Bochum. Beliebtes Filmfestival ist im Kino Endstation zu Ende gegangen. Fünf Tage lang waren spannende Beiträge aus dem Leben im Ruhrgebiet zu sehen.
Mit einer feierlichen Preisverleihung ist die 27. Ausgabe des Filmfestivals „Blicke“ im Kino Endstation zu Ende gegangen. Fünf Tage lang waren in dem kleinem Filmkunstkino im Bahnhof Langendreer Werke von Filmemachern zu sehen, die sich auf vielfältige Weise mit dem Leben im Ruhrgebiet auseinandersetzen. Egal ob kurz oder lang, fiktional oder dokumentarisch: Das Programm ist bunt gemischt und wohl auch deshalb beim Publikum so beliebt.
Wie immer gilt: Die Filmemacher müssen einen biographischen Bezug zum Ruhrgebiet haben oder ihre Filme in dieser Region drehen. Der rasante Wandel, den das Ruhrgebiet in den letzten Jahrzehnten erlebt hat, wird beim „Blicke“-Festival stets kritisch begleitet. Daneben gibt es auch die sogenannten „Aus-Blicke“: Hier werden Brücken zu anderen Regionen in Deutschland und der Welt geschlagen.
Schicksalsschläge scheinen schier unerträglich
Aus 41 Filmen, die im Wettbewerb gezeigt wurden, hatte die Jury die kniffelige Aufgabe, die besten fünf herauszufischen und mit Preisen zu ehren. Diesmal gab es zwei Hauptpreise: für „Nachts kommen die Bilder“ sowie für „Luca“.
In ihrem Langzeitprojekt „Nachts kommen die Bilder“ begleitete Filmemacherin Ulrike Korbach eine Familie, deren Schicksalsschläge von außen betrachtet unerträglich erscheinen. Durch die sensible, niemals voyeuristische Arbeit der Regisseurin wird der Zuschauer zum Teil dieser Familie und erlebt Solidarität, Vertrauen und Liebe. Korbach rührte damit so manchen Besucher zu Tränen und bekam am Ende den mit 2000 Euro dotierten Hauptpreis, gestiftet von den Stadtwerken.
Zwischen Fotografie, Sound und Bewegtbild
Der knapp siebenminütige Kurzfilm „Luca“ von Hannah Schwaiger und Ricarda Fuhrmann spielt mit den Medien Fotografie, Sound und Bewegtbild und erzählt von Vielfalt, Freiheit und dem Künstlertum. Die Grenzen zwischen Künstlerporträt und Tanzfilm sind fließend, was die Jury mächtig beeindruckte. Der zweite Hauptpreis ist mit 1500 Euro dotiert.
Über den Preis in der Kategorie „Aus-Blicke“, im letzten Jahr erstmals vergeben, freut sich Filmregisseurin Anna Roller. Ihr Beitrag „Die letzten Kinder im Paradies“ ist eine zeitlose Coming-of-Age-Geschichte, bei der universelle Themen von erwachender Sexualität über Liebe und Tod leichtfüßig verschmelzen. Die enge Beziehung zwischen Großmutter und ihrer Enkelin spiegelt sich im warmen Look des Films.
Bedrückender Beitrag zur Me-Too-Debatte
Mit dem Publikumspreis, gestiftet vom Bahnhof Langendreer, wird Astrid Menzel für „Nicht mein Traum“ ausgezeichnet. Der „Gender & Queer“-Preis geht an „Riot not diet“ von Julia Fuhrmann. Den Querdenkerpreis erhält Annika Birgel für „023_Greta_S“, ein Beitrag zur Me-Too-Debatte, in dem sich ein klassisches Casting schnell als Verhör entpuppt: eine bedrückende Situation auch für die Zuschauer.