Wattenscheid. Zum Welt-Mädchentag wird im märkischen Kino in Wattenscheid mit Schülerinnen über das Schönheitsideal der westlichen Welt diskutiert.

Das Märkische Kino in Wattenscheid ist am Freitag gut besucht. Am internationalen Welt-Mädchentag sind viele Schülerinnen ab zwölf Jahren der Einladung gefolgt, sich den australischen Dokumentarfilm „Embrace“ anzusehen und mit der ehemaligen Germany’s Next Topmodel-Kandidatin Kera Deiss über das Schönheitsideal der westlichen Welt zu sprechen.

Während der Film läuft, ist es ruhig im Kinosaal. Alle Mädchen schauen gebannt auf die Leinwand. Sie sehen einen Film, der den Finger in die Wunden vieler Frauen in jeder Alterskategorie legt: Wie lerne ich, mich in meinem Körper wohl zu fühlen, auch wenn ich nicht aussehe wie das Model im Fernsehen oder die Reise-Bloggerin auf Instagram? Die Antwort im Film ist ganz klar: Schönheit kommt von innen. Jeder Mensch ist schön, egal wie er oder sie aussieht.

Viele wollen einem bestimmten Ideal entsprechen

„Die zentrale Frage ist, mit welchen Themen sprechen wir Mädchen an? In Deutschland sind nicht die fehlenden Ausbildungsmöglichkeiten das Problem, sondern einem bestimmten Körperideal entsprechen zu wollen“, sagt Corinna Leenen vom Gleichstellungsbüro der Stadt und Organisatorin der Veranstaltung.

An diesem Poster kleben die Zettel, die subjektive Problemzonen markieren.
An diesem Poster kleben die Zettel, die subjektive Problemzonen markieren. © Irina Höfken

Das Ergebnis einer Mitmach-Station im Vorraum des Kinos spricht Bände. Die Schülerinnen sollten auf ein Poster mit einer Frauen-Silhouette Aufkleber an die Stelle kleben, mit der sie an ihrem eigenen Körper unzufrieden sind; an anderer Stelle, worüber sie zufrieden sind. Viele der Zettel kleben am Bauch und den Beinen der aufgemalten Frau. Auf ihnen steht: „Ich mag meinen Po nicht“ oder „Ich mag meine Beine nicht“. Eine 13-jährige Schülerin erzählt: „Ich habe auch schon ‘mal eine Diät ausprobiert!“

„Ich habe keine Kontrolle mehr über mein Leben gehabt“

Kera Deiss (31) erzählt den Schülerinnen von ihrer Essstörung während ihrer Arbeit als Model. Zwingend schlank sein zu wollen, ist gefährlich: „Ich habe keine Kontrolle mehr über mein Leben gehabt. Ich habe sogar darüber nachgedacht, nicht mehr leben zu wollen. Essen war eine Qual für mich. Therapien haben mir geholfen, anders über mich und meinen Körper zu denken.“

Bei Einbruch der Dunkelheit werden bekannte Gebäude in ganz Deutschland beim Welt-Mädchentag in kräftigem Pink erstrahlen. In Bochum werden das Historische Rathaus, das Musische Zentrum an der Ruhr-Universität, das Atrium der Stadtwerke und das Schauspielhaus mit pinkfarbener Beleuchtung ein Zeichen setzen.