Was für ein Familiendrama in Bochum! Mutter (46) und Tochter (16) sind wegen schwerer Straftaten angeklagt. Und es kommt noch schlimmer.
Vor dem Landgericht Bochum spielt sich in den kommenden Wochen ein sehr großes Familiendrama ab. Sowohl eine 16-jährige Jugendliche als auch ihre 46-jährige Mutter sitzen auf der Anklagebank – allerdings in zwei völlig verschiedenen Prozessen.
Die 15-Jährige ist angeklagt, weil sie versucht haben soll, am Abend des 3. Mai ihre Mutter mit einem Messer zu töten. Der Mutter werden Gewalt- und Raubtaten vorgeworfen. Beide leben zurzeit hinter Gittern. Und es kommt noch schlimmer.
Nach dem Krankenhausaufenthalt wurde die 16-Jährige direkt eingesperrt
Nur einen Tag nach der schweren Messerattacke auf die Mutter ist die damals noch 15 Jahre junge Schülerin an der Haltestelle Brückstraße von einem Bus der Bogestra überrollt worden und so schwer an beiden Beinen verletzt worden, dass sie zwei Monate im Krankenhaus lag. Angeblich wollte sie gegen 14.15 Uhr den abfahrenden Bus noch erreichen, trommelte gegen die Außenwand und stolperte. Unter schwierigsten Bedingungen wurde sie unter dem Hinterreifen befreit, auch mit Hilfe eines Notarztes. Danach wurde sie auf eine Intensivstation gebracht.
Nach der langen stationären Behandlung kam sie wegen des Messerangriffs gar nicht mehr in Freiheit. Weil sie psychische Störungen haben soll, blieb ihr zwar eine U-Haft erspart, dafür wurde sie vorläufig in eine geschlossene psychiatrische Klinik eingewiesen, wo sie sich bis heute befindet.
Anklage: der eigenen Mutter ein Messer in die Brust gestoßen
Die Gleichzeitigkeit der beiden Hauptverhandlungen – der Prozess der Mutter begann am Freitag (29.11.), der ihrer Tochter startet am kommenden Dienstag (3.12.) – ist reiner Zufall. Der Jugendlichen wirft die Staatsanwaltschaft vor, ihrer Mutter in deren Wohnung in Hiltrop ein Küchenmesser mit einer Klingenlänge von zwölf Zentimetern in die Brust bis in die Lunge hinein gestoßen zu haben. Die Frau musste notoperiert werden. Die Anklage spricht von „versuchtem Totschlag“.
E-Scooter auf A 40 geworfen: Prozess beginnt am 5. März
Der Prozess gegen die Jugendliche wird von der 3. Jugendstrafkammer geleitet. Diese verhandelt auch die Anklage wegen versuchten Mordes gegen einen Bochumer (18) und einen Hattinger (22), die am 23. September von einer Brücke einen E-Scooter auf die A40 in Bochum-Grumme geworfen haben sollen.
Der Prozess beginnt am 5. März 2020. Beide Angeklagten sitzen in U-Haft. Vor Gericht sagt auch ein Dekra-Gutachter aus zur Frage, wie gefährlich dieser Wurf war. Vier Autos sind über den Scooter gefahren.
Angeklagt ist auch ihr damaliger Freund (28), denn beide sollen die Mutter vorher geschlagen haben, auch ins Gesicht. Außerdem werden der 16-Jährigen drei weitere Straftaten zur Last gelegt: Es geht um andere Körperverletzungen, Beleidigung, Bedrohung, Widerstand gegen die Polizei.
Mutter soll die Aral-Tankstelle an der Wittener Straße überfallen haben
Die Mutter besteht darauf, an der Verhandlung gegen ihre minderjährige Tochter regelmäßig teilzunehmen. Darauf hat sie einen Anspruch, sie besitzt das Sorgerecht. Deshalb wird sie zu jedem der sieben Sitzungstage aus der U-Haft in den Gerichtssaal zu ihrem Kind gebracht.
Gleichzeitig hat sie aber auch mit einer eigenen Anklage zu kämpfen. Ihr werden mehrere Körperverletzungen in der Innenstadt, vor allem am Buddenbergplatz, vorgeworfen. Teilweise soll sie ein Messer eingesetzt haben. Am 8. November 2018 soll sie außerdem die Aral-Tankstelle an der Wittener Straße überfallen haben. Einen Mitarbeiter habe sie mit einer Spritze und den Worten, dass sie HIV-positiv sei, bedroht und sei dann mit 664 Euro aus der Kasse geflüchtet.