Bochum. Eine Menschenkette als Zeichen der Solidarität bildeten bis zu Tausend Bochumer und Bochumerinnen um die Synagoge. Ein Zeichen vor dem Schabbat.

Hunderte, manche sprechen von mehr als tausend Bochumerinnen und Bochumer, sind am Freitagabend zur Synagoge gekommen. Unmittelbar vor dem Schabbat-Gottesdienst bilden sie eine Menschenkette der Solidarität mit der jüdischen Gemeinde. Ganz still wurde es für einige Minuten auf dem Erich-Mendel-Platz, für einen Moment hatten sich auch die Polizisten zurückgezogen.

„Es geht darum, heute ein Zeichen zu setzen. Wir Menschen gehören doch schließlich alle einer Familie an“, sagt etwa Maria Wolf. Es ist trotz des traurigen Anlasses ein schönes, ein friedliches Bild. Da stehen Kinder neben alten Menschen, Bochumer Prominente wie der ehemalige IG Metall Bevollmächtigte Ludger Hinse oder Alt-Oberbürgermeister Ernst-Otto Stüber neben jungen Leuten. Es ist nicht die Zeit für Reden, nicht der Augenblick für laute Protestrufe.

Menschenkette um Synagoge in Bochum

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    Vertreter der beiden christlichen Kirchen, Superintendent Gerald Hagmann und der Stadtdechant der katholischen Kirche in Bochum, Michael Kemper, die gemeinsam so kurzfristig zu dieser Menschenkette aufgerufen hatten, verteilen kleine weiße Zettel. „Danke, dass Sie ein Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls setzen und dazu beitragen, einen schützenden Ring um die Synagoge zu bilden“, steht dort.

    Was für ein Hass

    Fast verschwindet das blau-weiße Polizeifahrzeug, als sich der Ring schließt, beinahe schließt, genauer gesagt. Aber das liegt nicht an zu wenig Menschen, nein, es ist der Zaun, der dies verhindert. Vielleicht ein Sinnbild, denn offenbar geht es nicht ohne diese Sicherheitsmaßnahmen, ohne die Kameras, ohne den Polizeischutz.

    Die Polizei überwacht dezent die Menschenkette am Freitagabend.
    Die Polizei überwacht dezent die Menschenkette am Freitagabend. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

    Gerd Liedtke ist gekommen, der frühere Vorsitzende des Freundeskreises der Synagoge. „Es ist kaum zu glauben, was jüdischen Menschen für ein Hass entgegenschlägt“, sagt er bitter. Doch er hat wie viele andere geworben für die Teilnahme an dieser Veranstaltung. Mit Erfolg.

    Grigory Rabinovic, der Vorsitzende der Synagogengemeinde, ist ganz angerührt über die vielen Menschen, die gekommen sind. Er spricht kurz mit Oberbürgermeister Thomas Eiskirch, für den es ebenfalls eine Selbstverständlichkeit war, an diesem Abend dabei zu sein, sich einzureihen.

    Hinreichende Schutzmaßnahmen treffen

    Und dann steht da noch etwas auf dem kleinen Zettel, den die beiden Geistlichen still herumreichen: „Wir erwarten von unserer Justiz und den Sicherheitskräften, in Zukunft hinreichende Schutzmaßnahmen zu treffen. Wir alle sind aufgerufen, dem Antisemitismus in unserem Land in seinen verbalen und gewaltsamen Ausprägungen laut und entschieden zu widersprechen.“ Diese Worte hat die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen nach dem Anschlag von Halle verfasst.