Bochum. Ein Konzert voller Wärme und Emotionen: Die „Silent Night“ der Bochumer Symphoniker und Classic-Night-Band füllt vier Mal das Musikforum.
Das Finale voller Wärme und Emotionen ist bezeichnend, steht für das musikalische Crossover, das dieses Format so fulminant und virtuos beherrscht. Nach José Felicianos „Feliz Navidad“ verleihen Robbie Williams’ „Angels“ unvermittelt „Hey Jude“ von den Beatles Flügel. Die Besucher stimmen beseelt mit ein. Es ist Weihnachten. Es ist Zeit für die „Silent Night“, die in diesem Advent erstmals mit vier Konzerten das Anneliese Brost Musikforum füllt.
Die Zusammenarbeit der Bochumer Symphoniker und der Classic-Night-Band währt seit fünf Jahren. Anfangs in der Zeche, seit 2017 auch im Musikforum trifft Klassik auf Rock und Pop, ergänzen sich elektrische Gitarren und raue Rockröhren trefflich mit Streichern, Trompeten und Posaunen.
3700 Karten waren seit Juni vergriffen
Die Zechen-Auftritte sind seit diesem Jahr – leider – Geschichte. Das Musikforum ist nunmehr die alleinige Spielstätte der E-U-Symbiose: vielleicht nicht so ausgelassen und partytauglich wie im Szene-Club, doch mindestens ebenso stimmungsvoll, „fast schon erhaben“, wie eine Zuschauerin am Wochenende schwärmte.
Die Resonanz beim Publikum ist riesig. Die jährlich zwei „Bosy-Lounge“-Abende, zuletzt im November, sind stets Monate zuvor ausverkauft. Für die vier „Silent Night“-Termine von Samstag bis Montag (im Vorjahr waren es drei, zum Start 2017 zwei) waren sämtliche 3700 Karten bereits im Juni vergriffen.
Chor wurde eigens für die „Silent Night“ formiert
Warum, machte der Auftakt am Samstagabend deutlich. Lionel Richies „Hello“ markiert den Beginn eines etwas anderen Weihnachtskonzertes, das sich grundverschiedener Genres auch weit abseits von Santa Claus & Co. bedient – und gerade deshalb perfekt in den vorfreudigen Advent passt.
Auf der Bühne: 18 Instrumentalisten der Bochumer Symphoniker, die neunköpfige Classic-Night-Band sowie 35 Sängerinnen und Sänger des Classic-Night-Chores, der unter der Leitung von Susanna Kleye eigens für die „Silent Night“ 2019 per Online-Aufruf formiert wurde. Ganz vorn, mit mächtigem Bass-Akkordeon: Torsten Sickert, Gründer und Kopf der Classic-Night-Band, Erfinder der Bosy-Kooperation und der Mann, der sowohl für die Songauswahl als auch die Arrangements verantwortlich zeichnet.
Torsten Sickert beweist sicheres Händchen
Dabei beweist Sickert auch diesmal ein sicheres Händchen. Das Repertoire reicht von Heinz Rudolf Kunzes „Dein ist mein ganzes Herz“ bis zu Claptons „Tears in Heaven“, von Queens „Love of my Life“ bis zum „Lemon Tree“ von Fool’s Garden, von Rod Stewarts 70er-Hymne „Sailing“ bis zu Joris’ „Herz über Kopf“. Weihnachtlich wird’s bei „Vom Himmel hoch“ und „Alle Jahre wieder“. Zwei der drei Classic-Night-Sänger (Dritter im Bunde ist Andreas Paweletz) setzen die Glanzlichter: Lukas Dylong, der bei „Delilah“ zum fauchenden Tiger Tom Jones mutiert, und der großartige Holger Auer mit John Farnhams „The Voice“: ein Werk, bei dem der 62-köpfige Klangkörper sein komplettes Potenzial ausschöpft.
Classic Night: Die Termine im nächsten Jahr
Die nächste „Bosy-Lounge“ im Musikforum am Ostersamstag, 11. April, ist bereits jetzt ausverkauft. Der Herbst-Termin steht noch nicht fest.
Die Classic Night Band spielt zweimal in Dortmund: am 8. Februar im „Piano“ und am 30. April in der Warsteiner Music Hall.
Lukas Dylong hat im Riff das Format „Xtral!ve“ gestartet. An jedem zweiten Freitag des Monats gibt’s im Dreieck handgemachten Rock und Pop. Empfehlenswert!
Nach mehr als zwei Stunden steht das Musikforum, singt bei „Angels“ und „Hey Jude“ frohgemut mit, spendet Standing Ovations und bedankt sich für eine in jeder Hinsicht besinnliche Einstimmung auf das Fest.
Fortsetzung folgt 2020. Schade, dass nicht öfter Weihnachten ist.
WAZ-Wertung: 5 Sterne