Bochum. In der Aufführung am Schauspielhaus spielt eine besondere Puppe die Hauptrolle. Das Thema Künstliche Intelligenz wird kindgerecht serviert.
Eine moderne Version der bekannten Geschichte von Pinocchio, der lebendig gewordenen Puppe, hat das Schauspielhaus vorbereitet: „Die unglaubliche Geschichte vom kleinen Roboterjungen“ heißt das diesjährige Familienstück, das Mitte November Premiere feiert.
Pinocchio, entstanden 1881, war seinerzeit ein Wesen aus Holz. Doch aus welchem Material würde eine solche Puppe heute wohl bestehen? Das war die Frage, die sich Regisseurin Sue Buckmaster stellte. Ihre Antwort: „Heute wäre die Puppe ein Produkt der Neurowissenschaften.“
Kontakt durch die Triennale
So entwickelte die britische Künstlerin ihre Story von einem im Labor zusammengebauten Roboter, der zu einem richtiger Jungen wird und einige Abenteuer bestehen muss.
Premiere und Spieltermine
„Die unglaubliche Geschichte vom kleinen Roboterjungen“, Premiere am Samstag, 16. November, um 16 Uhr, im Großen Haus. Es gibt noch Karten.
Weitere Vorstellungen: 17. November , 16 Uhr, 24. November, 12 und 16 Uhr, sowie in weiteren Nachmittagsvorstellungen am 1., 15., 22., 25. und 29. Dezember.
Darüber hinaus gibt es spezielle Aufführungstermine für Schulklassen, Info auf www.schauspielhausbochum.de.
Tickets & Infos: 0234/3333-5555
Gemeinsam mit Jimmy Osbourne hat Buckmaster eine Geschichte um Liebe, Zuneigung und Hass ersonnen; die 1963 geborene Künstlerin gehört in Großbritannien zu den gefragtesten Theatermachern im Kinder- und Jugendbereich. Sie hatte vor einigen Jahren bei der Ruhrtriennale inszeniert, wo sie mit Johan Simons und Cathrin Rose – heute Theaterdirektor bzw. Leiterin des Jungen Schauspielhauses – bekannt wurde. So kam der Kontakt zum Schauspielhaus zustande. Die Arbeit an dem renommierten Haus empfindet Buckmaster als eine Ehre.
Neurowissenschaften als Thema
Was macht uns menschlich? Das habe sie zunächst interessiert. „Letztlich ist es unser hoch entwickeltes Gehirn, sind es die neuronalen Verbindungen, die den Menschen von anderen Tieren und der Umwelt trennen“, sagt Sue Buckmaster. Seit nunmehr sechs Jahren beschäftigt sie sich mit dem Thema Neurowissenschaften, so verfiel sie bei der Stückentwicklung auf den „Roboterjungen“. Er wird in dem Stück als technisches Gebilde zusammengeschraubt und empfängt „Geist“ und „Kreativität“ durch ein künstlich erschaffenes, organisches Gehirn, das ihm eingepflanzt wird.
Mit individuellem Ausdruck
Da das Puppenspiel Buckmasters bevorzugte Kunstform ist, wird das moderne Märchen um den Maschinenmenschen als Schauspieler-Theater mit Puppenbeteiligung aufgezogen. Denn den Roboterjungen, mit dem sich die kleinen und großen Zuschauer identifizieren können, gibt es wirklich. Die aufwändig gestaltete Figur stammt aus der arrivierten Puppenkreation Stitches & Glue, auf der Bühne wird sie von Puppenspielern geführt und agiert gemeinsam mit dem Ensemble als gleichberechtigter „Schauspieler“ mit individuellem Ausdruck.
Berührende Musik
Kann Künstliche Intelligenz (KI) überhaupt menschliche Züge haben? Das ist letztlich die Frage aller Fragen. „Für mich ist es ein philosophisches, existenzialistisches Thema, aber auch für Kinder hat es Tiefe, ohne dass sie es explizit ausdrücken könnten“, befindet die Regisseurin. Aber natürlich ist die Aufführung keine philosophische Vorlesung über KI, sondern fantasievolles Theater für die ganze Familie. „Eine liebevolle Geschichte mit einer erstaunlichen Verbindung von Schauspiel und Puppenspiel und mit berührender Musik“, verspricht die Regisseurin.
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„Roboterjunge“ erzählt eine zusammenhängende, schlüssige Geschichte und steht damit im Gegensatz zu der Familienaufführung „Alle Jahre wieder“, die im letzten Jahr ob ihres experimentellen Zuschnitts höchst umstritten war. Dass man mit dem aktuellen Stück und seiner stringenten Story nunmehr „gegensteuern“ wollte, weist Cathrin Rose zurück. Die Absprachen für das Familienstück 2019 seien lange im Vorfeld des Beginns der Intendanz Johan Simon vereinbart worden.
Ab 6 Jahren geeignet
„Die unglaubliche Geschichte vom kleinen Roboterjungen“ ist für Menschen ab 6 Jahren geeignet, die Aufführungsdauer beträgt 1:20 Stunden ohne Pause.