Bochum. Mehr als 8000 Betroffene hat die Schuldnerberatung der Verbraucherzentrale Bochum in den vergangenen 20 Jahren betreut.
Über Mangel an Arbeit können sich Taika Brandenburg und Kim Redtka nicht beklagen. Beide arbeiten in der Schuldnerberatung. Und 20 Jahre nach deren Einführung ist diese Dienstleistung der Verbraucherzentrale gefragter denn je. Ähnlich dürfte es in anderen Beratungsstellen aussehen.
Kein Wunder. Mehr als 39.000 Bochumer sind überschuldet, mehr als zwölf Prozent aller Bochumer also – und etwa 3000 mehr als noch im Jahr 2013. Arbeitslosigkeit, Trennung, Tod eines Partners, Krankheit, Unfall, gescheiterte Selbstständigkeit und falsches Konsumverhalten sind Ursachen für Zahlungsprobleme. „Leider wird aus falscher Scham oftmals zu spät Rat gesucht“, sagt Schuldnerberaterin Kim Redtka. Viele Betroffene richteten sich ein. Zwar könne ein Pfändungsschutzkonto den Zugriff von Gläubigern auf unpfändbare Beträge verhindern. Aber zu einem nachhaltigen Weg raus aus den Schulden reiche das nicht, so Redtka.
Chance auf einen Neuanfang
Dabei sei dieser – anders als bis vor 20 Jahren – auch für Privatleute im Rahmen eines geordneten Verfahrens möglich. Durch die 1999 eingeführte Insolvenzordnung haben sie die Chance auf einen finanziellen Neuanfang. Am Ende eines Verbraucherinsolvenzverfahrens können Schuldner von ihren Restschulden befreit werden.
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Allerdings: Es gibt aus Sicht der Beraterin viele Vorbehalte gegen das Verfahren und es kursieren etliche Gerüchte und Falschinformationen. Zur „Top Ten der Märchen und Mythen“, wie Redtka diese nennt, gehört etwa, dass Betroffene nicht mehr in den Urlaub fahren dürfen, ihnen ein Betreuer zugewiesen und das Geld weggenommen werde. Die Tür zur Entschuldung, die es vor 1999 nicht gegeben hat, wird oftmals als Damoklesschwert empfunden. „Wenn Betroffene dann zu uns in die Beratung kommen und wir ihnen das Verfahren erklären, atmen viele auf. Und meistens heißt es: Wäre ich bloß früher gekommen.“
Mehr als 8000 Betroffene beraten
Mehr als 8000 Betroffene hat die Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung der Verbraucherzentrale Bochum in den vergangenen 20 Jahren beraten. Redtka: „Und es kommen immer häufiger Personen über 60, die von Altersarmut bedroht sind.“
Etwa 750 Verbraucherinsolvenzverfahren wurden mit Hilfe der Schuldnerberatung eingeleitet. „Darüber hinaus konnte für eine Vielzahl von Menschen mit finanziellen Nöten durch Verhandlungen mit Gläubigern oder durch das Abwehren unberechtigter oder überhöhter Forderungen wieder ein Fundament fürs Auskommen mit dem Einkommen gelegt werden“, so die Schuldnerberaterin. Und auch da gilt: Je früher Betroffene Hilfe suchen, desto besser.