Bochum. Mit einer opulenten Show gastiert der Schriftsteller im ausverkauften Bochumer Ruhrcongress. Begleitet wird er von sechs Musikern – und einem DJ.
Zum Auftakt macht der Fitzek die Helene. Wie die Schlagerkönigin bei ihren Live-Auftritten schwebt er per Seilzug hoch über der Bühne. Zwar nicht singend, aber jonglierend. Als Persiflage auf die eigene Show, die so gar nicht zu dem passen mag, was man gemeinhin als Lesung versteht. Die Bruchlandung bleibt aus. Mit seiner opulenten „Soundtrack-Leseshow“ faszinierte Sebastian Fitzek am Sonntagabend 3000 Besucher im ausverkauften Ruhrcongress.
Der Mann ist ein Phänomen. Mehr als zehn Millionen Bücher hat Sebastian Fitzek verkauft, seitdem er 2006 als Autor von Psychothrillern reüssierte. Aus dem Juristen und Radio-Journalisten wurde Deutschlands erfolgreichster Autor; ein perfekter Selbstvermarkter zudem. Während viele seiner schreibenden Kollegen gesichtslos bleiben, im stillen Kämmerlein verharren, sucht der Berliner die Öffentlichkeit, liebt die große Bühne. Der Literat wird zum Popstar.
Ebenso stimmungsvoll wie atmosphärisch dicht
Mit seinem im Oktober erschienenen Roman „Das Geschenk“ (selbstverständlich wieder eine Nummer 1) entwickelt der 48-Jährige ein noch neues Format weiter: die Musik zum Buch. Eigens komponierte Instrumentalstücke zwischen Klassik und Pop untermalen und befeuern bestimmte Passagen des Bestsellers. Live werden sie von einem sechsköpfigen Ensemble unter der Leitung von Leon Gurvitch, begleitet von einem DJ, intoniert. Filmsequenzen, Projektionen sowie Licht- und Toneffekte vervollständigen die Multi-Media-Show, in die sich Sebastian Fitzek als Erzähler mit Frack und Fliege einfügt.
Das Gesamtkunstwerk kommt aus einem Guss daher, auf die Sekunde eingespielt, in den Lese-Passagen ebenso stimmig wie stimmungsvoll, atmosphärisch dicht, mit dem typischen Fitzek-Thrill versehen. „Das Geschenk“ macht jedoch längst nicht das komplette Programm aus - wohl auch, um nicht allzu viel Inhalt preiszugeben. Schließlich soll das neue Buch ja noch gekauft werden. Aufgefüllt wird die Show daher mit eher bezugs- und belanglosen Einspielern, die zum Beispiel einen der Techniker im Box-Gym zeigen. Verzichtbar.
Was bleibt, ist die Entdeckung eines innovativen und zukunftsträchtigen Live-Lese-Formats - und zwei Erkenntnisse: Sebastian Fitzek ist nicht nur ein genialer Schreiber, sondern auch formidabler Vorleser. Und aller Show Marke Helene zum Trotz: Für eine „atemlose Nacht“ reicht bei ihm auch weiterhin ein Buch.