Bochum. Über 120 Bäume lässt die Stadt in Bochum fällen. Grund sind Kanal- und Straßenarbeiten. Den größten Eingriff gibt es in einem Naherholungsgebiet.
Drei Großbaustellen werden im Frühjahr und Sommer im Stadtgebiet eingerichtet. Dafür werden bereits in den nächsten Tagen und Wochen mehr als 120 Bäume gefällt. Für ausreichenden Ersatz werde gesorgt, versichert das Umwelt- und Grünflächenamt.
Klimaschutz wird immer wichtiger. Heftig ist der Aufschrei bei Anwohnern und Umweltschützern, wenn die Stadt in Grüngebieten sowie an Straßen und Gehwegen scheinbar unvermittelt die Motorsäge kreischen lässt. Massiv ist die Sorge vieler Bürger vor einem unbedachten Kahlschlag, wie er in der Vergangenheit immer wieder kritisiert wurde. Im Rathaus hat man reagiert. Unter der Regie des neuen „Baum-Managers“ Marcus Kamplade sollen anstehende Fällaktionen möglichst frühzeitig angekündigt und begründet werden.
Baumfällungen in Bochum: Bürger sollen mitreden
Aufklärung tut aktuell in Grumme, in der Bochumer Innenstadt und in Wattenscheid not. Hier stehen drei große Baumaßnahmen bevor. Anlass für die Stadt, am Montag die Presse zu informieren. Denn: Die Bäume fallen schon jetzt; gebuddelt wird deutlich später.
Allein 100 Bäume verschwinden an den Grummer Teichen. Die Emschergenossenschaft errichtet in dem Naherholungsgebiet einen Stau- und Entlastungskanal. Auf 124 Metern Länge wird gebuddelt. Baubeginn ist zwar erst im Juni/Juli. Das Bundesnaturschutzgesetz verbietet aber Baumfällungen zwischen März und September. Deshalb werden die ersten Gehölze entlang der Kanaltrasse im Februar gerodet. „Die Planungen für eine Aufforstung nach der Fertigstellung 2022 sind im Gange“, sagt Marcus Kamplade und sichert eine hinreichende Bürgerbeteiligung zu. Fest steht schon jetzt: Die beiden Teiche bleiben erhalten.
Steinring erhält ein neues Gesicht
Im April sollen die Bagger am Steinring anrücken. 2019 hatte die Straße einen neuen Kanal erhalten. Nun bekommt nun die Fahrbahn zwischen Wittener Straße und Oskar-Hoffmann-Straße ein neues Gesicht. Zielmarke ist Oktober. In Fahrtrichtung Wittener Straße bleibt es bei zwei Fahrstreifen. In der Gegenrichtung müssen sich Autofahrer mit einer Spur begnügen. Damit wird Platz für 1,85 Meter breite Radwege beidseits des Steinrings geschaffen. Derzeit teilen sich Radfahrer und Fußgänger den Gehweg. Auch hier müssen vorab Bäume weichen: Zwölf Linden sind betroffen. „Es wird aber 18 Neupflanzungen geben“, verspricht der Baum-Manager. Gesamtkosten: 1,5 Millionen Euro.
Baum-Manager wirbt für Akzeptanz
Marcus Kamplade ist seit Herbst 2019 der erste „Baum-Manager“ der Stadt. Alles, was mit dem Fällen, der Pflege und dem Neupflanzen zu tun hat, läuft über seinen Schreibtisch im Umwelt- und Grünflächenamt.
„Wir werben für Akzeptanz für die Maßnahmen, die wir durchführen“, sagt Kamplade. „Wenn die Bürger wissen, dass ein Baum wegen schwerer Schäden nicht mehr sicher genug steht, verstehen sie eine Fällung besser.“
Bochum hat 32.000 Straßenbäume und 230.000 weitere Bäume außerhalb der städtischen Wälder. Die Anzahl der Waldbäume ist nicht beziffert.
Dritte Baustelle ist die Krayer Straße in Wattenscheid. Der Bürgersteig zwischen der Straße Rüggenberg und der Stadtgrenze Gelsenkirchen ist marode. Der dichte Baumbestand lasse Fußgängern mitunter weniger als 80 Zentimeter Platz, so die Stadt. Im Frühjahr wird der Gehweg auf einer Länge von 250 Metern erneuert und auf 2,50 Meter verbreitert. Drei Monate Bauzeit sind veranschlagt. 14 Pappeln werden gefällt. Zwölf Linden sollen anschließend gepflanzt werden. Gesamtkosten hier: 190.000 Euro.
Anwohner sollen rechtzeitig informiert werden
Die Anwohner in Grumme, am Steinring und in Leithe sollen in Kürze in Postwurfsendungen über die anstehenden Baumfällungen und Bauarbeiten informiert werden.
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