Bochum. Die Gebühren für die VHS-Kurse in Bochum sollen 2020 konstant bleiben. „Bildung muss bezahlbar sein“, sagt die neue Leiterin Helle Timmermann.

Die Gebühren der Bochumer Volkshochschule (VHS) bleiben konstant. „Das Regelentgelt beträgt derzeit 2,75 Euro pro Unterrichtseinheit. Daran wird sich zumindest im ersten Halbjahr 2020 auch nichts ändern“, kündigt die neue VHS-Chefin Helle Timmermann im WAZ-Gespräch an.

Als Nachfolgerin von Thomas Ratenhof, der im Frühjahr ins Schulverwaltungsamt gewechselt ist, hat Helle Timmermann in diesen Tagen die Leitung der VHS übernommen. Der 47-Jährigen ist der Bildungsbetrieb am Gustav-Heinemann-Platz bestens vertraut. Seit 2011 war sie stellvertretende Leiterin. Zuvor hatte die gebürtige Braunschweigerin nach ihrem Germanistik- und Politikstudium in Paris u.a. als Dozentin an der Hochschule im polnischen Rzeszow und an der VHS Frankfurt gearbeitet. 2005 kam sie als Fachbereichsleiterin für Deutsch und Französisch zur Bochumer Volkshochschule. Mit ihrer Familie wohnt sie in Wiemelhausen.

Auch Geringverdiener müssen sich Bildung leisten können

Sowohl personell als auch inhaltlich sei die VHS „gut aufgestellt“, sagt Helle Timmermann und lobt den „starken politischen Rückhalt für das, was wir hier machen“. Auch und gerade im Ruhrgebiet sei es wichtig, Bildung als Allgemeingut anzuerkennen und zu fördern. Dazu leiste die Stadt mit einem Anteil jährlichen von 2,15 Millionen Euro am Gesamtetat von 5,18 Millionen Euro einen entscheidenden Beitrag. Weitere Gelder fließen u.a. vom Land und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Die Teilnehmergebühren machen mit 673.000 Euro nur einen geringen Teil der Finanzierung aus.

Eine Erhöhung wie zuletzt 2015 sei in naher Zukunft gleichwohl nicht geplant, versichert Helle Timmermann. „Wesentlich für eine Volkshochschule ist, dass alle Bürgerinnen und Bürger ihr Angebot nutzen können.“ Deshalb gelte es, die Gebühren im Rahmen zu halten und auch für Geringverdiener erschwinglich zu machen.

Das WAZ-Forum Politik ist ein neues Format, das die Volkshochschule zusammen mit der WAZ geschaffen hat: hier im November zum Thema Klimaschutz.
Das WAZ-Forum Politik ist ein neues Format, das die Volkshochschule zusammen mit der WAZ geschaffen hat: hier im November zum Thema Klimaschutz. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Aufgaben einer VHS sind gewachsen

Dies gelinge in Bochum außerordentlich gut. Das dokumentierten die aktuell 27.500 Teilnehmer in 1700 Kursen und 50.000 Unterrichtseinheiten. Grundsätzlich, so die Leiterin, werde die Arbeit einer VHS immer wichtiger. Immer größer seien die Anforderungen im Beruf, die eine Weiterbildung, etwa bei der Digitalisierung, sinnvoll erscheinen lassen. Immer mehr wachse die Lust vor allem älterer Menschen, noch einmal eine neue Sprache zu erlernen.

Neues Programm erscheint am 7. Januar

Das neue Programmheft der Volkshochschule für das erste Halbjahr 2020 erscheint am 7. Januar. Das Leitwort lautet: „Für alle offen!“

Das aktuelle Angebot u.a. aus den Bereichen Gesellschaft/Politik, Natur/Umwelt, Sprachen, Digitales und Gesundheit findet sich hier.

Zunehmend relevanter werde zudem die politische und gesellschaftliche Aufgabe einer VHS. „Ich sehe die politische Entwicklung derzeit mit großer Sorge. Antidemokratische Tendenzen nehmen zu. Für uns alle gilt, die Demokratie zu stärken und erlebbar zu machen: global ebenso wie im eigenen Stadtteil. Wenn man nichts tut, stirbt die Demokratie!“, so die Leiterin, die das neu geschaffene WAZ-Forum Politik als gutes Beispiel für eine erweiterten Bildungsauftrag bewertet. Zuletzt hatte sich der gemeinsame Diskussionsabend von VHS und WAZ im November mit den lokalen Herausforderungen des Klimawandels beschäftigt.

Vorfreude auf das „Haus des Wissens“

Noch lebendiger als bisher werde die Volkshochschule an ihrem vorgesehenen neuen Standort, dem „Haus des Wissens“ im ehemaligen Telekom-Block in der Innenstadt, glaubt Helle Timmermann. Mit ihren 43 festangestellten Mitarbeitern und 450 Dozenten sollen sich der VHS in ihrem neuen Domizil deutlich verbesserte Arbeitsmöglichkeiten bieten. „Für uns eröffnen sich neue Kooperationsmodelle, etwa mit den Universitäten und Hochschulen. Wir rücken mehr ins Leben und Bewusstsein der Menschen. Die Markthalle wird uns zusätzliche Aufmerksamkeit bescheren. Wir haben eine gute Zukunft vor uns.“

Bodenständig, dem Weiterbildungsauftrag verpflichtet, werde die Volkshochschule auch an ihrem neuen Standort bleiben, versichert Helle Timmermann: „Eine ,VHS deluxe’ wird es in Bochum nicht geben.“