Bochum. Wahnsinn, Witz und Wahrheiten: Comedian Martin Klempnow gastierte als „Dennis aus Hürth“ im Bochumer Ruhrcongress. Die „Ottos“ waren angetan.

Er besucht die „Pierre-Littbarski-Berufsschule“, wohnt bei seiner dauerqualmenden Omma und ist mit Larissa liiert: eine Fashion-Queen, die selbst für einen Schwangerschaftstest lernen muss. „Ich schwöre!“ In der Rolle des Dennis aus Hürth hat es Martin Klempnow zu einer veritablen Comedy-Größe gebracht. Rund 400 „Ottos“, wie Dennis seine Zeitgenossen nennt, strömten am Donnerstagabend zu seinem Auftritt im Ruhrcongress.

Eigentlich ist Martin Klempnow ein ernstzunehmender Schauspieler, reüssierte 1993 im WDR-Fernsehfilm „Kahlschlag“, war beim ZDF-„Bergretter“ zu sehen, zählt als vielseitiger Kabarettist zum aktuellen Team der „heute show“. „Switch Reloaded“ änderte 2010 alles. Der Kölner perfektionierte in der Pro-7-Show seine Kunstfigur Dennis, ein bekennender Proll mit Solarium-Bräune, Bling-Bling-Shirt und -Kappe, Curry-King-Leidenschaft und einer kölschen Klappe, die an Pudelmützen-Tommie Gerhardt („Voll die Seuche!“) erinnert.

Kollektives Warten im Unterwäsche-Shop

Zwar vermisst man beim Bühnenprogramm „Ich seh voll reich aus“ schmerzlich Martina Hill, die Larissa inzwischen bei Carolin Kebekus’ „Pussy Terror“ genial verkörpert. Doch auch Dennis allein trägt (was man nicht unbedingt erwarten durfte) für zweieinhalb unterhaltsame Stunden. Im ersten Teil nimmt er sein Publikum mit auf eine Baustelle in Hürth. Sieben-Gänge-Menü inklusive. Heißt auf dem Bau: Sechserpack Bier und ein Snickers. Dabei wollte Dennis eigentlich Müllmann werden, weil er lange dachte, „die arbeiten immer nur mittwochs“.

Witziger und weniger überdreht ist Teil 2, in dem er über das nicht immer einfache Zusammenleben mit Larissa erzählt. Herrlich authentisch ist sein Blick auf die schamhaft-gelangweilte Männerwelt beim kollektiven Warten im Unterwäsche-Shop. Und auch bei der weiblichen Oberbekleidung kennt sich Dennis bestens aus: „Kinder, Betrunkene und Leggins sagen immer die Wahrheit.“

46 Jahre ist Klempnow. Wie lange er den 21-jährigen Berufsschüler noch glaubwürdig spielen kann, sei dahingestellt. In Bochum hat’s geklappt. Die „Ottos“ waren angetan.

WAZ-Wertung: 3 Sterne