Bochum-Grumme. Erster Rundgang der „Geschichtsgruppe Grumme“ führte zu den historischen Anfängen. Sachsen besiedelten den Stadtteil schon im 9. Jahrhundert.
Ein Volkshochschul-Kurs zur „Grummer Geschichte“ von Lothar und Katrin Gräfingholt trat im November 2017 die historische Spurensuche los. Was dabei entdeckt werden konnte, zeigte der erste geführte Rundgang zur „historischen Mitte“ des Stadtteils. Diese lag mit „Verhusen“ über ein Kilometer westlicher als die heutige rund um die St. Liborius-Kirche.
Es gab sächsische Ursprünge
Sie verweist zudem auf sächsische Ursprunge, wie die Teilnehmer des Rundgangs der Geschichtsgruppe Grumme erfuhren. „Laut schriftlichen Urkunden seit dem 12. Jahrhundert gibt es für das heutige Grumme die Bezeichnungen ‘Redelinghusen’, ‘Verhusen’ und ‘Grumhem’“, berichtete Peter Hagemeister von der Geschichtsgruppe. Verhusen mit den Höfen Vierhaus und Bussmann lag im Westen (Industriebetrieb „Reich“, Vierhausstraße), Reddinchusen mit Hof Relinghaus im Osten (heute Kleingartenanlage Rottmannshof). Grumhem mit einer Reihe von Höfen war wiederum in etwa der heutige Kernbereich.
Zu den Ortsnamen verwies der ehemalige Schulleiter auf die Ortsnamenforschung, „Sie zeigt auf, dass Orte die auf „-husen“ enden, in der Regel sächsischen Ursprungs sind. Orte mit „-heim“ gehen auf Ansiedlungen der Franken zurück.“ Sein Fazit: Bei den Sachsenkriegen mit Frankenkönig „Karl der Große“ im 9. Jahrhundert kam es zur Gründung von Grumhem, weil im Grenzbereich Franken angesiedelt wurden. Ebenso in Bockhem und Aldanbockhem (Bochum, Altenbochum). Verhusen war somit als größere Ansiedlung der älteste Ortsmittelpunkt.
Direkt an den ehemaligen oder noch vorhandenen Standorten der Bauernhöfe berichtete Hagemeister von der Geschichte der Höfe östlich der Tenthoffstraße. Etwa vom Tenthoff-Hof in Grumhem, nahe der heutigen Altenwohnstätte „Kaiseraue“. Das Glück für die Besucher: Der heute 80-Jährige begann 1960 mit der Heimatkunde. Er fotografierte damals die noch stehenden, zumeist aber schon heruntergekommenen Höfe.
Hauptgebäude verschwand 1960
„Hier wohnte ein altes Ehepaar“, erinnerte er sich. Erste urkundliche Erwähnung fand der Hof schon um 1150. Das letzte Hauptgebäude des in den 60er Jahren verschwundenen Hofes wurde 1809 errichtet. Heinz-Günter Spichartz, der mit Hagemeister den Rundgang führte, ergänzte mit neuerer Historie, etwa zur Wohnsiedlung im Prattwinkel. „1823 gab es hier nur sechs Kotten. 1895 waren es schon 22 Häuser, in denen zum größeren Teil Bergleute lebten. Diese fuhren auf der Zeche Constantin der Große ein“, berichtete er. Der erster Schacht nahe der Vierhaus-/Hernerstraße wurde bereits 1850 abgeteuft. Ab 1918 baute die Gesellschaft dort die noch vorhandene Siedlung für Berg-Beamte.
Vier historische Rundgänge
Aus dem VHS-Kurs „Grummer Geschichte“ entstand die heutige „Geschichtsgruppe Grumme“. Aus dem Kursmaterial entwickelten sie vier historische Stadtteilrundgänge. Das „Wanderheft“ zur aktuellen Veranstaltung „Historischer Mitte“ gibt es ab etwa Mitte Oktober in der katholischen öffentlichen Bücherei Seliger Nikolaus Groß (An der Kaiseraue 12) zur Ausleihe.
Öffnungszeiten: Sonntag, 10.30 bis 13 Uhr, donnerstags 16 bis 17 Uhr. Drei historische Rundgänge folgen zur „Neuen (Grummer) Mitte“, über „den Osten“ mit Schwerpunkt Religionen sowie zu „Zeche, Bergleute, Kötter“. Alle Rundgänge folgen in den nächsten Monaten nebst ausleihbaren „Wanderheften“. Kontakt: frankundcarola@gmx.de.
Grumme wurde 1904 nach Bochum in 1904 eingemeindet. Besucher Sascha Tewes (51): „Dieser Rundgang war gut, da ich viel über die Geschichte von Grumme erfahren habe. Wenn man im Stadtteil wohnt, finde ich es spannend, das zu wissen.“