Bochum. Die Stadtbahn-Planung der 60er Jahre war hoch ambitioniert. Nur wenig davon ist in Bochum und im Ruhrgebiet umgesetzt worden.

Ende der 60er Jahre wurde für das Ruhrgebiet im Rahmen der Landesverkehrsplanung ein umfangreiches U-Bahn-Netz entworfen. Es sollte, neben der S-Bahn, als zweites übergeordnetes Nahverkehrssystem dienen. Wegen der städteübergreifenden Funktion wurde das Projekt zunächst „Stadtbahn Rhein-Ruhr“ genannt.

300 Kilometer angestrebt

Die Planung sah ausschließlich kreuzungsfreie Strecken, 110 m lange Züge, Stromschienenbetrieb (an den inneren Seiten der Gleise) und eine Netzgröße von 300 Kilometern vor. Zwischen Dinslaken im Norden und Witten im Süden, zwischen Düsseldorf im Westen und Dortmund im Osten sollte die Stadtbahn rollen, das Ganze bis zur Jahrtausendwende ins Werk gesetzt werden.

Kreuzungsfrei im Gelände

Vor allem knapper werdende Budgets, aber auch der Strukturwandel des Ruhrgebiets mit der damit verbundenen Abwanderung der Bevölkerung führten dazu, dass das Stadtbahnnetz in dieser ambitionierten Form bis heute Fiktion geblieben ist. Der angestrebte echte U-Bahn-Betrieb auf allen Linien in Tunneln, über Brücken und kreuzungsfrei im Gelände wurde zugunsten der Weiterentwicklung des Stadtbahnnetzes aus den vorhandenen Straßenbahntrassen heraus zurück gestellt.

Bis heute nicht erreicht

Die 1989 in Betrieb genommene U 35 zwischen Bochum und Herne bildet eine Ausnahme. Sie ersetzte die weitgehend auf derselben Strecke fahrende Straßenbahn. So konnte mit der U 35 ein wesentlicher Aspekt des Stadtbahngesamtkonzepts demonstriert werden – nämlich die Herstellung städteverbindender Schnellbahnen in Nord-Süd-Richtung. Eine Maßgabe, die bald 60 Jahre nach dem Planungsstart auf den anderen ehemals geplanten Routen bis heute nicht erreicht ist.