Bochum/Witten/Hattingen. Mit einem Großeinsatz am Kemnader See hat die Polizei ihre Suche nach Anita S. intensiviert. Bis zum Mittag verläuft die Suche ohne Ergebnis.
Mit einem der größten Einsätze der Bochumer Polizei der letzten Jahre wird am Freitag (20.) nach Anita S gesucht. Die 35-Jährige kaufmännische Angestellte aus Wattenscheid-Günnigfeld wird seit knapp zwei Wochen vermisst. Bisher fehlt von der jungen Frau jede Spur. Auch keiner der Gegenstände, die sie mit sich geführt haben soll, sind bislang gefunden worden.
Mehr als 50 Polizisten im Einsatz
suche nach der vermissten anita s. aus günnigfeld
Insgesamt sind seit dem Morgen über 50 Polizisten aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein im Einsatz. Aktuell konzentriert sich die Suche auf das Wehr neben dem Wasserkraftwerk an der Kemnader Straße. Wie die Polizei mitteilt, sollen auch die riesigen Wehrklappen hochgefahren werden, um auch dort suchen zu können.
Dazu setzt die Polizei nun auch eine Spezialdrohne ein, die eigens vom Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) aus Duisburg angefordert wurde und vor Ort von den geschulten Spezialisten bedient wird. Das fliegende Kameraauge soll ganz dicht über den schwer einsehbaren Wehrbereich fahren und mit seinen Aufnahmen die Beamten bei der Suche unterstützen.
Eine Hundertschaft der Polizei sucht derzeit beide Ufer des Stausees auf Bochumer und Wittener Gebiet ab. Vier Leichenspürhunde und vier Pferde der NRW-Reiterstaffel unterstützen die Suche am und auf dem Wasser. Frank Dierks ist Leichenspürhundführer der Polizei aus dem ostwestfälischen Stukenbrock. Mit seinem belgischen Schäferhund der Rasse Malinois beteiligt er sich an der Suche. „Der Spürhund ,Gustav’ ist speziell für solche Einsätze ausgebildet. Er ist in der Lage, auch vom Boot aus durch das Wasser Gerüche aufzunehmen.“
Wenn der Hund etwas riecht, dann bellt er. Dierks erklärt: „In einem solchen Fall alarmieren wir die Taucher, die dann die Suche unter Wasser fortsetzen können.“ Nach kurzen Einsatzabsprachen werden die vier Hunde, drei sind am frühen Morgen aus Schleswig-Holstein gekommen, auf Polizeiboote verteilt. Jedes Boot bekommt einen eigenen Abschnitt. Vor allem die Uferbereiche werden gezielt abgesucht.
Der Schwerpunkt der Suche liegt zunächst am östlichen Ufer auf Witten-Herbeder Seite des Kemnader Sees. „Es wird angenommen, dass sich Anita S. vor ihrem Verschwinden in diesem Bereich aufgehalten haben könnte“, berichtet die Polizei, die gleichfalls am Morgen ein neues Foto der Vermissten veröffentlichte. Ein Zeuge will die vermisste Frau auf einem Weg zum dortigen „Ökologischen Lehr- und Musterpark“ gesehen haben. Danach verläuft sich die Spur.
Es ist ein grauer Morgen, es regnet Bindfäden und die Polizisten haben wasserfeste Kleidung angezogen. Irgendwo in dem unwegsamen Gelände zwischen der Wittener Straße (Herbede), der A 43 und dem Uferbereich des Kemnader Sees mit der Inline-Skatebahn und dem Fußweg sind die jungen Beamtinnen und Beamten der Einsatzhundertschaft unterwegs. Polizeisprecher Volker Schütte erläutert, warum es Sinn macht, auch Pferde einzusetzen: „Die Reiter haben eine bessere Übersicht und können sich schneller fortbewegen als zu Fuß.“
Vermisste trägt Blumen-Tattooam Oberarm
Am 7. Dezember, ein Samstag, hatte ihre Familie das letzte Mal etwas von Anita S. gehört. Sie ist alleinstehend. Die Polizei suchte bereits mit Fahndungsplakaten nach ihr, die sie im Bereich zwischen Bochum-Stiepel und Witten-Herbede und -Vormholz aufhängte. Dort wurde sie zuletzt gesehen. Auch ein Hubschrauber war bereits im Einsatz.
In den frühen Abendstunden gegen 17.30 Uhr hatte die junge Frau mit ihrer Mutter telefoniert, danach weiß man nicht mehr, wo sie geblieben ist. nach Informationen der WAZ lebt sich im gleichen Haus wie ihre Mutter, jedoch in einer eigenen Wohnung.
Auch an ihrer Arbeitsstelle erschien die kaufmännische Angestellte nicht mehr. Die Gesuchte geht entgegen jeder Gewohnheit auch nicht mehr an ihr Handy. Hinweise auf eine Eigengefährdung (Suizidgedanken, gesundheitliche Probleme) lägen nicht vor. Die Polizei hält deshalb einen Unglücksfall oder ein Verbrechen nicht für ausgeschlossen.
Anita S. ist 1,60 Meter groß und rund 60 Kilogramm schwer, hat lange, bis zum Gesäß reichende rotblonde Haare und ein Tattoo (große Blume) am rechten Oberarm. Sie war mit einem schwarzen Parka, einer karierten Bluse, einer schwarzen Jeanshose sowie Sneakern bekleidet und führte eine kleine schwarze Sporttasche der Marke „Nike“ mit.
Das Bochumer Kommissariat für Vermisstenfälle (KK 12) bittet dringend unter den Rufnummern 0234/909 4120 sowie -4441 (Kriminalwache) um Hinweise.
Die Polizei fragt insbesondere:
- Wer hat Anita S. am Samstag, 7. Dezember, nach 17.30 Uhr gesehen? Aber auch andere Uhrzeiten könnten für die polizeiliche Ermittlung interessant sein.
- Wer kann Hinweise auf ihren Verbleib geben?
- Insbesondere der Bereich zwischen der Wittener Straße in Herbede, der Autobahn A 43 und dem Ostufer des Kemnader Sees ist ein möglicher Ort, für den die Ermittler für Hinweise dankbar sind.