Bochum-Wattenscheid. Nach dem Erfolg des Films „Solingen 1993“ legen Autor Senol Güngör und Regisseur Ömer Pekyürek nach. Gedreht wurde erneut in Bochum-Wattenscheid.

Flüchtende auf dem Weg durch karge Landschaften. Ein Arzt berichtet über die Zustände an der Grenze zwischen Syrien und dem Irak. Die Bildern wechseln. Ein Ehepaar und ihr Sohn sitzen in Solingen in einem Büro, bekommen anschließend eine Wohnung, „ihr neues Zuhause“ gezeigt. Als Willkommensgeschenk erhält der junge Besir einen Fußball und damit die Chance, mit Gleichaltrigen spielend in Kontakt zu kommen.

Erfolgreiches Duo legt Nachfolger vor

Mit „Solingen 1993 – 25 Jahre danach“ gewannen Autor und Produzent Senol Güngör (56, Wattenscheid) und Regisseur Ömer Pekyürek (37, Duisburg) den „Deutschen Generationen Filmpreis 2019“. Nun legt das Duo mit „Der Freund“ ihren nächsten, rund 15 Minuten langen Kurzfilm nach. Zentrale Themen bleiben die Verständigung zwischen den Kulturen, Ängste und Integration. Der Wattenscheider Güngör scheut nicht, schwere Themen anzusprechen.

Eine zentrale Szene sticht im Trailer heraus. Beim Fußball, der spielend Verbindungen und Freundschaften schafft, möchte der Vater seinen Sohn ermutigen: „Shoot! Schuss!“, ruft er ihm zu und damit die verdrängten Bilder aus der syrischen Heimat bei Besir wieder in Erinnerung. Der erstarrt mitten im Spiel, verliert den Ball aus den Augen, sieht dafür Raketen in Gebäude einschlagen, hört die Explosionen.

Zweite Zusammenarbeit

Ömer Pekyürek hat mit „Der Freund“ zum zweiten Mal ein Drehbuch von Güngör verfilmt: „Senol schreibt die Geschichten in Romanform, ich setze sie im Drehbuchformat um, packe etwas Dramaturgie hinzu. Dabei versuchen wir immer, so wenig wie möglich zu ändern, um seine Vision beizubehalten.“ Angepasst werden meistens Dialoge, um einem filmischen „roten Faden“ zu folgen – immer in Rücksprache.

An neun Tagen wurde in Wattenscheid, Essen, Wuppertal und Solingen gedreht.
An neun Tagen wurde in Wattenscheid, Essen, Wuppertal und Solingen gedreht. © Senol Güngör

Gedreht wurde an insgesamt neun Tagen in Essen, Wuppertal, Solingen und erneut in Wattenscheid an der Westenfelder Straße. Der Kurzfilm sei so gut wie fertig, befinde sich aktuell in der „Post-Produktion“. Einige Szenen werden noch nachsynchronisiert, informiert das Duo. Mit der Premiere rechnen sie Anfang 2020 in Solingen. Im Anschluss ist auch eine Vorführung in Gelsenkirchen geplant. Danach möchte Güngör das neue Werk wieder auf Kurzfilm-Festivals präsentieren, im Idealfall den Erfolg von „Solingen“ wiederholen.

Knappes Budget erschwert Dreh

Äußerst knapp fiel das Budget aus. Lediglich 8500 Euro stehen für Schauspieler, Catering, Equipment, Produktion, Bearbeitung und den Soundtrack bislang zur Verfügung. Allein die Kamera-Miete beläuft sich jedoch auf 1600 Euro. Regisseur Pekyürek verzichtet auf eine Gage, die fehlenden Mittel muss Güngör im Zweifel selbst aufbringen: „Vielleicht bekommen wir noch weitere Fördergelder, sicher ist das aber natürlich nicht.“

Ohne die 5000 Euro vom Kulturbüro Solingen hätte man das Projekt nicht realisieren können, betont Filmemacher Pekyürek. Güngör informiert, dass Bochum Marketing weitere 3000 Euro, der Deutsch-Türkische Freundeskreis Gelsenkirchen e. V. noch 500 Euro zur Verfügung gestellt haben

Drittes Projekt startet im Januar

Trailer gibt Einblicke

Der Trailer zum Kurzfilm „Der Freund“ ist bereits online auf YouTube zu sehen: youtu.be/G5BohwViVo4.

Das nächste Projekt „Jasmin“ wird die Themen „Krieg und Flucht“ aufgreifen und sich erneut gegen Rassismus stark machen. Drehbeginn ist im Januar 2020, als Ort wählten Güngör und Pekyürek unter anderem Gelsenkirchen aus.

Das nächste Projekt steht derweil schon in den Startlöchern. Im Januar beginnt der Dreh zu „Jasmin“. Pekyürek launisch: „Senol hat noch zehn weitere Drehbücher und möchte am liebsten alle so schnell wie möglich verfilmen.“ Dabei gehe die Zusammenarbeit mittlerweile über den kreativen Prozess hinaus, sagt Güngör: „Ömer ist für mich nicht nur Regisseur, sondern ein Freund. Egal zu welcher Uhrzeit – ich kann ihn immer anrufen.“