Bochum. Wie sehen Bochums Büchereien der Zukunft aus? In sieben Dialogforen konnten Bochumer Ideen äußern. Konkrete Ergebnisse gibt es im Februar.
Wie sollen die sieben Büchereien in Bochum in Zukunft aussehen? Digitaler, ein Ort der Qualitätszeit mit Räumen für Austausch und für Ruhe, modern. Die Bochumer haben viele Ideen und Wünsche für die neue Zentralbücherei und ihre Zweigstellen.
Wann es die Ergebnisse der Dialogforen gibt
Bereits in der kommenden Woche werden Kerstin Schmidt und Andreas Mittrowann Ergebnisse der Termine in den sieben Büchereien vorliegen haben.
Veröffentlicht werden sie aber erst im Februar, nachdem das Konzept den Kulturausschuss passiert hat.
Ende des Jahres will die Stadt die Entwürfe von drei Architekturbüros für die Innengestaltung der Zentralbücherei aushängen, um ein Stimmungsbild der Bochumer einzuholen. Weitere Informationen sollen folgen.
Welche Wünsche das sind, konnten die Bürger in der vergangenen Woche Kerstin Schmidt und Andreas Mittrowann mit auf den Weg geben. Die Leiter der Firmen Demografie Lokal und Nachvorndenken.de haben von Montag bis Mittwoch die Büchereien in Langendreer, Linden, Wiemelhausen, Gerthe, Wattenscheid und Querenburg besucht – um von den Menschen vor Ort zu erfahren, was ihnen in ihren Büchereien wichtig ist. Aus den Anregungen entwickeln sie ein Konzept für Bochums Büchereien der Zukunft.
Wunsch: Größere Verzahnung von Bücherei und Volkshochschule
Am Donnerstag luden Schmidt und Mittrowann in die Zentralbücherei am Gustav-Heinemann-Platz ein. Rund 15 Bochumer gaben ihnen Antworten auf die Fragen, was schon gut ist – und was in Zukunft besser werden sollte. Zum Beispiel Christopher Wulff, der sich selbst als „Kettenleser“ bezeichnet. Seit er lesen kann, besucht er die Zentralbücherei, die Leseausweise seiner Familie seien eigentlich immer an der maximalen Grenze.
Er kennt die Bücherei lange, vieles gefällt ihm. Doch er hat auch Wünsche für das neue „Haus des Wissens“, das 2023 im Telekomblock gegenüber dem Rathaus entstehen soll. „Ich wünsche mir eine größere Verzahnung mit der Volkshochschule“, sagt Wulff. Die beiden Bereiche sollten in Zukunft nicht nur in einem Gebäude sein, sondern sich vermischen. „Da gibt es viel Potenzial“, meint er. Zudem hofft Wulff, dass die Bereiche neu eingeteilt werden: „Wenn die Jugendbücher erst hinter den Kinderbüchern stehen, animiert es die jungen Menschen nicht, wenn die erst an den Büchern für Dreijährige vorbeizumüssen.“ Er schlägt vor, Literatur nach dem Genre zu ordnen – also zum Beispiel die Fantasybücher für Jugendliche in die Nähe der Bände für Erwachsene zu stellen.
Fehlende Ruheräume und zu wenig Veranstaltungen sorgen für Kritik
Beim Austausch am Donnerstag gab es viel Lob, die Bochumer übten aber auch Kritik: Ruheräume fehlten, es könnte mehr Veranstaltungen geben, eine Klimaanlage im neuen Gebäude wäre schön. Schmidt und Mittrowann fragten die Teilnehmer bewusst, was ihnen aktuell nicht gefällt – um es in Zukunft besser zu machen. „Ich habe vor allem inhaltliche Wünsche“, sagte Maria Siehoff. „In Essen gibt es regelmäßig Buchbesprecherungen mit Experten. Das müsste in Bochum doch möglich sein, schließlich gibt es hier auch eine Uni.“
Auf großen Plakaten konnten die Bochumer ihre Anregungen notieren, die Planer Schmidt und Mittrowann entwickeln in den nächsten Monat ein Konzept für alle sieben Büchereien in Bochum. „Bei den Dialogforen in den Zweigstellen gab es den großen Wunsch nach einer WLAN-Ausstattung“, berichtet Schmidt. Diesem Wunsch wollen sie und ihr Kollege nachgehen. Schmidt: „Viele würden sich zudem über niederschwellige Veranstaltungen freuen“ Die Ideen der Menschen dazu seien ganz unterschiedlich gewesen: vom Besprechen von Kochbuchliteratur mit anschließendem gemeinsamen Kochen bis hin zu Buchempfehlungen zu Balkonblumen oder Besuchen von Experten aus den Stadtteilen.
Ergebnis: Wunsch nach Bibliothek als Begegnungsraum
Nach sieben Veranstaltungen steht fest, dass die Menschen sich die Büchereien als Aufenthaltsort wünschen. „Da gibt es ein großes Bedürfnis“, sagt Mittrowann. Gerade weil es in Bochum viele Ein-Personen-Haushalte gebe. Gemeinsam mit Kerstin Schmidt will er nun die Ergebnisse auswerten und bis zum kommenden Jahr Strategien entwickeln – auch um sinkenden Ausleihzahlen in den Büchereien entgegen zu wirken.