Bochum. Der Hauptangeklagte im Mordfall Bochum-Hordel ist schwer belastet werden. Ein Zeuge sagt vor Gericht, dass der 37-Jährige die Tat gestanden habe.

Im Prozess um den Raubmord in der Kappskolonie in Bochum ist das Schwurgericht auf der schwierigen Suche nach der Wahrheit ein Stück weiter gekommen. Ein Zeuge hat den Hauptangeklagten (37) schwer belastet. Demnach soll er nicht nur mittelbar, sondern unmittelbar an dem grausamen Tod des 68-jährigen Rentners beteiligt gewesen sein.

Auch interessant

Der Hauptangeklagte hatte zu Beginn des Mordprozesses über seinen Verteidiger Michael Emde erklärt, dass er am 4. Februar 2019 zwar mit einem Komplizen in das Haus an der Sechs-Brüder-Straße in Bochum-Hordel eingebrochen sei, um zu stehlen. Allerdings habe er nur die Partnerin (72) des Hauseigentümers (68) zu Boden gebracht; um den Rentner habe sich der Komplize gekümmert. Dass der Rentner an der massiven Knebelung und Fesselung erstickt war, habe er erst am Tag danach aus dem Fernsehen erfahren.

Zeuge erzählt den Tathergang in Bochum anders als der Hauptangeklagte

Auch interessant

Diese Darstellung ist am Montag von einem 27-jährigen Straftäter aus dem früheren Umfeld der Hauptangeklagten nicht bestätigt worden. Im Zeugenstuhl sagte der Gelsenkirchener Kleinkriminelle, dass der Hauptangeklagte ihm einige Wochen nach dem Mord in einer Spielhalle erzählt habe, dass sich beide nach dem Eindringen ins Haus erst die 72-Jährige und dann, weil er sich gewehrt habe, verstärkt den Rentner vorgenommen hätten. Beide hätten ihn „etwas fester gefesselt und dabei ist er dann wohl erstickt. Als sie weggehen wollten, hat sich der Opa nicht mehr bewegt“ – so gab der Zeuge die damaligen Worte des jetzt Hauptangeklagten wieder.

Polizeibeamte der Spurensicherung vor dem Tathaus.
Polizeibeamte der Spurensicherung vor dem Tathaus. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Bei der Erzählung vom Tatgeschehen sei der 37-Jährige sehr aufgebracht gewesen; er habe alles nicht wahrhaben sollen, sagte der Zeuge den Richtern.

Mittäter soll eine scharfe Schusswaffe gehabt haben

Jener Komplize, wie der Hauptangeklagte ein Pole, sitzt seit einigen Monaten wegen anderer Straftaten bis 2025 in seinem Heimatland in Strafhaft. Eine vorherige Auslieferung nach Bochum, um ihm hier und sofort den Prozess zu machen, gilt als unwahrscheinlich. Dem 27-jährigen Zeugen zufolge soll er bei der Tat und auch danach eine scharfe Schusswaffe gehabt haben. Auf der Flucht vom Tatort soll er gedroht haben, sie auch einzusetzen: „Wenn die Polizei uns jetzt festnimmt, dann schieße ich“, soll er sinngemäß gesagt haben.

Mord in Bochum-Hordel - so haben wir berichtet

Kripo sucht dritten Tatverdächtigen im Mordfall Hordel: Die Kripo kennt jetzt einen Spitznamen eines dritten Tatverdächtigen. Die Mordkommission glaubt, dass er am Tatort war. Jetzt weiterlesen...

Im Mordfall Hordel liegt ein erstes Teilgeständnis vor: Einer der zwei Verdächtigen im Mordfall Hordel hat sich erstmals geäußert. Es ist eine Art Teilgeständnis. Jetzt weiterlesen...

Kinder nach Mord an Vater trotz Festnahmen nicht erleichtert: Hans-Günter K. (68) wurde brutal erstickt. Seine Kinder erzählen vom Wohnwagen in Holland und Ängsten im Dunkeln. Jetzt weiterlesen...

Einbrecher ersticken Rentner: Polizei nimmt Verdächtige fest: Die Polizei hat zwei Männer festgenommen. Die Einbrecher sollen einen Rentner in dessen Haus erstickt haben. Jetzt weiterlesen...

300 Menschen geben Überfall-Opfer in Hordel letztes Geleit: Bewegender Abschied: 300 Menschen gaben dem Opfer das letzte Geleit. Der Mann war bei einem Überfall qualvoll erstickt. Jetzt weiterlesen...

Tödlicher Überfall: „MK Hordel“ arbeitet am Wochenende durch: Die 20-köpfige „MK Hordel“ der Kripo macht keine Pause. Auch das komplette Wochenende arbeitet sie durch. Jetzt weiterlesen...

Mord in Bochum: Behinderte Freundin hörte die Täter sprechen: Nach dem Mord hat die Polizei die Fahndung intensiviert. Die Mordkommission wurde jetzt auf 20 Mitglieder verdoppelt. Jetzt weiterlesen...

Mann stirbt nach Einbruch: Gefesseltes Opfer ist erstickt: Nach einem Einbruch ist in der Kappskolonie ein Mann (68) gestorben. Offenbar ist das Opfer erstickt. Die Täter entkamen. Jetzt weiterlesen...

Es sollte aber noch viele Wochen dauern, bis alle Verdächtigen in U-Haft kamen. Der Hauptangeklagte, ein vielfach vorbestrafter, drogensüchtiger Fliesenleger ohne festen Wohnsitz mit dem angeblichen Spitznamen „Russki“, befindet sich seit Ende April in der JVA. Seit zwölf Sitzungstagen sitzt der Mann, der seinen Kopf völlig kahlrasiert hat, Auge in Auge direkt gegenüber drei Hinterbliebenen des Mordopfers. Seit dem zweiten Verhandlungstag sagt er kein Wort mehr. Ihm droht „lebenslänglich“.

Es droht eine lebenslange Haftstrafe

Beute haben die beiden Einbrecher wohl nur geringfügig gemacht. Das habe ihm der Hauptangeklagte nach der Tat gesagt, so so der Zeuge. Die Tat habe sich „nicht gelohnt“. Ursprünglich soll der 37-Jährige Gold in dem Haus vermutet haben. Das war aber wohl ein Irrtum oder eine Fehlinformation.

Die Kripo, die mit enormer Geduld und Akribie ermittelt hatte, hatte bei der Fahndung nach den Verbrechern 4000 Euro Belohnung für erfolgreiche Hinweise ausgesetzt. Der Zeuge von Montag sagt, dass man sich damals in der Spielhalle lustig gemacht habe, dass „der Kopf“ des jetzt Hauptangeklagten nicht mehr Geld wert gewesen sei.