Bochum. Wladislaw Tepliakov weitet seine Mietwagen-Vermittlung per App auf Bochum aus. Sein Ziel: Er will den Taxi-Markt im Ruhrgebiet revolutionieren.
Er kommt aus einer Taxiunternehmer-Familie. In Dortmund und Essen hat Wladislaw Tepliakov den Taxi-Markt bereits aufgemischt. Und das hat der 28-Jährige mit der App „Capdo“ nun auch in Bochum vor.
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Seit diesem Montag bietet er über die eigens entwickelte App „Cabdo“ die „Vermittlung von Fahrten in schwarzen Mercedes-Limousinen mit einheitlich gekleideten, geschulten Fahrern mit guten Sprachkenntnissen an“, so Tepliakov. Der Unterschied zum Taxi: „Wir fahren zum Festpreis. Der Kunde weiß vorher, wie viel er bezahlt und er weiß auch, wer ihn fährt.
Prozess in Dortmund gewonnen
Und: Er ruft nicht in einer Taxizentrale an, sondern ordert sein Fahrzeug digital über eine App. „Wir bieten keine Taxis an, sondern Mietwagen“, betont Tepliakov. Aus gutem Grund. In Dortmund hatte die dortige Taxigenossenschaft gegen den Namen „Cabdo“ geklagt, weil dieser irreführend sei, da „Cab“ der amerikanische Begriff für „Taxi“ sei. Das Landgericht wies die Unterlassungsklage zurück, das Unternehmen darf weiter „Cabdo“ heißen, da es, so die Begründung, nicht gleich mit einem herkömmlichen Taxi zu verwechseln sei. Und dieses Unternehmen macht sich offenbar. Seit der Firmengründung vor zwei Jahren seien bereits 370.000 Fahrten vermittelt worden, sagt der Inhaber, der mit Hilfe eines Investors – dem Vernehmen nach aus London – sein Geschäft aufbaut.
Preisvergleich
Die Grundgebühr für eine Taxifahrt beträgt in Bochum 3,60 Euro, die Kilometergebühr für Fahrten in der Zeit von 5 bis 23 Uhr liegt bei 1,90 Euro und für Fahrten zwischen 23 und 5 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen bei 2 Euro. Diese Preise sind festgelegt und unterliegen örtlichen Tarifen.
Der Mietwagenanbieter Cabdo wirbt damit, Kunden könnten sich bei dem Angebot „CabdoBlack“ auf einen vorher festgelegten Preis verlassen „unabhängig von der Verkehrslage und der Fahrzeit“. Auch dieser Preis setzt sich aus Grundpreis (4 Euro) und Kilometerpreis (1,80 Euro) zusammen.
In zwei Jahren, so hofft der Firmengründer, sollen zehn Prozent aller 370.000 Bochumer die Vermittlungsapp heruntergeladen haben und damit potenzielle Kunden sein. „Damit wäre ich schon zufrieden.“ Nach Dortmund und Essen nun nach Bochum zu kommen, sei „der nächste logische Schritt gewesen“, zumal es bislang schon viele Fahrten aus Dortmund nach Bochum gegeben habe. Vor allem junge, online-affine Kunden nutzten das Angebot. „Aber unsere Kundschaft reicht von Grundschülern, deren Eltern es nicht schaffen, ihre Kinder zur Schule zu fahren, bis zu Rentnern.“
1000 Fahrten zu je 7 Euro
Und damit es so richtig rollt, kündigt Tepliakov eine Fahrten-fördernde Marketing-Maßnahme an. „Wir werden die ersten 1000 Fahrten in Bochum zum Festpreis von jeweils sieben Euro anbieten.“ Mit zunächst vier Fahrzeugen, die an der Rombacher Hütte stationiert sind, fange er in der Stadt an. Allerdings soll die lokale Flotte noch ausgebaut werden – auch mit elektrobetriebenen Autos. Die Fahrer dazu gebe es, 300 sollen es in allen drei Städten bereits sein.
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Indes ist das Angebot in Bochum schon jetzt recht groß. 252 Taxis und 149 Mietwagen sind momentan in der Stadt unterwegs, allein die Zahl der Mietwagen ist in den vergangenen Jahren um gut 20 Prozent gestiegen. Ein weiterer neuer Mitbewerber ist aus Sicht von Christian Weidmann von der Taxigenossenschaft Bochum daher grundsätzlich „auch gar kein Problem“. Abzuwarten gelte, ob sich Cabdo an die Regeln halte.
Taxi-Branche registriert Verstöße
Genau das sei in jüngerer Zeit mit etlichen Mietwagen-Betreibern ein Problem gewesen. „Mietwagen gibt es schon seit Jahrzehnten. Und lange gab es auch ein gutes Nebeneinander von Taxis und Mietwagen. Aber dann haben wir festgestellt, dass Mietwagen-Betreiber immer öfter ihre Rückkehrpflicht missachten“, so Weidmann. Statt nach einer Fahrt zum Standort zurückzukehren, stünden Autos, die nicht selten in der typischen Taxi-Farbe „hell-elfenbein“ lackiert seien, an oder in der Nähe von Taxi-Standorten, um Kunden aufzunehmen oder sich heranwinken zu lassen. Ein Verstoß. „Dieses Privileg haben alleine Taxis“. Deren hervorstechendstes Merkmal neben der Wagenfarbe ist das Taxi-Schild, im Branchenjargon „Vogel“ genannt. Taxis müssen den „Vogel“ auf dem Dach haben, Mietwagen dürfen ihn nicht haben.
Wladislaw Teplikov weiß das. Schließlich führt der Dortmunder, der seine Arbeit als Investmentbanker in London aufgegeben hat, auch den elterlichen Taxi-Betrieb mit etwa 40 Fahrzeugen in seiner Heimatstadt weiter und vermittelt über seine App neben den schwarzen Mietwagen, „die zu 85 Prozent geordert werden“, auch klassische Taxis – aus eigenem Bestand oder, dort wo er keine Taxilizenz hat, von anderen Taxibetreibern. Die Zukunft der individuellen Beförderung, davon ist er überzeugt, gehört der modernen Vermittlung über eine App. Entsprechend ehrgeizig ist sein Ziel: „Wir wollen den Taximarkt im Ruhrgebiet revolutionieren.“