Ehepaar stellt ein monatliches Lesetreffen in Bochum auf die Beine. Das Konzept ist jedoch anders als das herkömmlicher Buchclubs.
Bochum-Innenstadt. Constanze und Michael Lippert sind wohl das, was im Allgemeinen als „Leseratte“ bezeichnet wird: Die beiden sind unheimlich gerne in fiktiven Welten unterwegs. So gerne, dass die abendliche Lesezeit fest in die Alltagsroutine des Ehepaars integriert ist. In ihren Gesprächen dreht sich vieles um die aktuelle Lektüre, und auf Reisen ist der Besuch lokaler Buchhandlungen ein Muss. Diese Gemeinschaft beim Lesen wollen sie nun auf eine Gruppe ausweiten – zumindest einmal im Monat.
Das erste Treffen findet am Sonntag (26.) ab 16 Uhr im Café Eden statt. Mit dem Bochumer Ableger des Silent Book Club (dt. „stiller Buchclub“) starten sie den ersten deutschen Treffpunkt, der unter dem Label des amerikanischen Vorbilds läuft.
Beim Club-Treffen wird gelesen – und zwar ganz Unterschiedliches
Das klingt erst einmal widersprüchlich, denn der Silent Book Club ist quasi das Gegenteil eines herkömmlichen Buchclubs.
Am Termin selber wird geschmökert, und zwar in ganz unterschiedlichen Büchern. Nach der Lesestunde ist Plaudern, ein weiterer Kaffee oder nach Hause gehen angesagt. Eben das, worauf man gerade Lust hat. „Wir haben viele Freunde, die gerne lesen, aber nicht die Zeit dazu finden“, sagt Michael Lippert. Diese Zeit wollen sie nun schaffen – und haben damit scheinbar einen Nerv getroffen.
Obwohl das Paar eher im Freundeskreis die Werbetrommel gerührt hat, zählt die Facebook-Veranstaltung schon über 200 Interessierte.
Wohnzimmer-Bar bietet perfekte Atmosphäre für Lesenachmittag
Durch eine Freundin sind sie auf die gemütliche Vereins-Bar gestoßen und begeistert von der Atmosphäre irgendwo zwischen Wohnzimmer und Dachboden. Da sieht’s so heimelig aus, dass der Raum voller knautschiger Sessel und zusammengewürfelter Tischchen von vielen Vorbeispazierenden für ein privates Zimmer gehalten wird. Fühlt sich auch drinnen ähnlich an – mit dem Unterschied, dass die Bar erstaunlich gut ausgestattet ist.
„Dafür ist meine Ausgabe von Margaret Atwoods ‚The Testaments‘ wie geschaffen“, sagt Constanze Lippert, gefolgt von ihrem herzlichen Lachen. Als erfahrene Leserin weiß sie schließlich, dass sich ein schwerer Schinken besser auf einem einladenden Sofa als im Reiserucksack macht. Da hat das Ehepaar E-Reader für sich entdeckt – doch auf das Buch zum Anfassen wollen sie nicht verzichten.
Das Café ist ein Ort, der möglichst vielen Veranstaltungen Raum bietet
„Uns gefällt der Grundgedanke vom Eden, möglichst viele Menschen zusammenzuführen, total gut. Das hat super gepasst“, sagt Constanze Lippert. Und im Verein Eden kommt auch der Silent Book Club an: „Hier finden ja ganz verschiedene kulturelle Veranstaltungen statt. Unser Ziel ist, Raum für eine große Bandbreite zu bieten“, sagt Max Luczak. Er ist stellvertretender Vorsitzender.
Von Hochzeiten bis hin zur Playstation-Session mit Beamer versucht der Verein, einen Treffpunkt zu bieten für viele Menschen. Wichtig ist hierbei jedoch: „Wir sind zwar kein politischer Verein, aber schon in der Richtung links-offen zu verbuchen.“