Bochum. In Bochum haben die Chorproben für das Musical „Martin Luther King“ begonnen. 1000 Sänger wirken mit. Aufführungen sind 2020 im Ruhrcongress.

Schultern lockern, entspannt atmen, Konsonanten über die Lippen bringen und dann die Stimme klingen lassen: Während am Samstagnachmittag in der Hitze der Innenstadt die Menschen an den Eisdielen Schlange stehen, leitet Stefan Glaser in der noch kühlen Christuskirche ein sängerisches Warm-up für gut 600 Sängerinnen und Sänger. Es ist die erste große Probe für das Mitsing-Musical „Martin Luther King“. 26 Bochumer Chöre werden mitwirken.

Insgesamt haben sich 1000 Stimmen angemeldet, um die Aufführungen am 29. Februar und 1. März 2020 im Ruhrcongress zu gestalten. Die Bänke in der Christuskirche sind voll besetzt, hinten sitzen die Singstimmen Sopran und Alt, vorne die Tenöre und Bässe.

Stefan Glaser leitet als Dirigent die Proben.
Stefan Glaser leitet als Dirigent die Proben. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Musik zwischen Soul, Funk und Gospel

Stefan Glaser ist Bischöflicher Beauftragter für Kirchenmusik im Bistum Essen. Er leitet die großen Proben und dirigiert gemeinsam mit Hajo Gäbler, einem der beiden Komponisten des Chormusicals, auch die Aufführungen. Alle halten bereits das Liederheft in der Hand, in manchen Noten sind schon markierte Stellen und Notizen zu sehen. Die Musik changiert zwischen Soul, Funk und Gospel.

Die Sängerinnen und Sänger haben sich in ihren Chören oder allein mit einer Übungs-CD vorbereitet. So auch Sandra Schäfer aus Bochum. Sie hat früher viel in Chören oder Bands gesungen und das Musical als Anlass genommen, nach Jahren der Kindererziehung wieder gemeinsam zu singen. Mit einigen anderen Einzelstimmen hat sie für das Musical-Projekt Anschluss in einem Lindener Chor gefunden.

Sängerin war bei Uraufführung dabei

Andere wie Birgit Mentrup haben schon bei der Uraufführung von „Martin Luther King“ im Februar in Essen mitgesungen und sind begeistert wieder dabei. Anna Pankoke hat über den Schulchor der Matthias-Claudius-Schule von dem Projekt gehört. Zusammen haben sie noch einen Dortmunder Freund für den Riesenchor begeistert. Hans Josef Chrosnik hat früher selbst Chöre geleitet und ist am Samstagnachmittag ganz beseelt von dem Erlebnis, selbst in der Menge mitzusingen.

600 Sänger und Sängerinnen probten für die Auftritte 2020.
600 Sänger und Sängerinnen probten für die Auftritte 2020. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Es ist super, in so einer Menge zu singen“, findet auch eine Gruppe von Frauen aus Harpen, die mit ihrer Chorleiterin Steffi Hirsch dabei sind. Als reiner Frauenchor genießen sie die Männerstimmen. Die seien zwar nicht sehr viele, aber sehr gut, freuen sie sich. Einer der Bässe ist Peter Kanitz aus Lüdenscheid. Er hat schon beim Musical „Die zehn Gebote“ mitgewirkt und sich für Aufführungen in gleich mehreren Städten gemeldet. Es hat nicht überall geklappt, denn die Sängerinnen und Sänger aus den jeweiligen Regionen haben natürlich Vortritt.

Aufführungen in elf Städten

Das Chormusical wird 20 Aufführungen in elf Städten erleben. Bundesweit wirken 15.000 Menschen in den Chören mit. Außerdem stehen Musical-Solisten und eine Big-Band auf der Bühne.

„Martin Luther King“ wird verantwortet von der Stiftung Creative Kirche, die vor 25 Jahren aus einem ehrenamtlichen Jugendchorprojekt des Evangelischen Kirchenkreises Hattingen-Witten entstanden ist. Gleichwohl in der evangelischen Kirche verankert, vertritt die Stiftung das Prinzip: „Jeder kann kommen, wie er ist. Evangelisch, katholisch, als Atheist, getauft oder ungetauft.“

Tickets für die Aufführungen im Ruhrcongress gibt es unter www.king-musical.de/tickets oder unter 02302/28 222 22. Die Karten kosten 19,45 bis 59,90 Euro.

Es geht um das Gemeinschaftserlebnis

Den Musical-Machern der Stiftung Creative Kirche geht es vor allem um das Gemeinschaftserlebnis. Und davon spricht auch Peter Kanitz. Das Singen habe ihm, der als Elfjähriger aus Amerika nach Deutschland gekommen sei, nun mit 66 Jahren seine verlorene Identität zurückgegeben.

Was es heißt, eine Stimme zu haben, unterstreichen zur Pause auch der Superintendent Gerald Hagmann und sein katholischer Kollege, Stadtdechant Michael Kemper, in ihren Grußworten. „Sie geben Ihre Stimme einem Musical, einem Traum, dem Traum Martin Luther Kings.“