Bochum-Grumme. Kristian Reichstein ist seit diesem Schuljahr Schulleiter in Bochum. Besonders möchte er sich mit Digitalisierung im Unterricht beschäftigen.

Zwar ohne Schultüte, dafür aber mit fescher Kappe und schönem Blumenstrauß ist er an seiner Schule begrüßt worden: Kristian Reichstein, der neue Schulleiter der Heinrich-Böll-Gesamtschule (HBG). Mit Beginn des Schuljahres nahm er seine Tätigkeit auf. „Ich habe das ganze System hier noch nicht ganz durchschaut und bin in der Kennenlernphase“, sagt er schmunzelnd. Dafür will er sich Zeit nehmen. In den ersten Wochen hat er den Lehrerrat kennengelernt, mit Elternvertreterinnen gesprochen und sich einen Überblick über die Gliederung „seiner“ Schule verschafft.

Erfahrung als Stellvertreter

Der Schulleiterposten an der HBG ist Reichsteins erster. Ganz neu ist das Alles aber nicht: Auf seiner alten Schule in Schwerte war er bereits jahrelang stellvertretender Direktor, hat viele Verwaltungsaufgaben übernommen. Trotzdem verändern sich die Aufgaben jetzt nochmal maßgeblich. „Ich stehe in erster Linie. Übernehme vor allem viel Verantwortung“, weiß der Mathe- und Sozialwissenschaften-Lehrer. Vor Klassen steht er in Zukunft dafür sicher etwas weniger als früher. 18 Jahre ist Reichstein schon Lehrer, er mag das Kerngeschäft des Lehrens nach wie vor.

Als Geschenk gab es für den Mathe- und Sowi-Lehrer eine Mütze mit Schul-Schriftzug und Logo.
Als Geschenk gab es für den Mathe- und Sowi-Lehrer eine Mütze mit Schul-Schriftzug und Logo. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Es macht Freude mit den Schülern zu arbeiten, dafür ist man Lehrer.“ Reichstein unterrichtet Mathe in einer fünften Klasse, Sowi in der Stufe 13. „Mathematik habe ich immer geliebt“, sagt der Schulleiter, „schon als Jugendlicher habe ich in dem Fach Nachhilfe gegeben.“ Sowi sei eher eine persönliche Neigung gewesen. Kristian Reichstein wollte im Studium mehr über gesellschaftliche Zusammenhänge und Politik erfahren.

Neue Herausforderung überzeugt

Seine Schule in Schwerte wollte der Vater einer Tochter eigentlich gar nicht verlassen. An zwei Orten gleichzeitig sein ging aber nicht, weshalb ihn die Chance auf die neue Stelle dann doch überzeugt hat. Ausschlaggebend sei auch die Konzeption der Gesamtschule gewesen. „Die Heinrich-Böll-Schule ist musikalisch breit aufgestellt“, freut sich der Hobby-Pianist, „außerdem gibt es hier Fächer wie beispielsweise Chinesisch. Das ist außergewöhnlich und spannend.“

Rückkehr nach Bochum

Lehrermangel führt zu Unterrichtsausfall

Eine weitere Herausforderung für die Heinrich-Böll-Schule: Bisher sind noch Lehrerstellen unbesetzt. Aktuell wurden nur zwei neue Lehrkräfte gefunden, Kapazitäten gibt es allerdings für insgesamt fünf. Daher kommt es momentan zu Unterrichtsausfall.

Auf die 1350 Schüler der Gesamtschule kommen derzeit 130 Lehrende. Ab November sollen die noch offenen Stellen aber neu besetzt werden.

Und: Reichstein arbeitet jetzt wieder in seiner Heimatstadt. Gewohnt hat er immer in Oberdahlhausen, er ist nach eigenen Aussagen „mit der Stadt verankert und kennt die Kommune gut.“ Und das kann auch in seiner neuen Position nicht schaden: Seit Jahren beschäftigt er sich mit Digitalisierung. Seine neue Schule ist bisher aber noch nicht ans Glasfasernetz angeschlossen, technische Mittel fehlen, um den Unterricht modern und zeitgemäß zu gestalten. „Ich sehe die Stadt hier aber auf einem guten Weg“, stellt Reichstein fest.

Teamgedanke ist wichtig

Er und sein Leitungsteam beschäftigen sich vor allem mit der inhaltlichen Umsetzung und der Integration von Medien in den Schulalltag. Dabei ist der Teamgedanke dem Lehrer wichtig. Immer wieder betont er, dass er nicht alleine handelt, sondern im ständigen Austausch mit seinen Kollegen ist. Bei 130 Mitarbeitenden wird das Kennenlernen wahrscheinlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Den Anfang hat Kristian Reichstein aber gemacht – auch ohne Schultüte.