Bochum. Bochum und die Stahlkrise, der nächste Teil. Im Januar will der Thyssenkrupp-Stahlvorstand seine Schließungspläne genauer vorstellen.
Beschäftigte, Betriebsrat und die Industriegewerkschaft Metall wollen die angekündigte Stilllegung mehrerer Anlagen von Thyssenkrupp an zwei Stahlstandorten in Bochum nicht kampflos hinnehmen. Eva Kerkemeier, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Bochum/Herne, kündigte eigene Vorschläge der Arbeitnehmervertretung an.
Für Januar 2020 haben der Stahl-Vorstand von Thyssenkrupp, IG Metall und Betriebsrat mehrere Treffen vereinbart, bei denen die Arbeitgeber ihre Pläne zur Umstrukturierung der Stahlsparte genauer vorstellen wollen. Vor einer Woche hatten sie die „Strategie 2020 bis 2030“ angekündigt. Dazu gehört die komplette Schließung des Elektrobandwerks (NO) an der Castroper Straße in Bochum 2025. Am zweiten Standort an der Essener Straße soll die Warmbreitbandstraße nur noch bis 2024 betrieben werden. Für beide Aggregate sollen neue, modernere Anlagen in der Stahlstadt am Rhein in Duisburg-Hamborn gebaut werden.
Externe Beratung
Für die anstehenden Treffen, das erste wurde für den 10. Januar vereinbart, wollen sich die Arbeitnehmer externe Berater zur Seite nehmen. „Wir werden die Pläne des Vorstands unter betriebswirtschaftlichen und technischen Gesichtspunkten überprüfen und dann eigene Ideen ausarbeiten“, kündigt Eva Kerkemeier an. Für sie sei zum jetzigen Zeitpunkt zum Beispiel nicht erklärbar, wie man Europas modernste Warmbreitbandstraße – die stehe an der Essener Straße in Bochum – schließen könne.
Ähnlich sieht es Engin Karakurt, Betriebsratsvorsitzender des Thyssenkrupp-Werks an der Essener Straße: „Die Rede ist immer von integrierten Anlagen, die geschaffen werden sollen. Andere Gründe für die angekündigten Schließungen werden nicht genannt. Unsere Belegschaft wird gelobt, die Qualität unserer Arbeit sei gut. Und trotzdem sollen wir dicht gemacht werden.“ Nach Einschätzung des Betriebsrats könne die angestrebte Verbesserung der Qualität, nämlich noch dünnere und hochfestere Stahlbleche, in Bochum mit deutlich weniger Investitionsaufwand erreicht werden als in Duisburg. Verärgert sei der Betriebsrat nach wie vor darüber, dass ihn der Stahl-Vorstand monatelang im Unklaren über seine Absichten gelassen habe.
Betriebsversammlung im Ruhrcongress
Am Mittwoch wurde im Ruhrcongress die vor einer Woche abgebrochene Betriebsversammlung für den Standort Essener Straße fortgesetzt. „Die Gemüter in der Belegschaft haben sich schon etwas beruhigt“, so Betriebsratschef Karakurt. Aber es gebe weiterhin zahlreiche Fragen der Beschäftigten, die noch unbeantwortet geblieben seien. Etwa 400 Thyssenkrupp-Mitarbeiter nahmen am Vormittag an der Versammlung teil, etwa 800 waren es am Nachmittag, als die Frühschicht zusammenkam. Zu Gast war dabei Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD), der dem Vernehmen nach – wie schon vor einigen Tagen im Rat – betonte, der Vorschlag des Stahl-Vorstands dürfe nicht das letzte Wort gewesen sein.“