Bochum. Ist dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Zum ersten Mal arbeiten beide Häuser zusammen. „Fest für Mackie“ ist ab Donnerstag zu sehen.

Wenn ein Amerikaner und ein Holländer in Bochum gemeinsame Sache machen, dann könnte das richtig spaßig werden: Das Musiktheater-Stück „Ein Fest für Mackie“, das am Donnerstag, 10. Oktober, seine (längst ausverkaufte) Uraufführung im Anneliese-Brost-Musikforum erlebt, ist die erste abendfüllende Zusammenarbeit zwischen dem Schauspielhaus und den Symphonikern in der 100-jährigen Geschichte beider Häuser.

Dies ist selbstredend Chefsache: Generalmusikdirektor Steven Sloane obliegt die musikalische Leitung, während Intendant Johan Simons die Aufführung auf die Bühne bringt. Und die Chemie zwischen ihnen scheint zu stimmen, wie beide bei einer launigen Pressekonferenz im Musikforum verraten. „Wenn wir nebeneinander bei den Proben im Saal sitzen: Ich find’s richtig romantisch“, sagt Simons schmunzelnd.

Seit nunmehr 25 Jahren beschäftigt Sloane die Idee, etwas gemeinsam mit dem Stadttheater auf die Beine zu stellen. „Das ist ein ganz alter Traum von mir, aber leider kam er nie zustande“, sagt er. Woran das lag, könne er gar nicht genau erklären: „Ich habe mit allen Intendanten darüber gesprochen, und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit war eigentlich immer da. Aber Johan war der erste, der direkt gesagt hat: Das machen wir!“

„Ein Fest für Mackie“ ist nur fünf Mal zu sehen

Das „Fest für Mackie“ wird an nur fünf Abenden im Anneliese-Brost-Musikforum (Marienplatz 1) zu sehen sein. Die Premiere am Donnerstag, 10. Oktober, 20 Uhr, ist ausverkauft. Auch die übrigen Vorstellungen am 11. und 12. Oktober (jeweils 20 Uhr) sowie am 13. Oktober (11 und 18 Uhr) sind bereits sehr gut gebucht. Einige Karten gibt es derzeit noch für die Vorstellung am Sonntag um 11 Uhr.

„Es empfiehlt sich aber immer, einfach vor der Vorstellung zur Abendkasse zu kommen“, sagt Bosy-Sprecherin Christiane Peters, „denn regelmäßig werden reservierte Karten nicht abgeholt.“ Dauer: ca. 90 Minuten ohne Pause. Karten: 0234 / 910 86 66.

Keine Neuinszenierung der „Dreigroschenoper“

„Ein Fest für Mackie“, das der Autor Martin Becker erfand, wird als „vergnügliches und groteskes Ruhrgebiets-Spiel“ mit vielen Bezügen zur bekannten Bettler-Oper beschrieben. Ausdrücklich, so betonen beide Häuser, handelt es sich dabei um keine Neuinszenierung der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht, die ja ihrerseits bereits eine Bearbeitung der britischen „Beggar’s Opera“ aus dem Jahr 1728 ist. „Es findet sich kein einziges Brecht-Zitat darin, denn da gibt es sehr strenge Auflagen“, sagt Dramaturgin Dorothea Neweling.

So werden die Zuschauer auf die berühmte „Moritat von Mackie Messer“ mit dem Haifisch und seinen Zähnen verzichten müssen – bekommen dafür aber viele neue Songs aus der Feder des Komponisten Moritz Eggert geboten. „Die Lieder sind ungeheuer eingängig, und einige echte Ohrwürmer sind darunter“, sagt Sloane. Überhaupt: „Musiktheater ist eine der schönsten Theaterformen, die es gibt“, meint Johan Simons. „Das geht direkt ins Herz.“

Autor Martin Becker besann sich beim Schreiben des Textes auf seinen Roman „Marschmusik“ (2017), der viel erzählt vom Charme des Ruhrgebiets und von malochenden Bergleuten. Die Handlung spielt in der Kneipe „Zur Ewigkeit“, in der die resolute Polly die Fäden in der Hand hält. Ihr Mann Mackie (jetzt ohne Messer) war einst der mächtigste Gangster der Stadt. Doch heute traut er sich von Panikattacken getrieben nicht mehr vor die Tür...

In der Kneipe „Zur Ewigkeit“, die auf der Bühne im Musikforum aufgebaut ist, spielt das muntere „Fest für Mackie“.
In der Kneipe „Zur Ewigkeit“, die auf der Bühne im Musikforum aufgebaut ist, spielt das muntere „Fest für Mackie“. © Ostkreuz | Jörg Brüggemann

Ruhrpott-Klischees sind ausdrücklich erwünscht

Dass Becker eine ganze Reihe von Ruhrpott-Stereotypen in seinen Text mit eingebaut hat, stört den Autor überhaupt nicht. „Natürlich steckt das voller Klischees, aber dann ist das eben so“, sagt er gelassen. „Damit kann man arbeiten.“

Neben Schauspielern wie Guy Clemens, Martin Horn, Veronika Nickl und Friederike Becht steht auch der Ruhrkohle-Chor auf der Bühne, doch um dessen Auftritt wird noch ein Geheimnis gemacht. Die Symphoniker spielen unter Leitung von Steven Sloane, der für Eggerts Komposition lobende Worte findet. „Die Orchestrierung ist unglaublich“, sagt er. „Kurt Weill wäre neidisch, wenn er das gehört hätte.“

Ist dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft? Sloane und Simons scheinen an ihrer ersten gemeinsamen Arbeit jedenfalls großen Gefallen gefunden zu haben. „Wir haben eine sehr gute Zeit“, sagt der Intendant. „Hoffentlich nicht zum letzten Mal“, ergänzt der GMD.