Wattenscheid-Mitte. Die SPD-Fraktion will im Zuge der Umgestaltung des August-Bebel-Platzes diesen Bereich für den privaten Durchgangsverkehr sperren.
„Deutlich über 50 Prozent des Bebel-Platzes sind durch Fahrbahnen belegt. Sechs Ampelanlagen mit Fußgängerüberwegen, Bordsteinen und Sperrgittern zerschneiden den Platz in zwei Teile, dessen Überquerung meist mehrere Minuten in Anspruch nimmt. Falsch parkende Autos neben dem Brunnen - obwohl genügend Parkraum auf dem Parkplatz zur Verfügung steht - lassen erkennen, dass der Platz nicht als Fußgängerbereich wahrgenommen wird“, erklärt SPD-Bezirksfraktionsvorsitzender Wolfgang Rohmann. „Der Platz ist heute kein Platz. Er kann nur zu einem Platz werden, wenn ebendiese Barrieren entfernt werden.“
7200 Pkw täglich
7200 Pkw überqueren gemäß der Verkehrszählung der Stadtverwaltung täglich den Bebel-Platz – „das klingt viel, es sind aber umgerechnet 300 Fahrzeuge pro Stunde, also fünf pro Minute – also 2,5 in jede Richtung. Dabei von einem bevorstehenden Verkehrskollaps zu sprechen, ist wirklich dreist. Zumal - sollte der August-Bebel-Platz nicht mehr überquerbar sein werden - Autofahrer diesen auch großräumiger umfahren und nicht alle über die Marienstraße oder die Propst-Hellmich-Promenade ausweichen.“ Diesen 7200 „in der Regel mit einer Person besetzten Fahrzeugen stehen knapp 15.000 Menschen entgegen, die täglich mit dem ÖPNV den Platz überqueren. Auch das Argument, der Einzelhandel würde unter dem Wegfall des Individualverkehrs leiden, ist nicht nachvollziehbar. Welcher der den Bebelplatz überquerenden Fahrer hält denn dort - wo überhaupt? - an und kauft sich ein Eis, Zigaretten, bucht eine Reise? Fahren diese nicht jetzt schon auf den Parkplatz, der erhalten bleiben soll?“
Umgehung sei nicht mehr nötig
„Klar: In Wattenscheid war über Jahrzehnte daran gearbeitet worden, die Friedrich-Ebert-Straße als Umgehungsstraße zur heutigen Einkaufsachse Oststraße zu bauen. Häuser waren dafür abgerissen worden. Das war in den 70er Jahren, als das Auto als Zeichen von Wohlstand trotz aller Schäden für die Umwelt im Vordergrund der Verkehrspolitik stand. Aber: Diese Umgehung ist durch die Neugestaltung des Westkreuzes und der neu ausgebauten Hansastraße nicht mehr nötig.“ Die Bochumer Straße werde jetzt nicht mehr von Durchgangsverkehr befahren und auch die Friedrich-Ebert-Straße diene nicht mehr diesem Zweck.
„In einer Zeit, in der selbst CDU-Politiker davon sprechen, dass der motorisierte Individualverkehr zurückgehen muss, um das Klima zu schützen, fordern einige ewig Gestrige in Wattenscheid ebendiesen zu erhalten. Im durch den Klimawandel verursachten viel zu milden Winter lade ich alle diejenigen, die sich selbst einen Eindruck verschaffen wollen, dazu ein, sich an den Brunnen zu stellen und für einige Minuten den Verkehr zu beobachten. Und natürlich auch, wie viele dieser wenigen Fahrzeuge dann dazu benutzt wurden, um in den ansässigen Geschäften einzukaufen.“