Bochum. Wegen fahrlässiger Tötung ist ein Autofahrer (20) verurteilt worden. Er hatte eine 85-Jährige, die mit einem Rollator unterwegs war, umgefahren.

Die Bilder am Unfallort waren entsetzlich: Eine 85-jährige Bochumerin war mit ihrem Rollator von einem Auto erfasst, durch die Luft geschleudert und dann überrollt worden. Wenig später starb sie im Krankenhaus. Der Fahrer, ein 20-jähriger Paketauslieferer, wurde am Dienstag vom Amtsgericht wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.

Auch interessant

Die Sanktion: Er muss auf eigene Kosten ein Fahrsicherheitstraining bestreiten und sich neun Monate lang von der Jugendgerichtshilfe betreuen und im Leben allgemein unterstützen lassen. Auf 40 Sozialstunden, wie die Staatsanwältin es zusätzlich wollte, verzichtete das Amtsgericht. Auch den Führerschein darf er behalten.

Richterin Maren Butscher wertete die Schuld als „klassisches Augenblicksversagen“. Das hätte jedem, auch sonst sorgfältigen Autofahrer passieren können. Der Fahrlässigkeits-Vorwurf liege „deutlich im unteren Bereich“.

„Sie hatte den Blick starr auf ihren Rollator“

Der Bochumer war am 26. November 2018 um 17.03 Uhr mit seinem BMW stadteinwärts auf der Alleestraße in der Innenstadt unterwegs. Direkt vor ihm auf der rechten Spur, zwischen Edeka-Markt und Annastraße, stoppte ein 51-jähriger Bochumer, weil von links eine dunkle gekleidete Frau mit ihrem Rollator die Fahrbahn überqueren wollte. Sie stand bereits auf den alten Straßenbahngleisen in der Fahrbahnmitte. „Sie hatte den Blick starr auf ihren Rollator. Sie lief sehr langsam“, sagte der 51-jährige Autofahrer.

„Dann gab es einen lauten Knall“

Nach dem Unfall ging es direkt in eine Arrestanstalt

Direkt nach dem Unfall wurde der Unfallfahrer zur Wache und dann für eine Woche direkt in eine Jugendarrestanstalt gebracht. Dort musste er eine Woche lang einen Beugearrest verbüßen.

Bei der Überprüfung der Personalien hatte die Polizei im PC gesehen, dass der damals noch 19-Jährige Ende 2017 wegen einer Sachbeschädigung zu 40 Sozialstunden verurteilt worden war, diese aber nicht abgeleistet hatte.

In diesem Moment überholte der 20-Jährige links das andere Auto, weil er glaubte, dessen Fahrer vor ihm wolle rechts einparken. Beim Überholen erfasste der BMW-Fahrer die Seniorin. Er hatte sie nicht erkannt, obwohl er das hätte müssen. Er hatte nicht aufgepasst. „Dann gab es einen lauten Knall“, sagte der 51-Jährige im Prozess. Ein Gutachter bestimmte das Tempo auf 40 km/h.

Der Angeklagte räumte vor Gericht alles ein. Mehrfach brach er in Tränen aus. „Ich habe die Frau am Boden gesehen, ganz viel Blut“, sage er leise – dann weinte er. Ein Zeuge, meinte die Richterin, „hat gesagt, dass Sie völlig fertig waren. Den Eindruck habe ich auch jetzt.“

Der Angeklagte bat die – abwesende – Tochter im Prozess um Verzeihung. Er habe den Unfall nicht gewollt. Das Urteil nahm er sofort an.