Bochum. Jeder Baum zählt. So jedenfalls sieht es Wolfgan Boczek. Der Rentner ist erzürnt darüber, dass in Bochum drei alte Bäume gefällt werden.
Wolfgang Boczek traute seinen Augen nicht. Mit rot-weißem Flatterband war das Grundstück an der Ecke Gerther Straße/Harpener Hellweg im Stadtteil Harpen/Rosenberg am Montagmorgen abgesperrt. Dahinter rückten Mitarbeiter einer Gartenbaufirma mit Kettensägen drei Bäumen zu Leibe – der älteste von ihnen gut 40 Jahre alt und 15 Meter hoch. „Die kann man doch nicht einfach umkloppen“, sagt der 75-Jährige erzürnt.
Vor 35 Jahren gepflanzt
Dabei geht es ihm nicht um nostalgische Gründe. Vor 35 Jahren hatte Boczek, der lange Zeit für die SPD als Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung Nord politisch aktiv war, an seinem 40. Geburtstag die damals vier- bis fünf Meter hohe Eiche auf dem Grundstück gepflanzt – im Garten seines ehemaligen, mittlerweile abgerissenen Elternhauses, das zwischenzeitlich als Amtshaus fungierte. Den Rentner ärgert, dass nach dem Verkauf des städtischen Grundstücks der neue Eigentümer „einfach drei alte Bäume fällen lässt“, so Boczek. Er fragt sich: „Wer hat dafür die Genehmigung erteilt?“
Dazu bedarf es keiner Entscheidung eines politischen Gremiums, so die Stadt. Liege kein besonderer Schutzgrund vor, wie etwa der Denkmalschutz, könne die Verwaltung das Okay für eine Fällung geben. Schließlich habe der Investor das 450 Quadratmeter große Grundstück erworben, um darauf ein Bürogebäude plus Garagen zu errichten. Die Baumschutzsatzung sehe vor, dass dafür acht Laubbäume ersatzweise auf dem Gelände gepflanzt werden müssen.
Ruhepunkt für Senioren
„Acht Bäumchen, was soll das denn bringen“, ereifert sich Wolfgang Boczek, der heute direkt gegenüber dem betreffenden Grundstück wohnt. Angesichts der weiter wachsenden Verkehrsbelastung im Stadtteil und der damit verbundenen CO2-Belastung sei jeder ausgewachsene Baum wichtig für das Klima in der Stadt. Und: Früher hätten auf dem Gelände Bänke und ein Tisch gestanden – ein Ruhepunkt für Senioren. „Aber die Verwaltung hat sich nicht darum gekümmert und das Gelände leider vernachlässigt“, so Boczek. Dabei könne das Quartier einen solchen Ruhepunkt gut gebrauchen.
Nun, die drei Bäume – neben der Eiche noch ein Ahorn und eine Linde, beide ebenfalls stattliche Exemplare – sind gefällt. „Aber ich bin damit noch nicht fertig“, sagt Wolfgang Boczek. Er werde sich an die Bezirksvertretung wenden und fragen, „wer die Genehmigung für die Abholzung gegeben hat“.