Bochum. Viel Aufwand, wütende Anwohner und schlechte Quoten: Die „Live-Show bei dir zuhause“ aus Bochum enttäuschte nicht nur den Privatsender Prosieben.
„Emotionen, Spannung, Überraschungen“ hatte der Privatsender Prosieben seinen Zuschauern für die neue „Live-Show bei dir zuhause“ versprochen. Zur besten Sendezeit am Samstagabend präsentierten die Fernsehmacher dann: blubbernd-schmelzende Butter. Die neue Show hat in Bochum einen glatten Fehlstart hingelegt.
Der Privatsender zeigt sich auf Twitter enttäuscht von „überschaubaren 8,6 Prozent Marktanteil bei den 14-bis 39-Jährigen.
Die Live-Show hatte bereits im Vorfeld bei Anwohnern für viel Kritik gesorgt. Der Ärger fällt auch dem Prosieben-Team vor Ort auf: „Wir sind schon deutlich freundlicher empfangen worden.“ Tatsächlich haben Anwohner versucht, den Dreh in ihrer Straße zu verhindern – vergeblich. Die Stadt Bochum erteilte die Erlaubnis für die Sondernutzung der Straße.
Stimmungsmacher kämpfen gegen Anwohner-Ärger an
Kurz vor dem Einlass am Samstagabend: Ein Anwohner umgeht die langen Schlangen wartender Fans an den Absperrungen und klettert über einen Zaun in seinen eigenen Vorgarten. Ein Sicherheitsmann weist den Senioren rüde zurecht: „Das dürfen Sie jetzt nicht. Das ist illegal!“ Es ist wohl vor allem dieser Ton, sind diese Einschränkungen, die einige Anwohner in der Knoopstraße zum Protest bewegt hat.
Das Konzept der Sendung: „Live-Show bei dir zuhause“
Zwei Familien – Aylin, Levent und Resat Kurtboz und Marc Brötz mit Anja und Dennis Köhn - treten in zehn Spielen gegeneinander an.
Im ersten Spiel gibt’s 1000 Euro, im zweiten 2000 Euro zu gewinnen. Wer am Ende mehr Geld hat, zieht ins Finale ein und kann dort seinen Gewinn verdoppeln.
Unterstützt werden die Familien von „Promi-Paten“. Das waren am Samstagabend Moderatorin Sonya Kraus, Tatort-Kommissarin Aylin Tezel Schauspieler Tom Beck und Sänger Gil Ofarim.
Stimmungsmacher René Travnicek – übrigens vielleicht der wohl härtesten Jobs an diesem Abend – erklärt den Zuschauern die Regeln des Abends. „Wenn ich klatsche, dann rastet ihr aus. Ihr denkt euch vielleicht, was mache ich - der Zuschauer denkt, was für eine Stimmung...!“ Außerdem: „Falls das Moderatoren-Duo Steven Gätjen und Matthias Opdenhövel Witze macht: Lachen!“
Kiosk-Besitzer bietet Buffet an – Prosieben spendiert Wasser
Der Comedian spricht in Werbepausen von „Straßenfestatmosphäre“, tanzt mit einem Zuschauer und lobt die gute Stimmung in Bochum. Tatsächlich säumen am Abend viele Anwohner die Absperrungen um die „Arena“ mitten auf der Straße.
Während Freunde und Familie der Teilnehmer Sitzplätze auf den Tribünen haben, müssen die Anwohner stehen. Wohl dem, der vom Wohnzimmer Blick auf das Show-Spektakel hat. Anwohner sitzen mit Chips-Tüten in ihren Fenstern – oder haben sich hinter schweren Rollladen verbarrikadiert.
So haben wir über die „Live-Show bei dir zuhause“ von ProSieben berichtet:
Pro-Sieben-Show: Nachbarn aus Bochum spielen um den Sieg
Pro Sieben will Live-Show in Bochum drehen, Anwohner protestieren
Pro-Sieben-Show in Bochum: Die Fotos des großen Aufbaus
Der Kiosk-Besitzer an der Knoopstraße verkauft so viel Bier („gutes Geschäft heute, läuft sonst aber auch gut“), dass es bald nur noch ungekühlte Flaschen gibt. An einem kleinen Buffet bietet er Salami-Brötchen und Muffins für kleines Geld an.
Prosieben spendiert in den Werbepausen Wasser und Müsliriegel - die reichen nicht für alle. „Mütter und Kinder zuerst“, ruft Stimmungsmacher René Travnicek, der die Spenden in die Zuschauer-Menge wirft.
Familie Kurtboz gewinnt 33.000 Euro
Mit „Tour de Looping“ und „Murmel-Express“ plätschert die Show da schon eine Weile so vor sich hin. Ab 22 Uhr wird die Musik leiser: Lärmschutz. Stargast Max Giesinger und Lotte („Auf das was da noch kommt...“ ) treten deshalb im Wohnzimmer der Brötz-Köhns auf. Die österreichische Rock-Band Wanda (Ciao Baby) hatte bereits im Garten der Kurtboz hinterm Haus gespielt.
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Was im Show-Spektakel um schmelzende Butter, Murmel-Eisenbahnen und Fahrrad-Loopings an diesem Abend untergeht: Die sympathischen Familien Kurtboz und Brötz-Köhn, die immerhin 33.000 und 13.000 Euro mitnehmen dürfen und wohl auch nach der Show befreundet bleiben werden.
Das groß angekündigte Finale, das nach einem Flummi-Fehlwurf vorbei ist, ehe es begonnen hatte. Und die Arbeit der stets Kaugummi kauenden Produktionsmitarbeiter, die sämtliche Kulissen für die Spielereien über die Bordsteine der Knoopstraße hieven.
Für sie geht’s auch am Sonntag weiter. Während Prosieben die Wiederholung über die Bildschirme flimmern lässt, packen die Mitarbeiter zusammen. Schraube für Schraube wird in die Lastwagen verpackt.
Es ist ein geordnetes, perfekt organisiertes Chaos am Mittag. Und dann – soll wieder Ruhe herrschen in der Knoopstraße.