Bochum. Der Aufbau für die Live-Show auf Pro Sieben an der Knoopstraße in Bochum läuft auf Hochtouren. Anwohner äußern scharfe Kritik und große Vorfreude.

Platsch! Aus einem Dixi-Klo-Wagen schießt ein großer Schwall Wasser auf die Straße. Ein Produktionswagen rangiert in eine Parklücke zwischen Toilette und Parkverbotsschild. Arbeiter laufen kreuz und quer umher, verlegen Anschlüsse. Normalerweise ist die Knoopstraße in Bochum Weitmar eine beschauliche Wohnsiedlung am Rande der A448. Doch mit der Ruhe ist es dort vorerst vorbei.

Die Vorbereitungen für die neue „Live-Show bei dir zuhause“ von Pro Sieben laufen bereits Tage vor der Ausstrahlung auf Hochtouren. Am Samstagabend sollen in der Siedlung zwei Nachbarsfamilien in „Sport-, Spaß- und Geschicklichkeitsspielen“ gegeneinander antreten. Dabei können sie bis zu 90.000 Euro Preisgeld gewinnen. Dass mit Familie Köhn und Familie Kurtboz zwei Teams aus der Knoopstraße an den Start gehen, gefällt dort nicht jedem.

Ältere Anwohnerin: „Hoffentlich räumen die nachher wenigstens gut auf.“

Eine ältere Frau, die ihren Namen an dieser Stelle nicht lesen möchte, beobachtetet vor ihrer Haustür den rangierenden Produktionswagen und ist den Tränen nahe. „Schauen Sie sich mal um, die parken hier alles zu. Und dann dieser Lärm. Ich möchte doch einfach nur meine Ruhe!“

Lastwagen, Transporter und viele Arbeiter bringen Unruhe in die Wohnsiedlung.
Lastwagen, Transporter und viele Arbeiter bringen Unruhe in die Wohnsiedlung. © FUNKE Foto Services | Claudia Heindrichs

Sie will keinen Ärger. „Aber viele Anwohner sind richtig sauer auf die Nachbarn, die das hier verursacht haben. Aber was wollen wir schon machen...“, sagt sie und winkt ab. „Hoffentlich räumen die vom Fernsehen nachher wenigstens richtig auf. Auf Nachfrage heißt es beim Privatsender, dass die Knoopstraße im Laufe des Sonntags wieder „zurückgebaut“ werde.

Fanclub versammelt sich am Kiosk – Anwohner bekommen Gratis-Tickets für Pro-Sieben-Show

An einer Bierzeltgarnitur vor einem kleinen Kiosk an der Knoopstraße plauscht ein kleiner Fanclub der türkischen Herausforderer bei Kaffee und Bier. Mit Zigarette im Mund schaut Lkw-Fahrer Volker Opitz auf die Vorbereitungen auf der Straße. „Ja, die Stadt hat zu spät Bescheid gesagt. Wenn ich jetzt im Urlaub wäre, wäre mein Auto nachher wahrscheinlich abgeschleppt. Das geht doch nicht“, sagt der 55-Jährige.

Sevinc Odabasi, Gülcan Güven und Angelika Schwarzer (v.li.) wollen sich die Show auf jeden Fall anschauen.
Sevinc Odabasi, Gülcan Güven und Angelika Schwarzer (v.li.) wollen sich die Show auf jeden Fall anschauen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Trotzdem sieht er dem TV-Ereignis mit großer Freude entgegen. „Wir kommen hier ganz groß raus!“ Sevinc Odabasi nippt an ihrem Kaffee und nickt. „Endlich ist hier mal etwas los!“ Die 45-Jährige ist selbst nicht gut zu Fuß. „Die ärgern sich hier alle wegen der Parkplätze, das ist natürlich etwas doof.“ Auch sie müsse nun Umwege gehen, sagt sie und wedelt mit ihrer Anwohner-Zugangs-Karte.

Für Pro-Sieben-Show: Bühne mit 340 Plätzen auf der Knoopstraße

„Ker, das ist doch nur für ein paar Tage“ entgegnet Angelika Schwarzer, die auf einer Liste Anwohner sammelt, die sich eines der versprochenen Gratis-Tickets für die Show sichern wollen. „Wir sind auf jeden Fall dabei“, sagt Gülcan Güven (40). „Wir unterstützen natürlich die türkische Familie, wir halten doch zusammen!“

Auf die Bühne ist Platz für 340 Gäste. Das Fernsehteam dreht die Show mit ihren Spielen nicht nur auf der Straße, sondern auch in den Wohnungen der Familien. Um möglichst wenig Lärm zu verursachen, dürfen etwa Bands nur in den Häusern auftreten.

Pop-Star besucht die Knoopstraße in Bochum

Während der Live-Spiel-Show wird es nach Angaben von Prosieben auch musikalische Höhepunkte geben.

So stellt etwa Pop-Star Max Giesinger mit Lotte sein neu erschienenes Lied „Auf das was da noch kommt...“ vor. Außerdem tritt mit „Wanda“ eine fünfköpfige österreichische Rock-Band aus Wien auf.

Die Stadt hat indes am Mittwochmittag auch offiziell die Genehmigung für die Sondernutzung der Knoopstraße erteilt. Bedingungen dafür sind etwa: Ausweichparkplätze und Zufahrten für Rettungsfahrzeuge und Bürger mit Beeinträchtigungen.

Spätestens am Montag soll dann auch wieder Ruhe einkehren, in die Siedlung an der Knoopstraße.