Bochum. Im Folkwang-Theaterzentrum erinnern junge Tänzer an Pioniere ihres Genres. Dem „Incompany“-Ensemble gelingen bemerkenswerte Darbietungen.
Bei ihrem Gastspiel „Atlas 2 – Dialogue of One“ haben sich junge Tänzer mit Tanzkünstlern des beginnenden 20. Jahrhundert auseinandergesetzt. Das neunköpfige „Incompany“-Ensemble unter der Leitung von Emanuele Sovis bespielte im Folkwang-Theaterzentrum (Thürmer-Saal) einzelne „Kammern“ zwischen denen das Publikum sich frei bewegen konnte.
Die bemerkenswerte Arbeit basierte zunächst auf einiger Recherche in den Archiven des modernen Tanztheaters: So entdeckte die Tänzerin Taeyeon Kim den Maler, Tänzer und Bohemien Julius Hans Spiegel (1891-1974) wieder und fand in seiner Arbeit asiatisch anmutende Masken. Diese Bilder erweckte sie „auf koreanische Weise“ wieder zum Leben. Ihre persönliche Interpretation dieses Stils füllte sie auf einer minimalistischen Bühne mit langsamen Bewegungen und großer Intensität.
Annäherung an skandalumwitterten Künstler
Einigen Eindruck hinterließ auch Sebastian Droste (1898-1927) auf einen Tänzer. Die Arbeiten des damals skandalumwitterten Künstlers aus den expressionistischen Kreisen der 1920er Jahre interpretierte der junge Tänzer Federico Casadei neu. Mit Anleihen an Kunstformen aus dem homosexuellen Milieu und mit stechendem Blick gelang Casadei es, vergangene Ausdrucksformen wieder auf die Bühne zu heben. Zu erleben waren intensive, zumeist solistische Performances mit genauem Blick für historische Persönlichkeiten des Tanzes.