der von Bochum Marketing indes keine finanzielle Beteiligung am geplanten „Kultursommer“ in Aussicht hat.